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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Warum mache ich mir Gedanken darüber, ob ich wie eine Lady aussehe? Was bedeutet Lyondri mir? Und doch sprach eine kleine Stimme, die wie die Luciellas klang, in ihren Gedanken mit strengem Vorwurf: Romy, schäm dich, Hosen und Stiefel und im Reitsitz wie ein Mann. Was würde dein Vater sagen? Wütend befahl sie der Stimme zu schweigen.
    Sie trieb ihr Pferd mit einem kurzen Zungenschnalzen an und nickte Caryl zu, der sein Reittier in leichten Trab fallen ließ und an ihre Seite kam.
    Hali war eine Stadt ohne Mauern, und die breiten Straßen fühlten sich unter den Füßen unheimlich glatt an. Caryl erzählte, sie seien ohne Hilfe von menschlichen Händen mit Matrix-Technik angelegt worden. »Es ist wahr, Romy!« beteuerte er, als sie skeptisch dreinblickte. »Vater hat mir einmal gezeigt, wie das funktioniert. Die Steine werden mit den großen Matrix-Gittern von zehn oder zwölf Leroni oder Laranzu’in gelegt. Eines Tages werde ich auch ein Zauberer sein und mit den Relais und Schirmen arbeiten!«
    Romilly war immer noch ungläubig, aber es hatte keinen Sinn, etwas anzuzweifeln, das das Kind von seinem Vater gehört hatte. Deshalb schwieg sie still.
    Caryl führte sie durch die Straßen, und sie mußte sich zusammennehmen, um nicht zu gaffen wie ein Bauer, der geradenwegs vom Land hereinkommt. Nevarsin war eine schöne Stadt und Caer Donn auch, aber Hali war ganz anders. Dort gab es steile, mit Kopfsteinen gepflasterte Straßen und Steinhäuser, die sich unter den Klippen der Hellers oder der Burg Aldaran eng zusammendrängten. Doch hier waren die Straßen breit, die niedrigen Gebäude standen frei. Romilly kannte nur festungsähnliche Bauwerke und fragte sich, wie die Bürger nachts ruhig schlafen konnten. Die Stadt hatte ja nicht einmal Mauern! Und die Leute, die auf diesen Straßen umhergingen, schienen einer anderen Rasse anzugehören als das Bergvolk, das kräftig gebaut war, sich vor der bitteren Kälte mit Pelzen und Leder schützte und hart und grimmig wirkte. In dieser schönen Tiefland-Stadt waren Männer und Frauen elegant gekleidet. Die Frauen trugen gestickte Jacken und bunte Röcke und Schleier, die Männer lange Jacken und Hosen aus gefärbtem Stoff. Die leichten Mäntel mit ihren leuchtenden Farben schienen eher dem Schmuck als dem Gebrauch zu dienen.
    Ein paarmal blieben Leute auf der Straße stehen und starrten auf das flammendrote Haar des Jungen und die schlanke junge Frau in Hosen, die die Ohrringe und die rote Jacke der Schwesternschaft und einen altmodischen Mantel aus hausgewebtem Tuch nach der Art des Berglandes trug. Caryl sagte halblaut: »Sie erkennen mich. Und wegen deines roten Haars halten sie auch dich für eine aus der Hastur-Sippe. Vater wird auf denselben Gedanken kommen. Du mußt eine von uns sein, Romilly, mit deinem Haar und deinem Laran…«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Romilly. »In allen Familien, wo es nie zuvor welche gegeben hat, tauchen Rothaarige auf, genau wie manchmal ein Bluter oder ein Albino, ohne daß die Familiengeschichte von solchen Fällen zu berichten weiß. Die MacArans sind rothaarig, soweit ich zurückdenken kann. Meine Urgroßmutter starb zwar, bevor ich reiten konnte, aber ich erinnere mich noch an sie. Ihr Haar war an manchen Stellen sandfarben geworden, an den Wurzeln jedoch röter als meines.“
    »Was beweist, daß von altersher eine Verwandtschaft mit den Kindern Hasturs und Cassildas bestehen muß«, argumentierte der Junge. Romilly schüttelte den Kopf.
    »Ein Beweis ist das nicht. Ich weiß wenig über eure HasturSippe…« Taktvoll schluckte sie den Zusatz hinunter, der ihr auf der Zunge lag: Und das Wenige, das ich weiß, gefällt mir nicht sonderlich. Ihr war jedoch klar, daß der Junge die unausgesprochenen Worte ebenso vernommen hatte wie die gesprochenen. Er blickte auf seinen Sattel nieder und sagte nichts mehr.
    Nun ritten sie auf ein großes, im Mittelpunkt der Stadt gelegenes Haus zu, und Romilly bekam es ein bißchen mit der Angst zu tun. Sie mußte jener Bestie Lyondri Hastur gegenübertreten, dem Mann, der zu dem Usurpator Rakhal hielt, Carolin vertrieben und so viele von dessen Anhängern getötet oder heimatlos gemacht hatte.
    »Fürchte dich nicht.« Caryl reichte ihr vom Sattel aus die Hand hinüber. »Mein Vater wird dir dankbar sein, weil du mich zurückgebracht hast. Er ist ein freundlicher Mann, wirklich, das verspreche ich dir, Romy. Und ich habe gehört, er hat eine Belohnung für den Kurier der Schwesternschaft

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