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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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folgen.«
    »Die Zwischenlagerung. Sollen Sie ein Gutachten abgeben, ob so eine Zwischenlagerung in den bayerischen Bergen möglich ist?«
    »Ja, natürlich, ist ja die Bayerische Staatsregierung. Ich habe hier eine Liste von Standorten, die ich bewerten soll. Überall, wo es Stollen gibt, die keiner mehr braucht. Und da ist Bayern voll davon. Altes Zeug aus dem Krieg, unterirdische Montagehallen und so weiter. Da haben wir schöne bei Ihnen da draußen, wo Sie herkommen, Herr Hartinger. Flugzeugmontage in Oberammergau und Eschenlohe. Der schönste Stollen entsteht aber gerade erst mit dem Geld des Bundes, das freut die in der Staatskanzlei besonders – der Kramertunnel.«
    »Und da könnte man … Atommüll lagern?«
    »Vollkommen problemlos, wie ich Ihnen sagte. Kein abgestürztes Flugzeug und keine Bombe könnte so einen Tunnel beschädigen, wenn er weit genug im Berg liegt. Selbst die Wasserstoffbombe von ’61 nicht. Also höchstwahrscheinlich. Aber wenn die über uns explodiert, ist eh alles egal.«
    »Es ist zum Auswachsen. Die schönsten Personallisten und Gehaltsabrechnungen. Aber leider erst ab 1960. Nichts aus den Fünfzigern. Das ganze Wochenende hab ich das alte Papier aus dem Gruber seinen Kisten gewälzt. Schöne Fotos. Lustige Abmahnungen. Zugegangen ist’s da schon ordentlich, das kannst du mir glauben.« Albert Frey hatte für diesen Montag einen Tag im Marktarchiv eingeplant, um weiter nach dem Verbleib von Lazlo Balta und Paul Rudolph zu suchen. »Und der neue Chef vom Einwohnermeldeamt weiß nicht einmal, wann die alten Karteikarten mikroverfilmt worden sind. Oder wann das Staatsarchiv was bekommen hat. Das hätte der Huber Max alles gewusst, aber der ist ja in die Klamm gefallen …«
    Der Archivleiter saß an seinem PC und klickte sich durch irgendwelche gescannten Materialen. Von Albert Frey nahm er an diesem Tag offenbar kaum Notiz und zuckte nur hin und wieder mit den Schultern.
    »Ich weiß, du musst diese Festschrift ›75 Jahre Garmisch-Partenkirchen‹ fertig machen, ich lass dich schon in Ruhe.«
    Der Leiter des Marktarchivs nickte dankbar. Dann fiel ihm etwas ein. »Der Chef wollte, dass du zu ihm raufgehst, wenn du da bist.«
    Albert Frey hob die Augenbrauen. »Was will denn der?«
    Der Archivar zuckte nur mit den Schultern.
    »Na gut, bringen wir es hinter uns.« Albert Frey erhob sich und verließ das Archiv, um die Treppe in den ersten Stock des Rathauses zu erklimmen, wo sich das Büro des Bürgermeisters befand.
    Oben angekommen, meldete er sich bei Christina Mauereder. Die bat ihn, auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen, bis der Bürgermeister sein Gespräch mit einem Besucher beendet hätte.
    Das konnte dauern, wusste Frey. Er setzte sich dennoch, und um keine Langeweile aufkommen zu lassen, versuchte er sich in seinem alten Spiel, Leuten, die partout keine Unterhaltung wünschten, eine solche aufzudrängen. Bei Christina Mauereder, das wusste er aus vielen Besuchen, war das eine besondere Herausforderung.
    »Schön haben Sie’s hier«, begann Albert Frey. »Großes Büro.«
    Die Bürgermeistersekretärin brachte nur ein »Schon« über die Lippen.
    »Ah, Thailand. Sehr schön. Fahren Sie da öfters hin?« Frey deutete auf die an den Raumteiler gepinnten Kalenderblätter, die allesamt langweilige Palmenstrände und im Meer stehende Felsen zeigten.
    »Ja, schon«, kam es diesmal hinter dem Bildschirm hervor. Immerhin zwei Worte.
    Noch ein paar Fragen, und die Dame würde ›Krieg und Frieden‹ aufsagen, dachte Frey. »Irrsinn, so ein Gummibaum. Wie alt ist denn der?« Eine offene Frage würde das Gehirn der Frau vielleicht von ihren Patiencen ablenken.
    In der Tat sah sie vom Bildschirm auf.
    »Weiß ich nicht, der war schon da, als ich vor zwölfeinhalb Jahren hier angefangen hab.«
    Ein ganzer Satz! Frey schöpfte Hoffnung. Es würde vielleicht doch noch ein Gespräch werden. Seiner Meinung nach müsste die Dame ihm dafür allerdings ihrerseits ebenfalls eine Frage stellen, eine, die im Entferntesten ein Interesse an seiner Person erkennen ließ.
    Aber zunächst war er noch dran. »Katzen oder Hunde, was mögen Sie lieber?«, wollte er wissen. »Sie haben Poster von beidem hinter sich hängen.«
    »Ich mag die Viecher allesamt nicht. Die sind noch von meiner Vorgängerin.«
    Von vor zwölfeinhalb Jahren? Darauf fiel auch Frey nur ein »Oh« ein. Dann, nach einer kleinen Pause: »Die Bücher auch? Darf ich mir die ansehen?« Im Regal stand neben einer

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