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Herrin wider Willen

Herrin wider Willen

Titel: Herrin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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sicher, meine Gattin wird Euch mit Wohlwollen behandeln, aber diese Hoffnung muss Euch für den Augenblick genügen.«
    Cornelias Mundwinkel sanken nach unten. »Gattin? Wer soll das eigentlich glauben? Als Junggeselle kommt Er her und lernt, dass es ohne Ehe für Ihn nichts zu erben gibt. Kaum ist der Vater tot, steht Er mit einer Gattin vor der Tür. Gattin, dass ich nicht lache! Die hat keine größeren Rechte am Nachlass als ich. Ich kann mir schon vorstellen, aus welchem Schmutz Er sie aufgeklaubt hat. Damit werde ich mich nicht abfinden, da sei Er gewarnt.«
    Ada hatte es kommen sehen, sie verschränkte die Arme. »Passt nur auf, dass Ihr den Dreck nicht gegen den Wind fegt. Ihr solltet über Eure Vermutungen schweigen, so wie ich über meine schweige, die Euch betreffen.«
    »Bravo«, sagte Christopher und nickte ihr zu.
    »Vermutungen haben hier nicht das geringste Gewicht.« Lenz drehte sich auf dem Stuhl zum Schrank hin und begann, dessen Fächer der Reihe nach zu öffnen. »Das Gesetz gibt mir und meiner Gattin recht. Dagegen hat Frau von Quasten kein Mittel.«
    Cornelia ballte die schmalen Hände mit den spitzen, dünnen Fingern zu Fäusten, lächerlich in ihrer Hilflosigkeit. Sofort tat sie Ada wieder leid, und sie ärgerte sich über Lenz, der sie auch noch mit ihrem Namen aufzog. Wahrscheinlich sah die Frau verzweifelt einer ungewissen Zukunft entgegen. »Lasst uns doch etwas Zeit, und wir werden dafür sorgen, dass niemand in unerträgliche Not gerät.« Ada streckte Cornelia versöhnlich die Hand hin, doch die drehte sich um und verließ den Raum mit kleinen Schritten und vorgestrecktem Hals wie ein wütendes Huhn.
    Lenz warf Ada über die Schulter einen Blick zu, den sie nicht deuten konnte. Vielleicht war es Anerkennung, vielleicht reiner Spott.
    »Was für eine Krähe«, sagte Christopher. »Hat dein Vater tatsächlich über sie gesprochen?«
    »Leider nicht so, dass ich mir einen Reim darauf machen kann. Er hat vor einigen Monaten mit ihr gebrochen. Sie ist selbst erst zurückgekehrt, als er schon im Delirium lag, und sie hat seine Kammer nicht betreten wollen, bis er tot war. Das ist zumindest das, was Jakob sagt, der zweite Knecht … Ah.« Lenz nahm aus einer der kleineren Schubladen einen Schlüssel und öffnete damit die vier mittleren Türen. »Ich gehe davon aus, dass hier kein Silber zu finden ist, sonst hätte der Pastor wohl kaum die Kuh haben wollen. Aber vielleicht …«
    Im Aufstehen schob er die Schreibplatte in den Schrank, dann tastete er innerhalb und außerhalb der vielen Abteilungen so lange, bis er sieben geheime Fächer entdeckt hatte. Außer einem kleinen Beutel Münzen fand er keine Schätze. Den Beutel hielt er Ada hin. »Für den Anfang.«
    Sie nahm ihn und leerte ihn in einen flachen Holzteller aus, der auf dem Tisch stand. Mit flinken Händen machte sie Türme aus den Münzen. Das Lesen mochte ihr schwerfallen – Rechnen konnte sie spielend. Doch das lohnte sich in diesem Fall kaum. »Kipper- und Wipperblech«, sagte sie. »Gerade genug, um ein Leintuch vom Wegfliegen abzuhalten. Das rettet die Kuh nicht.«
    Lenz lachte, ohne sich zu ihr umzusehen, und suchte weiter. Christopher sah sie verblüfft an. »Kipper und Wipper?«
    Das erste Mal, dass er deutsche Worte nicht verstand, soweit Ada wusste. »Am Anfang des Krieges hat der Kaiser die Münzpressen verpachtet. Daraufhin nahm die Münzbetrügerei überhand, und das Geld war nichts mehr wert. Vor etwa zwanzig Jahren hat man das wieder geändert. Drei Säcke von diesem Blech wurden gegen einen guten, neuen Reichstaler eingetauscht. Von denen müssten wir jetzt ein Säckchen voll finden.«
    Lenz hatte das achte Fach entdeckt. Mit hochzufriedenem Gesicht holte er einen weiteren Beutel aus dem schmalen Abteil und sah hinein, dann überreichte er ihn lächelnd Ada. »Das rettet die Kuh.«
    Sie seufzte erleichtert und schüttete auch diese Münzen auf den Teller. »Ob dein Vater wirklich die Bestattung schon bezahlt hat?«
    Lenz zuckte mit den Schultern. »Ich sehe die Papiere durch.«
    »So lange kann ich Ada die Gebäude zeigen.« Christopher blickte nicht auf, als er seinen Vorschlag machte, sondern rückte das blaue Glas auf der Eichentischplatte zurecht.
    Adas Sinne waren so sehr auf Lenz ausgerichtet, dass sie sogar den winzigen Ruck wahrnahm, der bei Christophers Worten durch ihn ging. Kühl klang er, als er dem Vorschlag zustimmte und sie mit seinem Freund fortschickte.
    Die Herausforderung, Ordnung auf dem

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