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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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liefen ihr übers Gesicht. Es störte sie nicht. Sie war Teil von allem, das lebte und atmete, Teil der Sonne und der Felsen. Sogar die Kälte des Gletschers war irgendwie wundervoll, weil sie ihr Bewußtsein für die Wärme der aufgehenden Sonne schärfte.
Die magische Verbindung zerbrach und war nicht mehr. Sie befanden sich auf der abwärtsführenden Seite des Passes, und hoch über ihnen watschelte ein riesiges Banshee einer Höhlenöffnung zu, ohne ihnen die geringste Aufmerksamkeit zu schenken. Caryl weinte in ihren Armen und klammerte sich an sie. »Oh, es hatte Hunger, und wir haben es um sein Frühstück betrogen.«
Sie streichelte ihn, zu erschüttert, um zu sprechen, immer noch in dem Erlebten gefangen. Carlo sagte heiser: »Ich danke euch, Jungen. Was mich betrifft, möchte ich kein Banshee-Frühstück abgeben, ganz gleich, ob das arme Ding Hunger hatte. Soll es sein Futter anderswo suchen.«
Die Männer betrachteten sie voller Ehrfurcht. Orain versuchte, den Bann zu brechen, doch seine Stimme schwankte. »Ah, du bist ein zu großer und zäher Junge für den wählerischen Appetit eines Banshees, es zieht ein zartes Eiskaninchen bestimmt vor«, und alle lachten. Romilly fühlte sich schwach, immer noch eingebunden in die weitreichenden Beziehungen, die sie mit ihrem Laran geknüpft hatten. Dom Carlo durchsuchte seine Satteltaschen. »Ich schulde euch mehr, als ich sagen kann«, erklärte er rauh. »Wie ich mich erinnere, waren die Leroni nach einer solchen Arbeit immer halb verhungert – hier.« Er reichte ihnen Reisebrot, Trockenfleisch und –obst. Romilly schlug ihre Zähne in das Fleisch, und dann drehte sich ihr der Magen um.
Das war einmal lebendes, atmendes Fleisch. Wie kann ich es zu meiner Beute machen? Dann bin ich nicht besser als ein Banshee. Einmal war dieses getrocknete Fleisch der lebende Atem aller meiner Brüder. Sie würgte, warf das Fleisch fort und steckte ein Stück Trockenobst in den Mund.
Auch das ist vom Leben aller Dinge, aber es hatte keinen Atem, und es macht mich nicht krank mit der Vorstellung, was es einmal war. Der Lastenträger hat einiges Leben allein zu dem Zweck geschaffen, daß es anderen zur Nahrung dient… und als sie die Süße der Frucht zwischen ihren Zähnen schmeckte, kehrte ganz kurz die Ekstase zurück, weil die Frucht ihre Süße aufgab, damit sie nicht länger hungerte.
Caryl kaute, ebenfalls heißhungrig, an einer Scheibe harten Brotes. Romilly sah, daß auch er das Fleisch verschmäht hatte. Ein Stück trug kleine, scharfe Zahnabdrücke. Also hatte er das gleiche empfunden wie sie. Geistesabwesend fragte sie sich, ob sie jemals wieder Fleisch essen könne.
Die Sonne stand hoch am Himmel. Sie machten für kurze Zeit halt, um den Pferden Korn und den Kundschaftervögeln Fleisch zu geben. Romilly hielt sich an Obst und Brot und rührte sich mit kaltem Wasser einen Mehlbrei an. Doch zu ihrer eigenen Überraschung störte es sie nicht, daß die Kundschaftervögel gierig ihre stinkende Atzung kröpften. Es war ihre Natur, und sie waren, wie sie sein sollten. Romilly fiel auf, daß die Männer Distanz zu ihr hielten. Das wunderte sie nicht. Wenn sie gesehen hätte, wie zwei andere Leute ein angreifendes Banshee beschwichtigten, wäre sie auch von Ehrfurcht überwältigt worden. Sie konnte immer noch nicht glauben, daß sie es getan hatte.
Die Mahlzeit war beendet, und die Pferde wurden von neuem gesattelt. Dom Carlo stand groß und aufrecht am Rand des Lagerplatzes und lauschte, den Blick ins Weite gerichtet. Romilly war jetzt im Gebrauch ihres Laran geübt genug, um zu erkennen, daß er im Geist den Pfad hinter ihnen absuchte. »Bisher werden wir nicht verfolgt«, erklärte er endlich. »Und es gibt so viele Wege. Falls Lyondri keine ganze Horde von Leroni bei sich hat, wird er unsere Fährte nicht finden. Wir müssen die normalen Vorsichtsmaßnahmen treffen, aber ich glaube, daß wir jetzt in Sicherheit nach Caer Donn reiten können.« Er streckte Caryl die Arme entgegen. »Willst du hinter meinem Sattel sitzen, Verwandter?« fragte er, als spreche er zu einem erwachsenen, ihm gleichrangigen Mann. »Ich möchte dir Verschiedenes mitteilen.«
Caryl warf Romilly einen Blick zu, dann antwortete er höflich: »Wie Ihr wünscht, Verwandter«, und kletterte aufs Pferd. Im Wegreiten bemerkte Romilly, daß sie mit leiser Stimme miteinander sprachen. Romillys Arme fühlten sich ohne den warmen Körper des Kindes leer an. Einmal sah sie, daß Caryl ernsthaft den Kopf

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