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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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steht.
    In diesem Fall ist es ein Typ mit Fußballerfrisur, Jeansjacke und Oberarmen wie Schweinehälften. Er schiebt sich unsanft zwischen uns und fragt mit der Liebenswürdigkeit eines Gefrierhaus-Gabelstaplerfahrers: »Scheint euch hier nicht so zu gefallen, Jungs. Oder? Solltet besser in euren Porsche steigen und zusehen, dass ihr Land gewinnt.«
    In Kurzform will er uns Folgendes sagen: Ihr habt genau zehn Sekunden, um euch in Sicherheit zu bringen . Bernd und mir ist das sofort klar, weswegen wir uns auch unauffällig nach dem Fluchtweg umsehen. Nur Andy ist natürlich nicht bereit, sich so einfach hinauskomplimentieren zu lassen. Er
grinst den Stiernacken an und sagt: »Was ist denn mit dir los, Typ? Bist du immer so unfreundlich zu Gästen? Ach, ist ja auch egal. Du kannst halt nichts dafür.«
    Ist Andy nicht klar, dass inzwischen auch die Freunde des Gabelstaplerfahrers auf uns aufmerksam geworden sind? Sie bilden einen Halbkreis um uns, was ungefähr so aussieht, als würde eine Meute Saruman Orks in voller Kriegsmontur drei Hobbits einkreisen (Ja, es gibt Typen, gegen die wirke sogar ich zierlich.)
    Dann fangen sie ein Gespräch mit Andy an, dass sie sich meiner Meinung nach auch sparen könnten.
    Ork eins: »Ey! Was hast du gesagt?«
    Ork zwei: »Sag das nochmal.«
    Ork drei: »Wenn du das noch mal sagst …«
    Ork vier: »Ich sag dir jetzt mal was …«
    Andy, grinsend: »Mann, Leute. Entscheidet euch mal, was ihr wollt.«
    So viel Unverschämtheit bringt sogar professionelle Vollhorsts aus der Eifel kurzfristig aus dem Konzept. Dann aber folgen sie Andys Vorschlag und einigen sich. Ich überlege kurz, ob ich noch schnell bei der Vierundzwanzig-Stunden-Hotline meiner Lebensversicherung anrufen und die Schadensfallsumme erhöhen sollte. Andererseits, was hätte das für einen Sinn? Katja ist ja laut Vertrag die Begünstigte und die soll gefälligst trauern, wenn ich abtrete, und sich nicht über die ganze Kohle freuen.
     
    1:57 Uhr: Im Festzelt herrscht auf einmal eine Stimmung wie im Octagon-Käfig der Ultimative Fighting Championship . Wir waren nur der Funke, der das Feuerwerk entfacht hat,
auf das sich alle schon den ganzen Abend gefreut haben. Darum fangen auf einmal nicht nur die vier Eifel-Orks an, auf uns einzuprügeln. Nein, alle anderen Zeltbesucher stürzen sich sofort mit großem Hallo und bester Laune auch auf irgendeinen anderen Gast, um ihn windelweich zu schlagen.
    Das heißt, uns erwischt es gar nicht so richtig. Denn Bernd, Andy und ich liefern drei beeindruckende Beispiele dafür ab, wie man inmitten einer ausufernden Schlägerei glimpflich davonkommt. Am eindrucksvollsten ist Bernd, der es gleich mit drei Angreifern zu tun hat. Er wendet einen Trick an, den wir mal bei einem gemeinsamen Besuch beim Stierkampf in Spanien gesehen haben. Er stellt sich stocksteif hin und hofft, auf diese Art unsichtbar für die Ochsen zu werden, die auf ihn zustürmen. Und tatsächlich, es funktioniert. Die drei Angreifer bleiben stehen, schütteln verwundert die Köpfe und stürzen sich dann auf irgendjemand anderes, der direkt danebensteht und den Fehler macht, sich zu bewegen.
    Andy wählt natürlich mal wieder den einfachsten Weg. Als ich nach ihm Ausschau halte, entdecke ich ihn am Tisch der Polizisten, wo er fröhlich mit ihnen anstößt und ein Gesicht macht, als würde ihn das alles gar nichts angehen.
    Ich habe als Einziger von uns weniger Glück. Mich erwischen direkt am Anfang zwei tüchtige Schwinger im Gesicht. Dann packt mich ein Typ unsanft an den Schultern, aber noch bevor er mir seine Faust in den Magen rammen kann, haut ihm seine Freundin einen Stuhl über den Kopf, woraufhin er bewusstlos zusammenbricht. Sie lächelt mich an und sagt: »Das ist die einzige Methode, wie ich ihn ruhig bekomme. War schon der achte Stuhl in diesem Jahr.«

    Allerdings währt mein Glück nur kurz, denn sofort haben mich ein paar neue Typen ins Visier genommen. Und diesmal komme ich bestimmt nicht mehr so glimpflich davon. Ich rechne schon mit einer ernsthaften Abreibung, als ich spüre, wie mich jemand an der Hand nimmt und zur Seite zieht. »Da vorne, da können wir unauffällig verschwinden. Einfach unter der Zeltplane durchtauchen.«
    Es ist die Kellnerin aus der Goldenen Gans . Sie schenkt mir ein kurzes Lächeln und zieht mich dann mit sich.
     
    2:55 Uhr: Warum Männer sich prügeln? Um danach von Frauen verarztet zu werden … Ich liege etwas entfernt auf einer Wiese, wo die Wumms-Musik und das

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