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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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hat.«
    »Woher haben Sie das Bild?«
    »Tut nichts zur Sache. Die Polizei kannte es nicht. Jedenfalls lassen Sie sich gesagt sein, dass die Frau Doktor es gut mit Ihnen meint.«
    »Und der Oberstaatsanwalt kennt das Bild?«
    »Und Hanhardt. Dem habe ich es zuerst gezeigt. Natürlich unter der Hand. Die wissen, dass sie mit Ihnen den Falschen haben, Herr Hartinger. Aber Sie haben der Gerichtsmedizin der Universität Beweisfälschung vorgeworfen. Im Hintergrund läuft eine interne Ermittlung, die Wellen schlagen kann. Hohe Wellen. Und wir wissen nicht, wie die Untersuchung ausgeht. Da kommen dann Mächte ins Spiel, die wir nicht beeinflussen können. Vielleicht tauchen da noch ganz andere Beweise gegen Sie auf. Ich hab schon Pferde vor der Apotheke kotzen gesehen.« Dr. Mertens starrte Hartinger beschwörend in die Augen, während er sagte: »Die können Sie nicht rauslassen, wenn Sie nicht zugeben, mit dem Opfer Verkehr gehabt zu haben. Und daher habe ich einen Deal vorgeschlagen. Sie geben es zu, dann wird Ihr Sperma in der Frau erklärbar. Sie hatten GV mit ihr am Donnerstag nach Ihrem Tête-à-Tête in diesem … Club. Die werden Ihnen keinen Strick draus drehen. Ich habe das Ehrenwort des Oberstaatsanwalts. Und wir löschen diese Bilder von dem Einbruch aus allen Gedächtnissen und von allen Speichermedien.«
    »Was ist das Ehrenwort Ihres Oberstaatsanwalts wert, Herr Dr. Mertens?«
    »Seine Karriere. Der Seniorpartner unserer Sozietät ist sein Doktorvater. Mehr muss ich Ihnen wohl nicht sagen.«
    »Das ist ein schmutziger Deal. Das ist alles höchst illegal, Herr Anwalt.«
    Dr. Mertens beugte sich zum Ohr seines Mandanten und zischte hinein. »Das ist Ihre schmutzige illegale Rettung, Herr Hartinger. Lassen Sie sich eine ritterliche Geschichte einfallen, warum Sie so lange geschwiegen haben. Am nächsten Tag verlassen Sie dieses Gebäude durch die Pforte ›Hauptwache‹ als freier Mann. Ansonsten: fünfzehn Jahre Minimum, Herr Hartinger, eher zwanzig. Oder zweiundzwanzig. Sie sind Mitte sechzig, wenn Sie wieder rauskommen. Ihr Sohn fünfunddreißig. Sie haben ein kleines Zeitfenster. Sehr klein. Oder ein sehr großes. Machen Sie die Aussage bald. Und dann löschen Sie diese Geschichte von Ihrer Festplatte da oben.«
    »Das werde ich mir bis morgen überlegen.«
    »Ihr Gerechtigkeitsempfinden und Ihr Drang zur Wahrheit in allen Ehren, Herr Hartinger – machen Sie die Aussage heute.«
    »Das ist das Michael-Ende-Haus? Das alte Kurhaus?« Jo Saunders staunte, als sie mit Martin Bruckmayer die Stufen vom Richard-Strauss-Platz in den Garmischer Kurpark hinabstieg.
    »Ja, damit für die Jungen auch etwas gemacht wird. Etwas, das Werte vermittelt. Und nicht nur Sex and Crime, wie überall an den Kiosken und im Fernsehen. Ich habe eine gewisse Summe gespendet, als sie das Haus umgebaut haben vor ein paar Jahren.« Martin Bruckmayer erzählte seiner Jugendliebe nicht ohne Stolz von seinem Engagement für die Jugend Garmisch-Partenkirchens. »Schau, auch hier in dem Park stehen ein paar von den Figuren aus den Michael-Ende-Romanen als Statuen herum. Das war ja vorher ein Friedhof. Nur Rentner und Kurgäste. Da hätte sich kein junger Mensch hinein verirrt. Setzen wir uns doch ein paar Minuten.« Martin deutete auf eine Bank, die unter einem Baum unterhalb der Terrasse des Michael-Ende-Hauses stand.
    »Well, wir haben eigentlich ein Ziel heute. Ich will diesen Lazlo Balta treffen.«
    »Genießen wir die Sonne. Der Balta ist ja eine ganze Stunde da. Wir können in zehn Minuten hineingehen.«
    Auf einmal wurde die Tür des ehemaligen Kurhauses geöffnet, und ein gutes Dutzend Kinder von fünf bis acht Jahren sprang lärmend heraus. Den Kindern folgte ein alter Mann. »Hier setzt euch!«, rief er den Kindern zu.
    Nach und nach versammelten sie sich auf der Terrasse, wo drei Parkbänke ein an einer Seite offenes Quadrat bildeten. Die Kinder setzten sich auf die Bänke, und der Mann rollte aus der Eingangstür einen großen rosaroten Sitzball, auf dem er Platz nahm. »Meine rosarote Wolke, auf der ich fliegen darf, weil ich euch so brav vorlese.«
    Die Kinder lachten. Eins der jüngeren rief: »Ich will auch auf einer Wolke reiten!«
    »Wenn ich fertig gelesen habe, darf ein jedes kurz auf der Wolke schweben. Aber nur, wer brav und leise war.«
    Die Kinder nickten, und der Mann holte aus seiner einfachen Stoffumhängetasche ein Buch. Er räusperte sich und begann zu lesen:
    »Was die kleine Momo konnte wie kein anderer,

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