Herrin der Falken - 3
seinen Platz gefunden wie ich meinen.«
Jetzt beugte sich Alderic über Romillys Hand. »Mistress Romilly«, sagte er freundlich. Romilly berichtigte ihn: »Schwertfrau Romilly, und ich weiß, was mein Vater sagen würde. Er wird keine Gelegenheit dazu bekommen.«
»Mit Verlaub, Romy.« Alderic sah ihr offen in die Augen.
»Dein Vater liebt dich und betrauert dich als tot, und deine Stiefmutter ebenso. Darf ich dich als dein Freund bitten – und als der ihre, denn dein Vater ist mehr als gut zu mir gewesen – ihnen Nachricht zu schicken, daß du lebst?«
Romilly verzog einen Mundwinkel. »Besser nicht. Ich bin sicher, mein vermeintlicher Tod schmerzt meinen Vater nicht so sehr wie die Vorstellung, daß ich mir mein Brot mit dem Schwert verdiene und den Ohrring der Schwesternschaft trage.«
»Ich wäre mit meinem Urteil nicht so schnell bei der Hand. Er hat sich verändert, seit du Falkenhof verlassen hast. Kurze Zeit danach beugte er sich der Wahrheit und gab Darren die Erlaubnis, dahin zurückzukehren, wo er glücklich war. Du mußt blind, taub und stumm gewesen sein, Romilly, wenn du nicht gemerkt hast, daß du ihm das liebste von seinen Kindern warst, obwohl er euch alle liebt.«
»Das weiß ich.« Ruyven senkte die Augen, und seine Stimme klang erstickt und rauh. »Nie hätte ich gedacht, daß er sich so weit beugen würde. Auch ich bin hart und steifnackig gewesen. Wenn wir diesen Krieg lebend überstehen – Lastenträger, gewähre es uns!« fügte er mit dieser erstickten Stimme hinzu, »– dann werde ich nach Falkenhof reisen und mich mit ihm aussöhnen. Ich werde ihn bitten, seinen Frieden mit den Türmen zu machen, damit Rael die richtige Ausbildung für sein Laran bekommt, bevor es zu spät ist. Und wenn ich mich vor ihm demütigen muß, werde ich es tun. Ich bin nie zu stolz gewesen.«
»Und du, Romilly?« fragte Alderic. »Er hat so sehr um dich getrauert, daß er in diesem einzigen Jahr alt geworden ist.«
Romilly blinzelte die Tränen weg. Es zerriß ihr das Herz, sich ihren Vater als alt vorzustellen. Trotzdem beharrte sie: »Besser, er hält mich für tot, als daß seine Tochter ihm Schande macht, indem sie den Ohrring trägt.«
Alderic schüttelte den Kopf. »Ich kann dich nicht überreden. Aber würde es dein Herz erleichtern, zu erfahren, daß Mallina zu Mittwinter mit Dom Garris verheiratet worden ist?“
»Mallina? Meine kleine Schwester? Mit diesem… diesem widerwärtigen Lüstling?« schrie Romilly. »Und du sagst, mein Vater habe sich verändert?«
»Sei nicht vorschnell«, mahnte Alderic. »Garris liebt sie zärtlich, und allem Anschein nach sie ihn auch. Noch bevor sie verheiratet wurden, vertraute sie mir an, Garris sei gar nicht so übel, man müsse ihn nur richtig verstehen. Der arme Kerl sei so einsam und unglücklich gewesen, daß ihn sein Elend zu allem Möglichen getrieben habe. Nun, wo er jemanden habe, den er lieben und um den er sich kümmern könne, sei er ein ganz anderer geworden. Du solltest die beiden zusammen sehen!«
»Gott behüte!« wehrte Romilly ab. »Aber wenn er Mallina glücklich macht, will ich zufrieden sein.« Sie konnte sich keine Frau vorstellen, die diesen Mann ertrug. Doch Mallina war immer etwas dumm gewesen, vielleicht verdienten sie einander. »Jedenfalls wird Mallina die gefügige und gehorsame Ehefrau abgeben, die Dom Garris sich wünscht.«
Ruyven warf ein: »Du hältst so große Stücke auf meinen Vater, sagst du. Hast du deinen eigenen schon begrüßt?«
»Mein Vater verzichtet gern auf meine Gesellschaft«, gab Alderic stur zurück. »Er hat sie nie gesucht; er sieht nur meine Mutter in meinem Gesicht.«
Romilly fiel ein, was sie damals auf Falkenhof gedacht hatte: Alderic war Carolins Sohn! Und deshalb der rechtmäßige Erbe dieses ganzen Landes.
Sie verbeugte sich. »Laßt mich Euch zu Eurem Vater führen, mein Prinz.«
Alderic sah sie groß an und lachte. »Romilly, Romilly, meine Freundin, wenn du geglaubt hast, ich sei der Sohn des Königs, muß ich dir sagen, daß du mich ganz falsch eingeschätzt hast! Carolins Söhne sind sicher in der Obhut der Hasturs von Carcosa, und ich habe Gerüchte gehört, daß Carolin einer gewissen Leronis aus Tramontana den Hof macht«, er lächelte Ruyven zu. »Das lag schon in der Luft, bevor du den Turm verlassen hast, mein Freund.«
»Und Domna Maura hat versprochen, ihn zu heiraten, wenn der Rat seine Zustimmung gibt«, setzte Ruyven ernst hinzu. »Vorausgesetzt, daß wir diesen Krieg überleben. Rakhal hat
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