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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sogar die Häuser sterben. Wenn wir hier durchritten, wären wir in wenigen Tagen nicht besser dran als die Waldkatze dort. Kehrt um – wir dürfen dem Dorf nicht zu nahe kommen. Diese Straße ist gesperrt, als würde sie von einer Horde Drachen bewacht. Nein, besser, denn es könnte uns gelingen, die Drachen zu besiegen, aber gegen das da ist kein Kampf möglich. Zehn Jahre oder länger wird das Land unter diesem Fluch liegen, und die Tiere des Waldes werden mit Mißbildungen zur Welt kommen. Einmal habe ich eine Waldkatze mit vier Augen und ein Chervine der Ebenen mit Zehen anstelle der Hufe gesehen. Unheimlich!« Sie schüttelte sich und wendete ihr Pferd. »Machen wir um diesen Ort einen möglichst weiten Bogen! Ich möchte nicht, daß mir Haar und Zähne ausfallen und sich das Blut in meinen Adern zu Molke verwandelt!«
    Der weite Umweg verlängerte ihren Ritt um zwei oder drei Tage. Janni warnte Romilly, sie solle Preciosa nicht fliegen lassen.
    »Kröpft sie ein Wild, das von diesem Kriegszeug vergiftet ist, muß sie sterben, aber nicht so schnell, daß ihr schlimme Qualen erspart blieben. Und äßen wir davon, würden wir zumindest Haare und Zähne verlieren. Die Wirkung des Staubs bleibt in dem Land ringsum lange erhalten und breitet sich durch die Körper der Tiere aus, die es durchwandern. Für Preciosa ist es besser, sie fastet einen oder zwei Tage, als wenn sie zu nahe diesem Ort Beute schlägt.«
    So trug Romilly den Falken zwei Tage lang auf dem Sattel, und obwohl sie geschworen hatte, die Freiheit des Vogels nie mehr einzuschränken, veranlaßte ihre Sorge sie schließlich dazu, Fesseln an seine Ständer zu legen.
    Ich wage es nicht, dich fliegen zu lassen, denn du könntest Wild kröpfen, das dich umbringt. Niedergeschlagen versuchte sie, in ihrem Geist ein Bild zu erzeugen, das der Falke deutlich erkennen konnte: Wild, das dieses geisterhafte, giftige Leuchten ausstrahlte. Sie war sich nicht sicher, ob ihr die Übermittlung gelungen war. Denn Preciosa hockte mißmutig auf dem Sattel, kämpfte nicht gegen die Fesseln an und hielt den Kopf unter dem Flügel versteckt. Romilly nahm den grimmigen Hunger wahr, der in ihr tobte, doch Preciosa schien bereit zu sein, die Fesseln ihres eigenen Schutzes wegen zu ertragen.
    Endlich schien es, als seien sie aus dem Gefahrenbereich heraus. Janni bat jedoch alle Frauen, es ihr sofort zu melden, wenn sie begännen, sich büschelweise Haare auszukämmen, oder wenn ihre Zähne locker werden sollten. Wie sie glaube, habe man den Bogen um das verseuchte Land weit genug geschlagen. »Nur ist man bei diesem tödlichen Zeug nie ganz sicher«, warnte sie und ritt mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Einmal sagte sie zu Romilly mit einem kurzen Blick, der das Mädchen an ihren gefesselten, schwermütigen Falken denken ließ: »Orain ist in diesem Ort aufgewachsen. Und jetzt wird viele Jahre lang kein Mensch mehr darin leben können. Die Götter mögen Lyondri und seine teuflischen Waffen vernichten!«
    Romilly streifte Caryl mit einem schnellen Blick. Entweder hatte er es nicht gehört, oder er tat doch so. Welch schwere Bürde mußte dieses Kind tragen!
    An diesem Abend schlugen sie das Lager ziemlich früh auf. Während die Frauen das Zelt herrichteten, rief Janni Romilly zu sich.
    »Komm mit mir, ich möchte mit dir reden. Nein, Caryl, du bleibst hier«, setzte sie scharf hinzu, und der Junge wich zurück wie ein getretenes Hündchen. Janni führte Romilly ein Stück vom Lager weg, forderte sie mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen, und ließ sich selbst mit gekreuzten Beinen auf dem langen Gras nieder.
    »Irgendein Anzeichen von sich lockernden Zähnen und ausfallendem Haar?«
    Romilly entblößte die Zähne in einem Lächeln, hob die Hand und zerrte an ihrem kurzen Haar. »Nicht die Spur, Janni.«
»Evanda sei gepriesen, daß sie ihre Töchter behütet hat.« Janni atmete erleichtert auf. »Ich habe mir heute morgen einiges Haar ausgekämmt, aber ich werde alt und muß das als Schicksal hinnehmen. Trotzdem konnte ich mich der Furcht nicht erwehren, wir hätten jene verfluchte Stätte nicht weit genug umritten. Dieser Wahnsinnige zerstört das Land seiner eigenen Untertanen. O ja, ich bin im Krieg gewesen, ich kann Bauernhöfe brennen sehen, wenn ich es auch verabscheue, daß armes Volk in den Streit der Großen und Mächtigen hineingezogen wird. Aber ein verbrannter Hof kann neu aufgebaut werden, und zertrampelte Saaten wachsen im Frieden von neuem. Doch den

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