Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
Vom Netzwerk:
klarkommen.«
    Für so eine Dreistigkeit braucht es ein Kreuz aus Stahlbeton.
    Platz eins!

Hyperaktive Lektüre
    Showdown zwischen dem Millrather Friedhof und dem Wanderparkplatz oberhalb der Winkelsmühle. Der schotterbestreute Rad- und Fußweg führt an der S-Bahn entlang. Er ist in mildes, klares Frühlingslicht getaucht. Die sanfte Sonne beleuchtet mich und Luna, wir wir pfeifend und unverzagt einherradeln. Sie beleuchtet auch eine muskulöse Rhodesian-Ridgeback-Hündin, die wie ein Pfropf den Weg blockiert und von dem Augenblick an, als sie uns erblickt, langsam, aber stetig Fahrt aufzunehmen beginnt. Und sie scheint auf Ridgeback-Frauchen, die viel zu weit entfernt ist, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben.
    Kurz: Wir können uns alle gut sehen.
    Ich bin zwar außerordentlich versiert im Abwehren von Hunden mit Hilfe von Fahrrädern, aber wenn siebzig Pfund Rhodesian Ridgeback grollend auf mich zustürmen, wird mir blümerant.
    Diese große Rasse war ursprünglich für die Löwenjagd in der Savanne vorgesehen. Natürlich gibt es mittlerweile bravgezüchtete Showlinien. Aber wer garantiert mir denn, dass unser herangaloppierendes Exemplar aus einer solchen Linie stammt? Oder dass bei den braven Schönen kein hammerhartes Löwenjäger-Gen mehr mitmischt?
    Es trägt auch nicht zu meiner Beruhigung bei, dass Ridgeback-Frauchen
kreischend ihre Hündin zu sich ruft, die sich davon überhaupt nicht beeindrucken lässt.
    Sie verlangsamt nicht mal annähernd ihr Tempo.
    Im Gegenteil.
    Als uns seinerzeit Lua, die massige polnische Herdenschutzhündin, aufs Korn nahm, hatte ich genügend Zeit, mich auf den Aufprall vorzubereiten. Lua rollte wie eine Dampflok auf uns zu. Ich konnte in Ruhe mein Fahrrad in Stellung bringen. Die Ridgeback-Lady hingegen ist schnell wie ein ICE. Ich bremse gerade noch ab. Da ist sie auch schon da und geht uns von der Seite an.
    Luna schwillt bereits seit geraumer Zeit der Kamm. Ich beschließe aus gesundheitlichen Gründen, mich aus dieser Auseinandersetzung herauszuhalten, und lasse Lunas Leine los, damit sie sich frei bewegen kann.
    Ohne mich, meine Damen, klärt das mal unter euch.
    Ich muss zugeben, in solchen Situationen handelt die Krawallmaus sehr klar strukturiert. Ohne eine Zehntelsekunde zu zögern, federt sie einmal um die eigene Achse, schnappt sich das Ohr des Ridgebacks und zerrt es knurrend hin und her.
    Es klingt wie: »Wenn. Du. Noch. Ein. Mal. Nach. Ange. Lein. Ten. Hunden. Schnappst. Versohl. Ich. Dir. Nach. Strich. Und. Faden. Den. Arsch!«
    Die Ridgeback-Hündin beginnt auf der Stelle, sich angemessen und stimmgewaltig zu entschuldigen. Sie heult in den höchsten Tönen und verspricht, nie wieder so etwas Hinterfotziges zu unternehmen.
    Ich betrachte fasziniert das Spektakel. Im Grunde freut es mich. Zeigt es mir doch, dass mein Hund in keiner Weise aggressiv ist, sondern nur gut sozialisiert den anderen deutlich in Schranken weist.

    Mittlerweile ist Ridgeback-Frauchen auch da und beginnt, nach Leibeskräften auf die beiden Hunde einzuschreien. Das ist schade, denn Luna war kurz davor, das bis dato noch unverletzte Ohr loszulassen. Angesichts eines zweiten, heulenden Gegners lässt sie das bleiben und kneift fester zu.
    Ich bitte das Ridgeback-Frauchen höflich, mal kurz den Mund zu halten, und knie mich neben meine wütende Luna. Das Öhrchen klemmt sicher im Schraubstock. Es blutet etwas. Die beiden Hündinnen knurren nur und bewegen sich kaum. Beruhigend rede ich auf Luna ein, greife behutsam ins Halsband und warte auf den Moment, wo sie nachfassen muss, weil ihr das glitschige Ohr zu entgleiten droht.
    Als es so weit ist, ziehe ich Luna mit einem Ruck zurück. Das Ridgeback-Frauchen hat diesen goldenen Moment leider verschlafen und hält ihre Hündin nicht fest. Die setzt nach, schnappt wild um sich und erwischt Gott sei Dank nichts außer Luft.
    Ich fauche die Frau an, sich jetzt endlich um ihren Hund zu kümmern.
    Ihr Heulen geht nahtlos in Schreien über. Was mir denn einfalle, mir und meiner aggressiven Töle, keine Ahnung hätte ich von Hunden, es habe sich von Anfang an um eine Spielaufforderung gehandelt, ich könne wohl Hunde nicht richtig lesen, sonst wäre mir das ja wohl aufgefallen!

    »Im Leben war da keine Spielaufforderung rauszulesen«, rege ich mich eine Woche später noch auf.
    »War da denn wenigstens der Ansatz einer Vorderkörpertiefstellung zu sehen?«, will CC wissen.
    Da mich der Vorwurf, ich könne Hunde nicht richtig lesen,
ordentlich

Weitere Kostenlose Bücher