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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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Fickel überhaupt nicht, was da vor sich ging. Erst als die Gundelwein ihr Kostümjäckchen schon bis auf den letzten Knopf aufgerissen hatte, ihr linkes Bein lasziv auf einen Stuhl stellte und sich langsam ein Kreis von Partygästen um sie bildete, die rhythmisch klatschten wie einst die Zuschauer beim »Kessel Buntes« [ 45 ], machte es bei ihm klick!
    Einen Augenblick später fühlte er, wie sich in seinem Zwerchfell ein monströser Hurrikan konstituierte. Die Tränen schossen ihm in die Augen, und er musste sich mehrfach kneifen und am Geländer festhalten, um nicht laut herauszuplatzen oder gar vom Balkon zu kippen. Seine Exfrau, die gefürchtete Oberstaatsanwältin und Jeanne d’Arc der Frauenrechte, die Selbstkontrolle in Person, legte hier und jetzt vor einer Horde wild gewordener Lokalpromis tatsächlich einen waschechten Striptease hin!
    Der Fickel riss sich mühsam zusammen und hielt tapfer mit seiner Handykamera drauf, wie die Gundelwein erst den Landrat Kminikowski und dann insbesondere den klein gewachsenen Glatzkopf antanzte, der von schräg unten lüstern auf ihr Dekolleté schielte. Der kleine Lüstling durfte sogar den Reißverschluss ihres Kostümrocks öffnen, wobei er sich vor Aufregung mehrfach verhedderte; als Nächstes fiel schon die Bluse, und die Oberstaatsanwältin stand auf einmal nur noch in Unterwäsche im Raum. Die Männer, vor allem der ebenfalls anwesende Exner und der Glatzkopf, klatschten und johlten begeistert. Die Gundelwein schwang jetzt ihre Hüften, als würde sie einen Bauchtanz machen, nur eben ohne Bauch. Dann legte sie ihren Oberkörper zurück, setzte ihre Hände auf den Boden und bog sich zu einer »Brücke«, was das Erotikbarometer im Raum in ungeahnte Höhen trieb.
    Doch als die Oberstaatsanwältin sich mit ihrem athletischen Körper wieder in die Senkrechte hob, war ihr Gesicht auf einmal fahl wie eine frisch gekalkte Wand. Plötzlich stand sie nur noch ganz still da und hielt sich die Hand vor den Mund. Das Klatschen ebbte langsam ab. Der Fickel hatte eine böse Vorahnung. Um zu seiner Suite zurückzukrabbeln, war es zu spät. Eilig zog er den Tisch vom Geländer ganz zu sich rüber, stellte ihn am Rand des Balkons auf und verkroch sich in den dunkelsten Kernschatten der Tischplatte. Keine Sekunde zu früh, denn nur eine Quadrillionstel Sekunde später wurde die Balkontür aufgerissen, und die Oberstaatsanwältin Gundelwein stürmte ins Freie, beugte sich über die Brüstung und gab den Inhalt ihres Magens preis, unter anderem, wie sie später selbst aus ihrer Rechnung rekonstruierte, allein acht Martini extra dry und vier Gin Tonic.
    Nach einem minutenlangen Würgeexzess, der dem Fickel – wie im Grunde alles an seiner Exfrau – in gewisser Weise exaltiert vorkam, legte sie sich erschöpft auf die Sonnenliege, direkt neben das Versteck vom Fickel, sodass der nur die Hand hätte ausstrecken müssen, um sie zu berühren. Aber er hütete sich natürlich davor, dies zu tun, und überlegte fieberhaft, wie er unter diesen Umständen unerkannt wieder auf seinen Balkon zurückgelangen sollte. Dummerweise meldete just in dem Moment sein »Hightechhandy von vor acht Jahren«, dass der »Speicher bald voll« sei, und gab dabei einen durchdringenden Warnton von sich.
    In diesem Moment wäre der Fickel lieber auf dem Mond gewesen oder sogar auf der Hans-Renner-Schanze, sogar mit Sprungski an den Füßen, aber zu seiner grenzenlosen Erleichterung hörte er neben sich nur leise röchelndes, regelmäßiges Atmen.
    »Sie pennt«, meinte der kleine Glatzkopf sachkundig, der mit dem Landrat auf den Balkon getreten war. »Eigentlich schade …«
    »Total blau«, nickte der Landrat Kminikowski.
    »So ist sie mir tausend Mal lieber als nüchtern«, erklärte der Glatzkopf amüsiert. »Ich dachte schon, sie will mich mit ihren Riesengräten ersäufen wie einen Hundewelpen!«
    »Sie ist hier und da ein wenig überambitioniert«, erklärte der Landrat. »Aber im Moment ist mir lieber, ich weiß, wo sie rumschnüffelt.«
    »Verstehe«, brummte der Glatzkopf. »Und was machen wir jetzt mit ihr?«
    »Wir lassen sie einstweilen hier; wenn die Party vorbei ist, lasse ich sie in ihr Zimmer schaffen.«
    »Das könnte ich doch übernehmen«, schlug der Glatzkopf vor. »Schließlich schuldet sie mir noch was …«
    »Dann solltest du aber sichergehen, dass sie tief genug schläft«, mahnte der Landrat. »Die kennt keine Verwandten, wenn es um so was geht.«
    Die beiden gingen wieder rein. Zum

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