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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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vergangen. Und nun dieser Brief. Alfred konnte sich nicht beruhigen:
    Was habe ich mit ihm zu tun? Ich habe gezahlt, er hat eine Ausbildung gehabt.
    Stimmt. Das hättest du nicht machen müssen.
    Habe ich aber, sagte Alfred. Und was ist aus ihm geworden: Ein mieser Börsenbroker, der uns alle in die Scheiße geritten hat!
    Moritz legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter.
    Howard wird kommen und …
    Harold!, schrie Alfred.
    Moritz blieb ruhig, als er weitersprach:
    Wir werden ihn bewirten, comme il faut, und dann geht er wieder.
    Alfred nahm die Hand seines Bruders.
    Ich hab’s verkackt!
    Moritz strich seinem Bruder über die Wange.
    Komm essen. Es gibt Lockschnsuppe!
    Alfred erhob sich und sagte:
    Wer hätte das gedacht!
    Zamira kam mit der Suppenterrine ins Speisezimmer.
    Moritz lächelte ihr zu. Alfred saß apathisch und starrte vor sich hin.
    So, sagte Zamira, während sie Suppe in die Teller gab, ich hoffe, es schmeckt. Guten Appetit.
    Alfred schaute kurz auf und nahm sich Brot.
    Zamira fragte ihn:
    Sind Sie böse?
    Keine Reaktion. Sie zuckte mit der Schulter und ging zur Tür. Dabei sagte sie:
    Er ist heute schlecht gelaunt, der Herr Klee!
    Er bekommt bald lieben Besuch, der Herr Klee! Von seinem kleinen Sohn!, sagte Moritz amüsiert.
    Zamira war überrascht.
    Sie haben einen Sohn?
    Alfred sprang auf und zerknüllte seine Serviette.
    Das geht Sie nichts an! Kümmern Sie sich um die Suppe. Sie schmeckt abscheulich!
    Er lief aus dem Zimmer.

[zurück]
    18
    Zamira und Moritz bummelten durch die Kleinmarkthalle. Die junge Araberin war begeistert. Auch darüber, dass sie an diesem Ort frische Ziegenmilch bekommen konnte. Moritz spürte aber, dass etwas im Raum stand, und fragte sie:
    Was ist los mit Ihnen? Sie sind nachdenklich.
    Wegen Ihrem Bruder. Er ist so verbittert.
    Freddy ist im Grunde ein feiner Kerl. Gut, als Kinder haben wir uns oft gestritten …
    Streiten Sie doch immer!
    Moritz blieb stehen.
    Das nennen Sie Streit? Wir sind selten einer Meinung und er widerspricht mir bereits, bevor er weiß, um was es geht, aber das ist ein Zeichen von Schwäche.
    Gut, dass Sie Psychologe sind.
    Das ist Pech für ihn, ich durchschaue seine Tricks. Ich weiß, wann er lügt, ich kenne ihn besser als mich selbst.
    Er ist nicht glücklich, sagte sie.
    Sie gingen weiter.
    Sie haben recht. Er, der immer nur Unsterbliche gespielt hat, erkennt, dass er sterblich ist, dass er vergessen wird, dass er im Grunde wenig aus seinem Leben gemacht hat. Er ist nicht mit sich im Reinen. Deshalb liest er, schneidet aus, sammelt, surft im Internet, schreibt seine Erinnerungen. Interessiert sich für Astrologie. Er beschäftigt sich mit vielem und doch mit nichts.
    Er tut mir leid, sagte sie.
    Ich verbiete Ihnen jegliches Mitgefühl für ihn!
    Zamira lächelte. Langsam verstand sie Moritz’ Humor.
    Sie kamen zum Käsestand.
    Ei, der Herr Professor, sagte die dicke Käsefrau, wie geht’s denn so?
    Prächtig, Frau Arnold, darf ich Ihnen meine Tochter vorstellen?
    Zamira lächelte.
    Was?, sagte die Frau. Davon habe ich ja gar nix gewusst!
    Ich auch nicht, meinte Moritz, ich war vor vielen Jahren mal in Marokko und da ist es passiert. Ihre Mutter war eine Bauchtänzerin, in die ich unsterblich verliebt war. Sie wollte meine Ehe und meine Karriere nicht gefährden, aber nun, da ich Witwer bin, hat sie mir das Kind geschickt.
    Zamira hätte am liebsten laut losgelacht.
     
    Als das Telefon klingelte, war sie im Nu auf dem Flur, wischte sich die Hände an der Schürze ab und nahm den Hörer.
    Bei Kleefeld … Sie horchte und sagte dann: Ja, Moment bitte …
    Sie ging rasch ins Zimmer.
    Herr Klee! Telefon!
    Alfred kam in den Salon.
    Wer ist es?
    Filmproduktion, glaub ich.
    Bei diesem Wort verwandelte sich Alfred in Sekundenschnelle.
    Sie gab ihm den Hörer und er sagte mit dunkler Stimme:
    Jaaa? Hier Freddy Clay …
    Er hörte einen Augenblick zu, dann sagte er:
    Warten Sie einen Moment, Herr Bergmann, ich schaue mal nach, ob sich das ausgeht …
    Er legte den Hörer zur Seite und blätterte laut in Klaviernoten, die auf dem Flügel lagen, dann nahm er wieder das Gespräch auf:
    Das sieht ganz gut aus am Dienstag … Nein, ich nehme mir eine Taxe … Wohin? … Er schrieb die Adresse auf einen Block.
    Okay, sagte er dann, um acht bin ich im Atelier … Ja, bis dann.
    Er legte auf und ballte die Faust.
    Ja! Freddy Clay shoots again!, rief er und rannte zur Küche.
    Zamira goss gerade Olivenöl in die Pfanne, als Alfred

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