Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
Motor zweimal absoff; er amüsierte sich prächtig. Nur elf Mal trat er statt aufs Gas auf die Bremse, das sei für einen Anfänger bestimmt ein Rekord, brüstete er sich. Und von wegen Schleudertrauma, da übertreibe Frau Hase mal wieder maßlos. Als sie am Schlosstor ankamen, verkündete Herr Hase, jetzt hätte er den Bogen endgültig raus. Dann rammte er den Torpfosten. Aber das hätte schließlich jedem passieren können, wie er betonte.
Marlene bat Herrn Hase, sie vor dem Tor abzusetzen, damit der Butler sie nicht sah.
»Wieso willst du dich denn vor dem Butler verstecken?«, fragte Herr Hase.
»Onkel Runyon zuliebe«, erklärte Marlene. »Der wäre zwar begeistert, wenn zwei Hasen in einem Smart auf sein Grundstück gefahren kämen. Er will sich zur Lebensaufgabe machen, eure, ähm, Fahrkünste zu studieren.«
»Jedem das Seine«, sagte Herr Hase herablassend. Er empfand es als persönliche Beleidigung, wenn er in irgendeiner Weise als Studienobjekt herhalten sollte.
»Aber Jeeves soll eben nicht verstört werden, und das würde er, wenn er, ähm, von Auto fahrenden Hasen oder Entführer-Füchsen erfahren würde.«
»Keine Sorge, mein Kleines«, sagte Frau Hase und tätschelte Marlene die Schulter, was ihr von Marlenes Schoß aus natürlich nicht schwerfiel. »Gutes Personal ist einfach so schwer zu finden. Also, mach dir mal keine Sorgen. Herr Hase und ich haben alles unter Kontrolle.«
Frau Hase, die in früheren Zeiten zwölf kleine Häschen so oder ähnlich beruhigt hatte, war ganz in ihrem Element, und Marlene fühlte sich tatsächlich schon sehr viel besser. Bisher hatte sie noch nie jemand irgendwie getröstet, das war ein herrliches neues Gefühl. Sie ging zurück ins Schloss, aß zu Abend und fiel glücklich ins Bett.
Als Marlene weg war, sagte Frau Hase allerdings zu Herrn Hase: »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was wir tun sollen, du etwa? Sonst ist mir das ja meistens egal, aber jetzt ist eine Idee gefragt. Wir müssen langsam mal Gas geben, Herr Hase.«
»Keine Bange«, erwiderte Herr Hase resolut. »Ich habe schon einen Verdacht. Und das ist in unserem Geschäft schließlich die halbe Miete.«
»Wen hast du denn im Verdacht?«, fragte Frau Hase.
»Den Butler.«
»Wie denn das?«, fragte Frau Hase. »Es waren doch angeblich Füchse?«
»Die machen mit dem Butler natürlich gemeinsame Sache«, sagte Herr Hase.
»Aber dann wüssten sie ja, wo der Onkel wohnt«, wandte Frau Hase berechtigterweise ein. »Dann müssten sie nicht Marlenes Eltern entführen.«
»Trotzdem scheint mir unabdingbar, dass wir ihn in irgendeiner Weise verdächtigen. Ist es im Kriminalroman denn nicht stets der Butler? Das kommt am Ende immer aus heiterem Himmel. Und hier schlagen wir ihm eben ein Schnippchen. Wir verdächtigen ihn gleich von Anfang an!«
Frau Hase seufzte. Wenn Herr Hase sich in eine Idee verrannt hatte, ließ er nicht mehr davon ab. Und selbst wenn er davon abließ, verfocht er sie zum Schein munter weiter. Die ganze Sache mit dem Butler war lächerlich, aber jetzt durfte sie sich den Quatsch anhören, bis der Fall gelöst war. Sie seufzte noch einmal.
»Außerdem nehmen wir Marlene am besten mit zu uns«, fügte Herr Hase hinzu. »Wenn ihren Eltern plötzlich wieder einfällt, wo der Onkel wohnt, könnte sie sogar im Schloss in Gefahr sein.«
»Aber dann ist sie den Füchsen doch egal. Die sind doch nur hinter dem Onkel und seinen Codeknacker-Künsten her.«
»Außer sie kriegen den Fuchsrappel. Und du weißt ja, was das heißt.«
Frau Hase zuckte zusammen. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber wo soll Marlene denn schlafen?«
»Während du morgen bei deinem Hutclubtreffen bist, hole ich sie ab, und dann bauen wir ihr eine Gästehütte, in die sie reinpasst.«
Frau Hase nickte. »Dann stelle ich euch ein paar rote Rübensandwiches hin. Und ein paar Cupcakes. Kinder lieben Cupcakes.«
»Herr Hase liebt Cupcakes«, erinnerte sie Herr Hase und trat aufs Gas, worauf Frau Hase sich wieder die Augen zuhielt, was Herr Hase ziemlich unsportlich von ihr fand. Bis ihm einfiel, dass er ihr jetzt wunderbar die beiden Knuffe zurückzahlen konnte, die er noch bei ihr guthatte.
Die Geheimbotschaft
Nach Detekteischluss zogen sich die Hases zu einem gemütlichen Abend in ihrem neuen Zuhause zurück. Herr Hase hatte längst den Sessel mit Leselampe am Wohnzimmerkamin für sich reklamiert. Das Abo der Zeitschrift Waldtierweltwissen des Vorbesitzers war nie gekündigt worden, und Herr Hase
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