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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Sattel hervor und legte ihn ihrem Pferd auf. Dann überlegte sie es sich und ließ das Pferd im Stall. Ein edler Rappe würde sie überall als eine MacAran verraten. Vorsichtig trug sie den Sattel auf den Hof und machte aus ihm und ihrem Kleid ein Bündel. Das ließ sie liegen und schlich sich in die Küche – im Sommer wurde die Küchenarbeit in einem Außengebäude erledigt, damit es im Haus nicht zu heiß wurde. Sie versorgte sich mit Fleisch und einem angeschnittenen Laib Brot, einer Handvoll Nüssen und ein paar flachen Kuchen aus grobem Mehl, die die Köchin jeden Tag für die besten Hunde, die trächtigen und die säugenden Hündinnen buk. Sie waren durchaus eßbar und würden nicht wie andere Bäckereien vermißt werden, da sie zu Dutzenden, fast zu Hunderten hergestellt wurden. Romilly rollte sie in ein Küchentuch und band den improvisierten Beutel zu. Dann zog sie die Stiefel an, ging nach draußen und trug Beutel und Sattel auf die Außenweide, wo alte und nicht mehr arbeitsfähige Pferde grasen durften. Sie hielt nach einem Pferd Ausschau, das ein paar Tage lang nicht vermißt werden würde – hoffentlich glaubte man, sie sei zu Fuß weggelaufen. Schließlich entschied sie sich für einen älteren Klepper. Der alte Coridom, der sich jetzt zur Ruhe gesetzt hatte und nur noch selten das Haus verließ, gebrauchte ihn nur dann, wenn er die ferngelegenen Weiden besuchte. Romilly schnalzte leise – alle Pferde kannten sie –, und er kam an den Zaun getrabt. Sie murmelte ihm freundlich zu, fütterte ihm eine Handvoll Grünzeug, legte ihm den Sattel auf den Rücken und führte ihn vorsichtig den Pfad hinunter. Erst als sie ein gutes Stück außer Hörweite war, stieg sie auf. Ein Hund begann in der Burg zu bellen. Romilly hielt den Atem an und befahl dem Tier mit schierer Willenskraft, still zu sein.
    Am Fuß des Berges kletterte sie in den Sattel und zuckte, als die frischen Verletzungen spannten. Aber sie biß die Zähne zusammen. Der Mantel schützte sie gegen die mitternächtliche Kälte. Einmal blickte sie zu Falkenhof hinauf, hoch auf der Klippe über ihr.
    Lastenträger! Ich kann nicht, kann nicht. Vater tut es leid, daß er mich geschlagen hat, dies ist Wahnsinn, ich sollte zurückkehren, bevor man mich vermißt.
    Doch dann erinnerte sie sich an Darrens Gesicht, als sie ihm den Falken gab, an die Wut ihres Vaters, an Ruyvens verzweifelte Augen bei ihrem letzten Beisammensein, bevor er von Nevarsin weglief… Nein, Vater will uns als das haben, was er wünscht, nicht was wir sind. Sie dachte an Dom Garris’ beleidigendes Benehmen beim Mittsommerfest. Was würde er erst tun, wenn sie ihm übergeben wurde, als seine Frau, sein Eigentum, mit dem er machen konnte, was er wollte – Romillys Gesicht nahm den Ausdruck eiserner Entschlossenheit an. Hätte es in diesem Augenblick jemand gesehen, wäre ihm die große Ähnlichkeit mit ihrem Vater aufgefallen. Sie ritt von Falkenhof weg, ohne zurückzublicken.
    ZWEITES BUCH Der Flüchtling
    1.
    Am dritten Tag begann es zu schneien. Romilly, die ihr ganzes Leben im Vorgebirge der Hellers verbracht hatte, wußte, daß sie schnell ein Obdach finden mußte. Kein Geschöpf konnte ein Unwetter überleben, nicht einmal in dieser Jahreszeit, außer unter Dach und Fach. Der Wind schnitt wie ein Messer und heulte mit den Stimmen von zehntausend Teufeln durch die Bäume am Wegrand. Romilly dachte einen Augenblick daran, zu dem kleinen Berghof zurückzukehren, an dem sie vormittags vorbeigekommen war, und dort um Obdach zu bitten… nein. Die Bauern dort mochten unter denen gewesen sein, die hin und wieder nach Falkenhof kamen, und sie selbst in ihrer Jungenkleidung als Tochter des MacAran erkennen. Sie kannte sie nicht, aber sie hatte sich auch noch nie so weit von zu Hause entfernt und war sich nicht sicher, wo sie sich befand. Sie hatte eine vage Vorstellung davon, daß sie, wenn sie diesem Weg folgte und sich nordwärts hielt, schließlich nach Nevarsin gelangen würde, und von da ging eine Straße zum Tramontana-Turm. Dort würde sie ihren Bruder Ruyven finden. Oder wenn er von den Leroni, die in den Türmen herrschten, anderswohin geschickt worden war, würde sie Nachricht über ihn erhalten. Vielleicht konnte sie ihr Laran in den Türmen ausbilden lassen, wie die Leronis Marelie es ihr vor ein paar Jahren geraten hatte. Oder sie blieb für den Winter in Nevarsin – sie hatte lange genug in den Hellers gelebt, um zu wissen, daß eine Reise auf den Straßen, die nach

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