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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sah sich die vorüberziehenden Pferde, Männer, Banner geistesabwesend und traurig an. Wenn sie sich in jener Nacht im Stall schlafengelegt hätte, könnte sie immer noch mit ihnen reiten, wäre sie immer noch an Orains Seite und würde von ihm als Freund und seinesgleichen behandelt. Nun war es zu spät. Sie drehte sich mit einem Ruck um und sagte: »Gehen wir ins Haus und arbeiten wir weiter! Ich habe schon genug Pferde gesehen, und ein König ist ein Mensch wie alle anderen, auch wenn er ein Hastur ist.«
Die Armee, so hörte sie, zog auf eine große Ebene vor Caer Donn. Ein paar Tage später wurde sie zu Janni gerufen. Als sie die große Halle betrat, wo sie Janni kennengelernt hatte, sah sie Orain wieder. Er hatte Caryl bei sich. Orain grüßte sie ziemlich gezwungen, aber Caryl flog ihr sofort in die Arme.
»Oh, Romilly, was hast du mir gefehlt! Du bist ja angezogen wie eine Frau! Das ist gut, jetzt muß ich nicht ständig daran denken, mit dir zu reden, als seist du ein Junge«, sprudelte er hervor.
»Dom Carolin«, sagte Janni förmlich, und ehrerbietig wandte er seine Aufmerksamkeit ihr zu.
»Ich höre, mestra.« Er benutzte die höflichste Form der Anrede für eine im Rang tieferstehende Frau. »Lord Orain hat mich damit beauftragt, Euch nach Hali zu eskortieren und Euch unter sicherem Geleit Eurem Vater zurückzubringen. Euch stehen zwei Möglichkeiten zur Wahl. Ich bin bereit, Euch als Mann von Ehre zu behandeln und zu fragen, was Ihr lieber möchtet, statt die Entscheidung für Euch zu treffen. Seid Ihr alt genug, mir aufmerksam zuzuhören, mir verständig zu antworten und Euer Wort zu halten?«
Sein Gesichtchen war so ernsthaft wie damals in der Kapelle von Nevarsin. »Das bin ich, mestra Jandria.«
»Nun, dann ist es einfach. Soll ich Euch als Gefangenen betrachten und bewachen lassen – und täuscht Euch nicht, wir sind zwar Frauen, aber wir werden nicht unaufmerksam sein und Euch entfliehen lassen.«
»Das weiß ich, mestra«, erwiderte er liebenswürdig. »Ich hatte einmal eine Erzieherin, die viel strenger mit mir war als einer der Meister und Brüder im Kloster.«
»Also gut«, fuhr Janni fort. »Wollt Ihr unser Gefangener sein, oder wollt Ihr uns Euer Ehrenwort geben, keinen Fluchtversuch zu machen? In diesem Fall könnt Ihr frei mit uns reiten und der Reise soviel Vergnügen abgewinnen, wie möglich ist. Es ist ein beschwerlicher Weg, und für uns alle wird es leichter sein, wenn wir Euch nicht jede Sekunde im Auge behalten und des Nachts binden müssen. Das Wort eines Hastur genügt mir, wenn Ihr es mir geben wollt.«
Er antwortete nicht sofort, sondern fragte: »Seid ihr Feinde meines Vaters?«
»Nicht seine persönlichen Feinde«, erklärte Janni. »Von Eurem Vater weiß ich nur, was mir berichtet worden ist. Aber ich bin Rakhals Feindin, und Euer Vater ist sein Freund. Deshalb traue ich ihm nicht. Doch ich habe Euch nicht um sein Ehrenwort gebeten. Ich habe es mit Euch zu tun, Dom Carolin, nicht mit ihm.«
»Kommt Romilly mit uns?« erkundigte er sich. »Ich dachte daran, Euch in ihre Obhut zu geben, da sie schon früher mit Euch geritten ist. Seid Ihr damit einverstanden, junger Sir?«
Da lächelte er. »Es wird mir Freude machen, mit Romilly zu reiten. Und ich will Euch gern mein Ehrenwort geben, daß ich keinen Fluchtversuch mache. Ich könnte doch nicht allein durch die Hellers reisen, ganz gleich, was geschieht. Also verspreche ich Euch, mestra, mich nach Euren Weisungen zu richten, bis ich wieder bei meinem Vater bin.«
»Sehr gut«, nickte Janni. »Ich akzeptiere Euer Wort. Nehmt dafür meines, daß ich Euch wie eine meiner Schwestern behandeln und Euch nichts Unwürdiges zumuten werde. Wollt Ihr mir die Hand darauf geben, Dom Carolin?«
Er streckte die Hand aus und ergriff ihre. Dann sagte er: »Ihr braucht mich nicht Dom Carolin zu nennen, mestra. Das ist der Name des früheren Königs, der meines Vaters Feind ist, wenn auch nicht eigentlich mein Feind. Ich werde Caryl gerufen.«
»Dann sollst du mich Janni nennen, Caryl.« Endlich lächelte sie. »Und du sollst unser Gast sein, nicht unser Gefangener. Romy, bring ihn ins Gästezimmer und mache es ihm dort gemütlich. Orain«, sie wandte die Augen ihrem Cousin zu, »wir brechen morgen auf, wenn es das Wetter erlaubt.«
»Ich danke dir, Cousine. Und Euch«, setzte er hinzu und beugte sich zeremoniell – wie ein Höfling, dachte sie – über ihre Hand. Mit wehem Herzen stellte sie sich vor, wie er sich vor ein paar Tagen mit einer

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