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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erklang Jandrias leise Stimme vom Zelteingang her, »nicht für den Mann, der er ist, Carlo. Es widerstrebt mir, die Hand gegen ihn zu erheben, aber ich werde auch keinen Finger rühren, um sein Schicksal aufzuhalten. Hätte ich genug Laran, wäre ich heute unter deinen Leroni, um gegen den Mann zu kämpfen, der er geworden ist. Ist in ihm noch genug von dem alten Lyondri übrig, daß er erkennt, was er heute ist, wird er um einen sauberen Tod beten.«
Mauras Augen waren tränennaß. Sie sagte: »Carlo, ich habe geschworen, daß ich weder Hand noch Laran gegen meine Hastur-Verwandten gebrauchen werde. Ich bin eine Elhalyn, und sie sind Blut von meinem Blut. Aber wie Jandria werde ich dich auch nicht daran hindern, zu tun, was du mußt.« Sie trat an die Reck, auf der Temperentia saß, und beugte ihren Kopf vor dem Vogel, und Romilly wußte, sie tat es, weil sie weinte. Dieser Krieg stellt Bruder gegen Schwester und Vater gegen Sohn,.. Was kommt es darauf an, welcher Schurke auf dem Thron sitzt oder welcher größere Schurke versucht, ihn hinunterzustoßen …? Sie war sich nicht sicher, ob es Ruyvens Gedanke war, den sie hörte, oder ob ihr Vater in ihrer Erinnerung sprach, denn es schien, als existiere die Zeit nicht mehr.
Carolin sah sie beide traurig an. »Ich habe geschworen, mein Volk zu schützen, und wenn ein Hastur diesen Eid bricht, schütze ich es auch vor ihm. Ich wünschte, ich könnte euch klarmachen, wie wenig mich nach Rakhals Thron gelüstet und wie gern ich ihn ihm abtreten würde, wollte er mein Volk nur behandeln wie ein echter König, es achtend und schützend…«
Es war, als spräche er zu sich selbst, und später konnte Romilly nicht entscheiden, ob er laut gesprochen oder ob sie es sich eingebildet hatte. Ihr Laran spielte ihr seltsame Streiche. Es kam ihr vor, als sei ihr Gehirn zu klein, um alles aufzunehmen, was sich hineindrängen wollte, sie fühlte sich gereckt, vergewaltigt, vollgestopft mit Fremdartigkeit, der Kopf drohte ihr zu platzen. Sie fragte Carolin: »Darf ich meinen guten Freund begrüßen, Euer Pferd, mein Lord?«
»Wirklich, ich glaube, er vermißt dich«, antwortete Carolin. Sie ging zu Sonnenstern, dessen Zügel Carolin um eine Stange geschlungen hatte, und warf dem Pferd die Arme um den Hals. Du bist das Reittier eines Königs, und trotzdem bist du mein, sagte sie, nicht in Worten, und spürte Sonnensterns Antwort in ihrem Geist. Mein, Liebe, zusammen, Sonnenlicht/Sonnenstern/immer zusammen auf der Welt…
Romilly entdeckte, daß sie allein an der Stange stand. Sonnenstern war fort, und Ruyven faßte zögernd ihren Arm. »Was fehlt dir, Romy? Bist du krank?«
»Nein«, stieß sie brüsk hervor und ging zu den Vögeln. Wieder einmal hatte sie das Gefühl für die Zeit verloren. War das eine neue Seite ihres Laran, die sie nicht verstand? Vielleicht sollte sie Maura danach fragen. Sie war eine Leronis und sicher bereit, ihr zu helfen. Aber jetzt hörte sie in ihrem Geist Maura um Rakhal weinen, der einmal um ihre Hand geworben hatte, so daß Maura hinterher eine Leronis geworden war und Jungfräulichkeit gelobt hatte. Sie trauerte um Rakhal wie Jandria um Lyondri… und sie um Orains alte Kameradschaft… nein, das war vorbei, wieso brachte sie in den letzten Tagen alles durcheinander?
Heute wurden die Kundschaftervögel nicht gebraucht. Romilly, noch schwach und verwirrt nach den gestrigen schweren Anstrengungen und den bösen Träumen der Nacht, war froh darüber. Während sie an dem bevorzugten Platz in der Nähe Carolins und seiner Ratgeber dahinritt, war sie sich ihrer selbst und ihres eigenen Pferdes nicht richtig bewußt, so sehr ritt sie mit Sonnenstern an der Spitze der Armee. Orain war nicht weit von ihr entfernt, und sie hörte ihn ungezwungen mit Lady Maura und Lord Ranald plaudern.
»Du hast das Serrais-Laran, Ranald. Deshalb wage ich zu behaupten, daß es dir nicht schwerfiele, den Umgang mit den Vögeln zu lernen. Es ist nahe verwandt mit der MacAranGabe, die ich in all den Wochen, die wir zusammen gereist sind, an Mistress Romilly beobachtet habe.« Romilly nahm Orains Erinnerung wahr, wie er sie mit einer Zärtlichkeit, in die sich etwas Ähnliches wie Liebe mischte, beobachtet hatte. Ihr war jetzt klar, warum Orain ihr aus dem Weg ging. Er konnte Romilly nicht ohne die schmerzliche Erinnerung an den Knaben Rumal sehen, den zu kennen er geglaubt hatte. Wie ein Narr kam er sich vor, und verschiedene Schichten der Wahrnehmung deckten und trübten

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