Herrin des Blutes - Thriller
Privileg, das sie sehr genoss. Einige der Neuzugänge stufte Ursula kurzerhand als ihrer Aufmerksamkeit unwürdig ein und schickte sie umgehend nach Razor City. Andere richtete sie ohne erkennbaren Grund an Ort und Stelle hin. Und jede Woche wählte sie eine Handvoll Unglücklicher aus, an denen sie die Wut und die Frustration ausließ, die sich in ihr breitmachten.
Der Mund der Prostituierten war mit Nadel und Faden zugenäht, ihre Handgelenke mit einem Stück rostigem Stacheldraht gefesselt. Ursula stand hinter ihr, nackt bis auf schwarze Plateauschuhe und einen vors Becken geschnallten Dildo. In ihrem Mundwinkel baumelte eine Zigarette in einer Plastikhalterung, während sie den Dildo immer wieder in den blutenden Anus der anderen Frau rammte.
Giselle lag mit aufgestütztem Ellenbogen auf der anderen Seite des Bettes, den Kopf in die Hand gestützt. Die Prostituierte sah sie mit feuchten Augen voll flehender Verzweiflung an. Giselle empfand einen Hauch von Erregung, während sie die Obszönitäten beobachtete, die ihre Geliebte der bemitleidenswerten Kreatur zufügte. Aber es war lediglich ein Reflex. Es steckte kein richtiges Feuer dahinter. Sie liebte Ursula noch immer, aber das Band zwischen ihnen wurde zunehmend schwächer. Eine stete Erosion, Tropfen für Tropfen, von der sie fürchtete, dass sie so lange andauerte, bis nichts mehr davon übrig blieb. Sie beobachtete, wie Ursulas Brüste und ihr langer blonder Haarschopf auf und ab hüpften, während sie die Prostituierte in den Arsch fickte, und bemühte sich, mehr als nur leichte Erregung zu empfinden.
Aber das Ergebnis war dasselbe.
Nichts.
Daher war sie froh über die Ablenkung, als das Donnern schwerer Stiefel ertönte.
Sie stand vom Bett auf und begrüßte Schreck.
Die schicke schwarze Uniform des Leutnants war frisch gebügelt und makellos, die polierten Stiefel glänzten. Seine blaugrauen Augen wirkten kalt, das Haar war extrem kurz geschoren. Seine dünnen Lippen und sein kantiges Gesicht ließen ihn grausam erscheinen – perfekt für die Position, die er innehatte. Er nahm die Mütze ab und schlug die Hacken zusammen. Giselle fand das amüsant. Der Mann war ein glühender Bewunderer des Erzmilitarismus der Faschisten aus dem Dritten Reich, und hin und wieder vermittelte er den Eindruck eines geistesgestörten Jungen, der in die Rolle eines KZ-Aufsehers schlüpfte.
Er verbeugte sich steif und sagte: »Meisterin, eine gewisse Angelegenheit erfordert eure sofortige Aufmerksamkeit.«
Giselle lächelte und stellte sich vor den Kleiderschrank. Sie wählte ein grünes Seidenkleid aus und streifte es über. Der Saum reichte nur bis zur Mitte ihres Oberschenkels. Sie schlang den Gürtel darum, verknotete ihn und wandte sich wieder dem Leutnant zu, unverändert mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sie glättete den Stoff auf Schenkelhöhe und erkundigte sich: »Wie sehe ich aus?«
Ein Mundwinkel des Mannes verzog sich, während er versuchte, seine Frustration zu verbergen. »Es handelt sich um eine Angelegenheit von höchster Dringlichkeit, Madam. Ich glaube kaum …«
Giselles Lächeln erstarb. »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt. Antworten Sie.«
Schreck war ein kaltschnäuziger, effizienter Mann, dem so schnell nichts die Sprache verschlug. Genau deshalb eignete er sich so perfekt für die Rolle, die er bei ihren Machenschaften einnahm. »Ihr seht wundervoll darin aus, Meisterin.«
»Natürlich tue ich das. Und jetzt erzähl mir von dieser angeblich so beunruhigenden Entwicklung.«
Sie trat an den Schminktisch neben dem Kleiderschrank, setzte sich auf den Stuhl und zog den Saum ihres Kleides herunter, während sie die Beine übereinanderschlug. Schreck drehte sich zu ihr um und schnappte nach Luft. Ein leichtes Runzeln grub sich in Giselles Stirn ein. Etwas schien den Mann aus der Fassung zu bringen. In ihrem Hinterkopf klingelten leise die Alarmglocken. Sie hatte noch nie erlebt, dass Schreck nervös wurde, nicht einmal unmittelbar nach Miss Wickmans Ermordung.
Ihre Neugier war geweckt. Sie setzte sich aufrecht hin und beugte sich vor. »Kommen Sie schon, Mann. Spucken Sie’s aus. Warum sind Sie dermaßen durch den Wind?«
Schreck stieß einen Seufzer aus. »Madam … Wir haben Neuankömmlinge. Drei Frauen. Eine von ihnen ist Dream Weaver. Sie war …«
»Ich weiß, wer sie ist.« Giselle runzelte die Stirn und schielte zum Bett hinüber. Ursula war noch immer mit der Prostituierten zugange. Die Rückseiten ihrer langen, wohlgeformten
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