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Herr Tourette und ich

Herr Tourette und ich

Titel: Herr Tourette und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelle Sandstrak
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Tage.

    An diesem Montag habe ich Probleme. Die Türen und Türschwellen und Türklinken scheinen kein Ende zu nehmen. Überall sehe ich Rituale, Zwangsgedanken hinter jeder Ecke. Ich trete in dieselbe Hundekacke, stecke an derselben Tür und derselben Schwelle fest wie gestern, vorgestern und vorige Woche. Da beschließe ich, die Hundekacke einzusammeln und sie ihrer ursprünglichen Quelle zuzuführen – Frau O. in der Hagebygata 4. Sie hat ein Bild von ihrem geliebten Boxer am Briefkasten, man muss also kein Sherlock Holmes sein, um die Besitzerin des kackwütigen Tieres ausfindig zu machen. Ich halte mir die Nase zu und rolle die Hundescheiße mit den Schuhspitzen ins Morgonbladet ein. Dann schreite ich mit federnden Schritten zur Hagebygata 4, und als ich um die letzte Ecke komme, nur wenige Meter vom Bombenziel entfernt, da taucht er plötzlich auf – der gefürchtete weiße Mitsubishi mit Vierradantrieb. Er fährt wie ein Verrückter auf mich zu, bremst, so dass mir der Staub direkt ins Gesicht bläst und mein Gesicht, meinen Körper und die Zeitung mit der Hundescheiße drin bedeckt. Das Fenster auf der Fahrerseite gleitet herab. Johansen, Mengele selbst, spuckt sein altes Kaugummi aus und sagt:

    »Verdammte Scheiße, du stinkst vielleicht. Hast du schon von der allerneuesten Erfindung gehört?«

    »Was?«

    »Duschen heißt die«, grinst er, wird aber gleich wieder ernst:

    »Du bist zwei Stunden zu spät, mein Lieber, und das ist nicht das erste Mal … Ja, verdammt, ich will gar nicht wissen, das wievielte Mal das ist. Das funktioniert einfach nicht mit dir. Herr K. hat angerufen und in den Hörer gebrüllt, dass er in der letzten Woche jeden Tag zwei Aftenposten bekommen hat, und das, obwohl er allein lebt und das Morgonbladet abonniert hat. Ich will dich hier nicht mehr haben, du passt nicht rein, das hier ist kein Ferienjob, hau ab nach Hause und geh duschen und such dir ein Leben, du fauler Sack. Du kriegst diesen Monat noch deinen Lohn, aber komm um Gottes willen nicht mehr her, ich finde locker bis morgen jemand anders, that’s it.«

    Johansen lässt das Fenster wieder hochgleiten. Und er will gerade weiterfahren, da lasse ich den Zeitungskarren fallen, klopfe ans Fahrerfenster, und er ist blöd genug, es wieder runterzulassen.

    »Was haben Sie gesagt?«, frage ich.

    »Geh nach Hause und dusche, du …«

    Ich falte das Morgonbladet auseinander und drücke ihm die ganze Hundescheiße direkt ins Gesicht. Und ich halte die Zeitung auf dem Gesicht, und ich drehe und presse sie noch ein paar Zentimeter weiter in seine Visage. Mengele ist zu schockiert, um sich aus dem Griff zu befreien, und ich bin zu eifrig, um damit aufzuhören. Er schreit und tritt, ich lache und ticse – Zucken im Bauch, Geräusch .

    »Schon von der allerneuesten Erfindung gehört, Shitface?«

    Mengele wird von Panik erfasst, fängt beinahe an zu heulen, er wird mich töten und mich anzeigen und mich erschießen, und das alles gleichzeitig. Ich lasse die Zeitung los und tue so, als würde ich auf Schlittschuhen davonlaufen. Er packt das Lenkrad, springt aus dem Auto und hat sicher vor, mich zu erschlagen, doch dann fällt er hin, und das Letzte, was ich höre, ist in weiter Ferne seine fiebrige Stimme:

    »Ich weiß, wer du bist, wo du wohnst, ich werde dich nicht vergessen, keiner macht mich lächerlich, niemand …«

    Ich gehe sofort nach Hause und lege mich hin. Ich schlafe acht Stunden, mit Kleidern und Schuhen an. Das Morgonbladet nehme ich als Kissen. Es riecht besser als die meisten Kissen, die ich in den vergangenen Monaten ausprobiert habe.

Machen die Quälgeister denn niemals Ferien?

    Große schwarze Regenwolken aus Süden gleiten sanft und schön und fein auf mich zu, und ich erkenne die Gefahr erst, als sie über meinem Kopf stehen. Sie wissen, dass sie mich in nur wenigen Sekunden zu einem muffigen, durchnässten Geschirrhandtuch machen können, ihren verdammten Regen über mich ausgießen können, wann immer sie wollen, ich werde ihnen doch nicht entkommen. Die Rituale haben mich im Würgegriff, aber sie scheinen doch mit dem letzten und tödlichen Zupacken noch warten zu wollen, warten, bis die perfekte Gelegenheit da ist, vielleicht, wenn es mir gerade am besten geht.

    Ich stinke nach Schweiß, meine Strümpfe sind am Ende, das Loch im Mantel wächst und wächst. Das Loch in der Schuhsohle dichte ich wirkungsvoll mit Stückchen von schwarzen Plastiksäcken ab, so dass man es von außen fast nicht sieht,

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