Herrgottschrofen
nichts Deutschsprachiges.
Er versuchte es auf Englisch, woraufhin ihm zumindest sieben Forenbeiträge angezeigt wurden. Aber diese bestanden auch nur aus Spekulationen darüber, ob es diese Geheimloge überhaupt gab.
Ergiebiger war die Suche nach dem Petruskreuz, was nicht wirklich überraschte. Er las alles, was es an Geschichten darüber gab.
Mittlerweile ging die Uhr auf Mitternacht. Immer weitere Geheimnisse, die sich um das auf dem Kopf stehende Kreuz rankten, tauchten aus den Tiefen des Netzes auf. Albert Frey wusste gar nicht, was er speichern sollte und was er vernachlässigen konnte. Die Linkliste, die er gewohnheitsgemäß in seinen Favoriten zu einem Thema anlegte, war bereits an die hundert Einträge lang. Er brauchte eine Pause.
Nach einem weiteren Schinkenbrot mit Gürkchen kam ihm eine Idee. Er war bereits auf drei Ritualmorde gestoßen, bei denen man Frauen mit dem Kopf nach unten gekreuzigt hatte, nur hatte er zunächst keine weiteren Verbindungen zwischen diesen Taten erkennen können. Einer war in Japan in den Siebzigern vorgefallen, ein weiterer in Brasilien in den Achtzigern und ein Doppelmord an zwei Prostituierten Ende der Achtziger im holländischen Harlingen.
Er suchte sich die Internetseiten, die über die Morde berichteten, noch einmal aus seinem Informationswust heraus und legte eine Liste mit den Orten und den Daten in seinem Tabellenkalkulationsprogramm an.
Zwei weitere mit dem Kopf nach unten gekreuzigte Frauen tauchten in den USA in den Achtzigern auf. Die Achtziger schienen damit der Schwerpunkt diese Delikte zu sein, wenn man den sicherlich unvollständigen Berichten im Internet so weit trauen konnte. Die waren ja alle nachträglich im Web veröffentlicht worden, oder die Informationen stammten aus Ländern, die ihre Akten, auch die historischen, nach und nach ins Internet stellten. Singapur, USA und die Niederlande waren solche Länder. Ob Brasilien dazugehörte, wusste Albert Frey nicht. Das musste er herausfinden und notierte es auf einem Zettel.
Er rieb sich die Augen und sah auf die Uhr in seinem PC-Menü. Viertel vor zwei nachts. Ob das die richtige Zeit war, noch ein Weißbier zu öffnen? Sei’s drum, morgen war Sonntag, da würde er ausschlafen können.
Er ging in die Küche und holte ein Weißbier aus dem Kühlschrank. Dann zog er die Besteckschublade auf, um den Flaschenöffner herauszunehmen. Er konnte nicht sagen, warum er es tat, aber zum ersten Mal seit mindestens dreißig Jahren schaute er sich die zinnerne Medaille, die den Griff des Kapselhebers bildete, genau an. Es war ein sogenannter Uller, ein Talisman der Skifahrer, den die Brauerei vor vielen Jahrzehnten als nützliches Geschenk unter ihren Kunden verteilt hatte.
Das runde Stück Metall zeigte einen Ski fahrenden Zwerg mit Pfeil und Bogen. Darunter war, kaum sichtbar, weil durch tausendfache Benutzung abgeschabt, das Brauereiwappen eingeprägt. Frey musste die Brille aufsetzen und die Prägung ganz nah an die Augen halten, um sie lesen zu können.
Dann traf es ihn wie ein Blitz.
Das Wappen bestand aus einem spitz zulaufenden Felsen mit einem Kreuz darauf. Einem Petruskreuz. Es war das Wappen der »Brauerei Joh. Bruckmayer & Cie, Garmisch, gegr. 1764«.
Es sollte eine Party werden so wie früher. Jeder musste sein Bier und seine Grillsachen selbst in den Wald tragen. Jeeps und Motorräder waren untersagt. Und erst recht Motorsägen. Aus den ehemaligen Wilden, die Südstaatenflaggen schwenkend an die Ufer der Loisach gezogen waren und sich dort aufgeführt hatten wie die sprichwörtliche Axt im Walde, waren ehrbare Garmisch-Partenkirchner Bürger geworden. Aus den meisten jedenfalls.
Doch alle paar Jahre einmal überkam den einen oder anderen die Nostalgie. Dann wurde ein passendes Wochenende auf der Wetter-App des Smartphones ausgeschaut und über Facebook die alte Truppe mobilisiert.
Ein solches Wochenende läutete dieser 7. Mai ein. Kühl würde es nachts werden, aber dagegen gab es Lagerfeuer, Daunenjacken und Alkohol. Und da man sich mittlerweile auch bessere Ausrüstung als die alten Bundeswehrschlafsäcke leisten konnte, war eine Frühjahrsnacht am kalten Fluss für über Vierzigjährige durchaus zumutbar. Die teuren Term-A-Rest-Isomatten trugen das Ihrige dazu bei, dass die ewig jungen Männer nicht am Montag mit Kreuzverschlag und Nierenbeckenentzündung die Wartezimmer der niedergelassenen Ärzte bevölkerten.
Hartinger freute sich auf die Party am Fluss. Als er mittags aus dem Zug
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