Herrin Der Stürme - 2
Ich werde Kinder zeugen, die Monster sind… Und sie wird sterben, wenn sie sie zur Welt bringt… Gebenedeite Cassilda, Urmutter der Reiche, laß mich nicht so viel von meinem Schicksal sehen. Ich kann so wenig tun, um es abzuwenden …
»Ich bin weder krank noch verrückt, Damisela. Du brauchst mich nicht zu fürchten.«
»Tatsächlich«, sagte die junge Frau – und wieder begegneten sich ihre Blicke – »du scheinst keineswegs geisteskrank zu sein. Aber du siehst besorgt aus. Ist es der Gedanke an unsere Heirat, der dir Sorgen macht, Cousin?«
Nervös lächelnd erwiderte Allart: »Sollte ich nicht sehr zufrieden sein, zu sehen, welche Schönheit und Anmut die Götter meiner Braut gegeben haben?«
»Oh!« Ungeduldig bewegte sie ihren Kopf. »Das ist nicht die Zeit für hübsche Reden und Schmeicheleien, Cousin! Bist du einer von denen, die glauben, eine Frau sei ein törichtes Kind, das man mit ein oder zwei höflichen Komplimenten entläßt?«
»Glaub mir, ich wollte nicht unhöflich zu dir sein, Lady Cassandra«, sagte Allart, »aber man hat mich gelehrt, daß es ungebührlich ist, die eigenen Sorgen und Ängste mit anderen zu teilen, solange sie noch keine konkrete Gestalt angenommen haben.«
Erneut der schnelle, direkte Blick aus den wimpernbeschatteten Augen. »Ängste, Cousin? Aber ich bin harmlos und ein Mädchen! Ein Fürst der Hasturs fürchtet sicherlich gar nichts, und ganz gewiß nicht die ihm versprochene Braut!«
Vor ihrem Sarkasmus wich er zurück. »Willst du die Wahrheit hören? Ich besitze eine seltene Form des Laran; sie besteht nicht nur aus der Vorausschau. Ich sehe nicht nur die Zukunft, die sein wird, sondern alle Möglichkeiten, die sie bieten könnte. Ich sehe die Dinge, die sich bei Fehlschlägen ereignen könnten – und es gibt Momente, in denen ich weder sagen kann, welche davon durch Ursachen der Gegenwart hervorgerufen, noch, welche aus meiner Angst geboren werden. Ich bin nach Nevarsin gegangen, um dies zu bewältigen.«
Er hörte, wie sie überrascht einatmete.
»Avarras Gnade, welch ein Fluch, den du trägst! Und hast du ihn bewältigt, Cousin?«
»Irgendwie schon, Cassandra. Aber wenn ich besorgt oder unsicher bin, kommt er wieder über mich, so daß ich nicht allein die Freude sehe, die die Heirat mit einer Frau wie dir mir bringen könnte.« Wie körperlichen Schmerz in seinem Herzen spürte Allart das bittere Bewußtsein all der Freuden, die sie kennenlernen könnten, vorausgesetzt, er schaffte es, sie dazu zu bringen, seine Liebe zu erwidern. Er dachte an die künftigen Jahre, die hell und freundlich sein können … Dann schlug er heftig die innere Tür zu und verschloß seinen Geist vor allem. Cassandra war keine Riyachiya, die man für ein kurzes Vergnügen – ohne nachzudenken – nehmen konnte!
Barsch, ohne zu merken, wie der Schmerz seine Stimme rauh und seine Worte kalt machte, sagte er: »Aber ich sehe ebenso alle Sorgen und Katastrophen, die kommen können. Und bevor ich meinen Weg durch die falschen Möglichkeiten, die meinen eigenen Ängsten entstammen, nicht sehen kann, kann ich dem Gedanken an eine Heirat keine Freude abgewinnen. Aber das soll keine Unhöflichkeit gegen dich sein.« Cassandra erwiderte: »Ich bin froh, daß du mir das gesagt hast. Du weißt sicher, daß meine Verwandten verärgert sind, weil unsere Hochzeit nicht vor zwei Jahren, als ich das gesetzliche Alter erreichte, stattfand. Sie meinten, du hättest mich beleidigt, indem du in Nevarsin bliebst. Und sie wünschen jetzt, daß du ohne weitere Verzögerung deinen Anspruch auf mich erhebst.« Ihre Augen funkelten ironisch. »Nicht etwa, daß sie sich ein Sekal um mein Eheglück scheren, aber sie hören einfach nicht auf, mich daran zu erinnern, wie nahe du dem Thron stehst, wie glücklich ich mich schätzen kann, und wie ich dich mit meinem Charme umgarnen muß, damit du mir nicht entkommen wirst. Sie haben mich wie eine Modepuppe gekleidet, mein Haar mit Netzen aus Kupfer und Silber geschmückt und mich mit Edelsteinen beladen, als würdest du mich auf dem Markt kaufen wollen. Ich hatte beinahe erwartet, daß du mir den Mund aufmachst, meine Zähne untersuchst, und dich vergewisserst, daß meine Lenden und Fesseln kräftig sind!« Allart konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Was das betrifft, braucht deine Verwandtschaft keine Befürchtungen zu haben. Sicher könnte kein lebender Mann irgendeinen Makel an dir finden.«
»Oh, aber es gibt einen«, sagte sie offen. »Sie haben gehofft, daß
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