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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Stück von Carolin weg und hob die behandschuhte Faust, um den Vogel wieder in den regnerischen Himmel abzuwerfen.
    Sie flog, kreiste über dem Feld… und nicht weit entfernt hörte sie das Hufedonnern eines Reiterangriffs. Rakhals Armee stürmte über die Hügelkuppe, und die beiden Heere prallten mit ungeheurer Wucht aufeinander. Und Romilly sah durch die Augen des Vogels.
    Pferde fielen schreiend, aufgeschlitzt von Schwertern und Speeren… Männer lagen sterbend am Boden… sie konnte nicht unterscheiden, ob Carolins oder Rakhals Männer, und es kam auch nicht darauf an… Ein Elitetrupp preschte auf die Stelle zu, wo das blau-silberne Tannenbanner über Carolins Leibgarde flatterte… Sonnenstern! Bring meinen König in Sicherheit… und ein Teil von ihr lief mit dem großen schwarzen Hengst, donnerte mit dem König davon, um eine dichtgeschlossene Gruppe zu bilden und sich dem Angriff von neuem zu stellen.
    Flammen versengten die Luft. Sie füllte sich mit dem beißenden Geruch nach brennendem Fleisch, Männer und Pferde schrien, und Tod, Tod überall…
    Doch bei all dem blieb Romilly ruhig. Sie kreiste über dem Schlachtfeld und brachte das Bild der Vogelaugen von dem Kampf vor Carolins Augen, so daß er seine Leute dahin schikken konnte, wo sie am nötigsten gebraucht wurden. Stunden schienen zu verstreichen, während sie über dem Feld schwebte, gesättigt mit Entsetzen, getränkt mit dem Gestank des brennenden Fleisches…
    Und dann flohen Rakhals Männer und ließen nur die Toten und Sterbenden zurück. Romilly unterbrach den Rapport mit dem übriggebliebenen Kundschaftervogel und kehrte krank und erschüttert in ihr eigenes Bewußtsein zurück. Jetzt erst erkannte sie, daß es Ruyven gewesen war, der den Zügel ergriffen und ihr Pferd auf eine kleine Erhebung mit Blick auf das Schlachtfeld in Sicherheit gebracht hatte, während sie sich in Trance befand.
    Sterbende Pferde. Sieben von ihnen hatte sie im Haus der Schwesternschaft mit eigener Hand ausgebildet… tot oder sterbend, und Clea, die fröhliche Clea, die so leichthin vom Tod gesprochen hatte, lag so gut wie tot auf dem Feld, das Blut unsichtbar auf der roten Jacke der Schwertfrau… Clea starb in Jandrias Armen, und dann war ein leerer Platz, ein großes Schweigen da, wo einmal ein geliebtes, wirkliches menschliches Wesen gelebt und geatmet hatte…
    Es herrschte keine Siegesfreude; Carolins Armee hatte zu große Verluste hinnehmen müssen. Ernst machten sich die Männer daran, die Toten zu begraben, den letzten sterbenden Pferden den Gnadenstoß zu geben. Ruyven ging mit den Heilern, die Verwundeten zu verbinden. Romilly, zu erschüttert, um sprechen zu können, stellte mit der Hilfe von Ruyvens kleinem Lehrling das Zelt auf. Der Junge hatte eine große Brandwunde am Arm von dem Haftfeuer, das auf die Armee niedergeregnet war. Drei Recks waren im Gepäck, aber nur ein Vogel saß dort allein, und Romilly wurde übel, als sie ihn atzte… der Aasgestank war jetzt überall. Sie brachte es nicht über sich, in dem kleinen Zelt zu schlafen, das sie mit Lady Maura geteilt hatte. Statt dessen suchte sie im ganzen Lager am Rand des Schlachtfelds nach dem Zelt der Schwesternschaft und kroch stumm zwischen die anderen Frauen. So viele Tote. Pferde und Vögel, die ein Teil ihres Lebens gewesen waren, in die sie während der Ausbildung soviel Zeit, Kraft und Liebe gesteckt hatte. Die Schwesternschaft hatte sie diese Pferde trainieren lassen, nicht damit sie lebten und dienten, sondern damit sie bei diesem sinnlosen Gemetzel starben. Und Clea, deren Leiche Jandria vom Feld weggetragen hatte. Zwei von der Schwesternschaft riefen Romilly zu:
    »Schwester, bist du verwundet?«
»Nein«, antwortete Romilly benommen. Sie wußte es eigentlich gar nicht. Ihr Körper schmerzte so sehr von dem vielen Sterben, das über ihren weit offenen Geist hingezogen war. Jetzt erst stellte sie fest, daß sie kein Mal an ihrem Fleisch trug. »Hast du heilende Fähigkeiten?« Und als Romilly verneinte, forderten sie sie auf, beim Ausheben eines Grabes für Clea mitzuhelfen.
»Eine Schwertfrau darf nicht zwischen Soldaten liegen. Wie sie im Leben war, so muß sie auch im Tod gesondert begraben werden.«
Mit einem dumpfen Schmerz im Kopf fragte sich Romilly, was es Clea jetzt wohl noch darauf ankam, wo sie lag. Sie hatte sich gut verteidigt, sie hatte so viele ihrer Schwestern gelehrt, sich zu verteidigen, aber der letzte Angriff des Todes war überraschend gekommen. Nun lag sie

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