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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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hungrig.«
    Da nahm er ihr die Gabel aus der Hand, wickelte ein paar Spaghetti darum und hielt sie ihr hin.
    »Bitte, Vane, ich bin kein Baby.«
    »Das weiß ich.« Wieder einmal beschleunigte sein glutvoller Blick ihren Puls. »Iss mir zuliebe, Bride«, fügte er in leisem, aber gebieterischem Ton hinzu. »Du sollst nicht hungern, das ist ungesund.«
    Sprach er aus Erfahrung? »Warst du schon einmal hungrig?«
    »Nimm einen Bissen, dann beantworte ich deine Frage.«
    »Ich bin kein Kind.«
    »Glaub mir, das weiß ich.« Langsam schwenkte er die Gabel vor ihren Lippen hin und her.
    Sie schüttelte den Kopf über seine Hartnäckigkeit. Doch sie öffnete den Mund. Ganz vorsichtig schob er die Pasta zwischen ihre Zähne. Er wartete, bis sie zubiss. Dann zog er die Gabel wieder heraus.
    Während Bride kaute, ließ er die Gabel erneut in ihren Spaghetti kreisen. »Ja, ich musste hungern. Meine Eltern ernährten mich nicht so liebevoll, wie sich deine um dich kümmerten. Bei unsereins geht es anders zu. Sobald ein Junge alt genug ist, wird er aus seinem Zuhause geworfen. Entweder lernt er, für sich selber zu sorgen, oder er stirbt.«
    Bedrückt dachte er an seine Jugend, die ständigen Qualen, den Hunger. Im ersten Jahr, das er auf eigenen Beinen verbracht hatte, wäre er mehrmals fast gestorben – so oft, dass er es gar nicht zählen konnte. Bis zur Pubertät war er ein Wolfsjunges gewesen und dann ganz plötzlich ein erwachsener Mann. Zunächst wusste er nicht mit seinen neuen magischen Kräften umzugehen. Und er steckte in der Gestalt eines Menschen, obwohl er ein Wolf sein wollte.
    In diesem ungewohnten Zustand konnte er nicht auf die Jagd gehen, um sich von seiner Beute zu ernähren. Seltsame Gefühle erfüllten ihn, die er als Wolf nicht gekannt hatte. Und am schlimmsten – der menschliche Körper beeinträchtigte seine Sinneswahrnehmung. Bei Tageslicht mochten die Menschen besser sehen, doch sie hörten nicht so gut, bewegten sich langsamer und witterten ihre Feinde nicht. Zudem fehlte ihnen die physische Kraft, die sie brauchen würden, um Raubtiere oder andere Tiere, die sie töten mussten, um ihren Hunger zu stillen, mit bloßen Händen zu bekämpfen.
    So leicht konnten sie überhaupt nicht töten, weil es ihr Gewissen belastete, weil ihnen vor vergossenem Blut graute.
    Aber wie Darwin festgestellt hatte – nur die Stärksten überlebten. Also lernte Vane zu überleben, Schläge und Bisswunden hinzunehmen und Schmerzen zu ertragen. Am Ende des ersten Jahres, das er allein verbracht hatte, kehrte er zu seinem Rudel zurück, voller Zorn, aber mit eiserner Selbstkontrolle gewappnet. Ein Mensch, der wusste, was es bedeutete, ein Wolf zu sein, fest entschlossen, den verhassten Teil seines Wesens zu beherrschen.
    Er kam mit einer ungeheuren Kraft zurück, von der die Wölfe nur träumen konnten. Trotzdem wäre er verloren gewesen, hätte sein Bruder ihn nicht gerettet. Anfangs tötete Fang für sie beide, damit sie nicht hungerten, und schützte ihn. Vane musste erst wieder lernen, die einfachsten Aufgaben zu erfüllen. In menschlichem Zustand wurde er von Fang überwacht.
    Während die anderen ihn im Stich gelassen hatten, war Fang stets an seiner Seite geblieben. Deshalb würde Vane immer für seinen Bruder sorgen, mochte es kosten, was es wollte.
    »Das muss sehr schwierig gewesen sein«, sagte Bride und holte ihn in die Gegenwart zurück – zu ihr.
    » Daran gewöhnt man sich«, erwiderte er und fütterte sie mit einem weiteren Bissen.
    Sie schaute ihn an, als würde sie verstehen, was ihn bewegte. »Erstaunlich, an wie viel man sich gewöhnt …«
    »Wie meinst du das?«
    »Manchmal lassen wir uns von anderen Leuten schlecht behandeln, weil wir geliebt und akzeptiert werden wollen. Das wünschen wir uns so inständig, dass wir alles dafür tun. Und wehe, wenn wir erkennen, dass wir weder geliebt noch akzeptiert werden – ganz egal, wie sehr wir uns bemühen. Dann ärgern wir uns, weil wir so viel Zeit damit vergeudet haben. Und wir fragen uns, ob wir minderwertig sind, warum die Leute nicht wenigstens vorgeben, uns zu lieben.«
    Voller Zorn las er den Schmerz in ihren Bernsteinaugen. »Taylor ist ein Idiot.« In seiner Stimme schwangen tiefe Gefühle mit, die ihr den Atem nahmen. Er legte die Gabel beiseite. Zärtlich strich er über ihre Wange. »Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Nichts an dir würde ich jemals ändern.«
    Wie gut ihr diese Worte taten. Doch sie machte sich keine

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