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Herr Möslein ist tot (German Edition)

Herr Möslein ist tot (German Edition)

Titel: Herr Möslein ist tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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riesig.
    »Tati, wie war es denn in Hamburg?«, will Rudi wissen.
    Ich zünde mir eine Kenton an. »Schlimmer als bei uns: 3,20-er Zigaretten gibt’s dort gar nicht!« Gisi lacht.
    »Ach, Gisi, da fällt mir ein, ich habe noch 20 DM für dich. Wir konnten unser Geld endlich bei der Künstler-Agentur abholen.« Meine Freundin steckt den wertvollen Schein lässig in ihre Arbeitshose und fragt dann, wahrscheinlich aus Höflichkeit: »Ach ja. Hast du eigentlich Carstens Mutter erreicht?«
    »Nicht wirklich. Meine zukünftige Schwiegermutter hält mich für verrückt.«
    »Hihi. Das ist doch keine Neuigkeit«, lacht Rudi.
    »Du bist gemein!« Ich versuche nach ihm zu schlagen.
    »Aber mal im Ernst«, Gisi rührt in ihrem Kaffee, »ulkig bist du neuerdings schon. Ich meine nicht nur die Sache mit diesem Carsten. Das allein ist schon bekloppt genug, aber du bist auch irgendwie anders. Was ist los? Hast du ’ ne Macke?«
    Ich gucke erst zu Gisi und dann zu Rudi. Beide schauen demonstrativ weg. Die Vögel zwitschern, der Teergeruch erinnert mich an alte Zeiten in Erfurt, als die Straße um unseren Neubaublock geteert wurde. Ich halte mein Gesicht in die Sonne und überlege. Soll ich meine besten Freunde beruhigen, ihnen erklären, was mit mir los ist, oder mache ich sie mit meiner Wahrheit nur noch verrückter? Verlässlich sind die beiden auf jeden Fall. Trotzdem wähle ich meine Worte sorgfältig: »Nein, ich habe keine Macke, nur liebenswerte Besonderheiten. Ich weiß nicht, wie ich euch erklären soll, warum ich mich ein bisschen verändert habe.«
    »Haha, ein bisschen!« Rudi lacht.
    »Ja, Rudi, körperlich wirklich nur ein bisschen, aber im Kopf habe ich mich ungefähr so verändert, als wäre ich von einem galoppierenden Alterungsprozess befallen. Habt ihr zufällig im Westfernsehen, muss im März dieses Jahres gewesen sein, den Film »Zurück in die Zukunft« gesehen?«
    »Wir gucken doch so selten fern! Und was hat das mit dir zu tun?« Gisi schaut mich fragend an.
    »Doch, Gisi, den haben wir gesehen. Wo der mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit fliegt und in die Geschichte eingreift«, freut sich Rudi.
    »Genau!« Der erste Schritt ist getan. »Und so ungefähr müsst ihr euch vorstellen, war ich in der Zukunft. Weiß also heute schon, was in den nächsten 20 bis 25 Jahren passiert.«
    »Du bist wirklich verrückt!« Meine Freunde trauen ihren Ohren nicht, und ihr Minenspiel verrät eine Mischung aus Ungläubigkeit, Irritation und sehr großem Mitleid.
    »Glaubt mir doch bitte. Ich weiß wirklich genau, was passieren wird. In wenigen Jahren wird es Computer geben, die so klein sind, dass man sie in der Hosentasche tragen kann. Es wird eine virtuelle Welt geben, zu der jeder Zugriff haben wird. Wir werden via Internet telefonieren und dabei den Gesprächspartner auf dem Bildschirm sehen können. Überall auf der Welt. Überhaupt, wir werden immer und überall per Handtelefon erreichbar sein. Kommunikation bekommt eine ganz neue Dimension.«
    »Mensch, Tati«, Rudi strahlt mich an, »du hast das Zeug zur Science-Fiction-Autorin. Du solltest Bücher schreiben!«
    »Mache ich ja. In ungefähr zwanzig Jahren«, antworte ich, nicht ohne Stolz. »Und wisst ihr, wie ich darauf komme, ein Buch zu schreiben?«
    Rudi zuckt mit den Schultern.
    »Weil ich einen Mann im World Wide Web suche und dabei so verrückte Dinge erlebe, dass ich sie aufschreiben muss!«
    »Wenn du einen Mann suchst, nimm ’ ne Taschenlampe mit«, sagt Rudi und spricht gleich weiter. »Pass auf: Vater und Sohn sitzen in der Küche. Sohn: Haste ’ ne Taschenlampe?
    Vater: Ja, wozu brauchste die denn?
    Sohn: Wir treffen uns abends im Park und fummeln bisschen mit den Mädels rum.
    Vater: Ham wir früher auch gemacht, aber ohne Taschenlampe.
    Sohn: Na denn kiek dir mal Muddern an!«
    Trotz oder wegen des unsagbar schlechten Witzes lacht Rudi. Ich nicht. Die pragmatische Gisi scheint uns gar nicht zugehört, sondern nach einem eindeutigen Beweis gesucht zu haben, dass ich Blödsinn erzähle.
    »In der DDR . Computer. Kommunikation. Für jeden? Niemals!«
    »Nicht in der DDR . Wir werden alle in der BRD leben«, werfe ich ein und werde sofort unruhig, weil ich schon wieder zu viel gesagt habe.
    »Ich bin doch nicht bescheuert«, ruft Rudi empört, »ich verbrenne mir doch nicht mein Gesicht beim Hausbau, um dann in die BRD abzuhauen. Unmöglich!«
    Gisi ist mit ihren Gedanken noch bei den technischen Errungenschaften, die ich erwähnte, und ignoriert

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