Herrscherin des Lichts
schließlich habt Ihr ja Erfahrung darin.“
Er schmiss ihr die Weinflasche hinterher, doch sie verfehlte ihr sich mit unerschütterlicher Ruhe entfernendes Ziel, wenn auch nur knapp, und zerschellte am Bogen des Höhleneingangs.
Es war nun schon eine Weile her, seit Ayla eine Waffe in Händen gehalten hatte, und trotzdem fühlte es sich an, als sei es erst gestern gewesen. Sie absolvierte ihre Formen mit großer Konzentration und Sorgfalt, ließ immer wieder das Breitschwert in einem ovalen Bogen hinabsausen, verteilte blitzschnelle Hiebe zu jeder Seite, mit denen die Klinge mühelos die Luft durchschnitt und ganze Heerscharen imaginärer Gegner niedermähte.
Aber es gab nur einen Gegner. Den sie fürchtete.
Garret würde die Streitaxt wählen. Sie war immer seine bevorzugte Waffe gewesen, die er meisterhaft beherrschte und schon in vorderster Front im Gefecht gegen die Menschen und bei den Kämpfen zwischen ihren eigenen Völkern geschwungen hatte. Die erste, in deren Gebrauch er Ayla unterwiesen hatte.
Das Einzige, dem sie niemals etwas hatte entgegensetzen können, wenn er sie damit angriff.
Die Tür der Trainingshalle wurde geöffnet, und Ayla steckte, völlig entgegen ihrer Gewohnheit, ihr Schwert rasch zurück in seine Lederscheide. Es war Cedric, der eintrat, und in seinen Augen, in letzter Zeit so oft von Kummer getrübt, flackerte Erheiterung unter den goldblonden Brauen auf. „Es ist erfrischend zu sehen, wie eine Königin sich ihrer Herkunft erinnert.“
Nicht in der Stimmung für freundschaftliche Plauderei, zog sie ihr Schwert wieder hervor und hob es erneut über den Kopf. „Ihr habt ihn kämpfen sehen.“
„Ja.“ Cedric schritt langsam den äußersten Kreis des Gildensymbols auf dem Boden entlang. „Er ist ein äußerst fähiger Krieger.“
„Falls Eure eigenen Fähigkeiten noch nicht allzu eingerostet sind, nehmt Euch eine Axt und macht Euch nützlich.“ Sie schob unwirsch eine schweißnasse Haarsträhne weg, die ihr in die Stirn gefallen war.
Cedric verbeugte sich und legte seine Robe ab, sodass er mit freiem Oberkörper, nur noch mit seiner dunkelbraunen Hose aus dickem Leder bekleidet, vor ihr stand. Für einen Moment sah sie zum ersten Mal den attraktiven Elf in ihm anstelle ihres ehemaligen Gildenmeisters, der ihr ein treuer Freund geworden war. Er hatte etwas durchaus Anziehendes an sich, mit diesen straffen und doch geschmeidigen Muskeln eines gut ausgebildeten Kriegers. Hätte sie nicht all diese Jahre in dem festen Glauben verbracht, nichts weiter als eine wertlose Halbelfe zu sein, wäre er ihr womöglich eines Tages als potenzieller Gefährte ins Auge gefallen.
Aber nun war ihr Darkworlder derjenige, dem ihr Herz gehörte.
Sie verdrängte die Gedanken an Malachi, die den Baum ihrer Lebenskraft vibrieren und in ihrer Brust seine Äste ausbreitenließen. Wenn sie abgelenkt durch ihre Gefühle für ihn in diesen Kampf ginge, würde sie unterliegen. Der lähmende Schmerz würde sie außer Gefecht setzen, und Garret hätte leichtes Spiel.
Cedric hob die Axt und nahm seine Kampfstellung ein, die exakt der entsprach, die sie von Garret gewöhnt war. Er kannte dessen Taktik gut.
Ohne dass Ayla fragen musste, erklärte er: „Ich bin nicht so alt geworden, indem ich die Tatsache ignoriert habe, dass es im Palast manchen Elf gibt, der etwas machthungriger ist als ich selbst.“
Er führte einen ausladenden Hieb gegen sie, der sie auf reichlich Abstand hielt, genau wie Garret es tun würde.
Ayla sprang zurück und öffnete ihre Flügel, sich mit hoch über ihrem Kopf erhobenem Schwert vom Boden abstoßend, bereit, ihrem Gegner einen tödlichen Schlag zu versetzen. „Ihr wusstet, dass er Euch eines Tages gefährlich werden könnte?“
Cedric wich dem Angriff problemlos aus. „Gut, gut. Ihr zieht die Konfrontation nicht unnötig in die Länge, sondern wollt so schnell wie möglich eine Entscheidung herbeiführen.“
„So hat er es mich gelehrt“, schnaufte sie, machte in der Luft einen Salto und landete auf den Füßen, rechtzeitig Cedrics nächsten Streich parierend. „Hattet Ihr Angst vor ihm?“
„Ich fürchte niemanden, Ayla.“ Er ging einen Schritt rückwärts, wieder eine sichere Distanz zwischen ihnen herstellend. „Haltet den Ellbogen niedriger, Ihr lasst Eure linke Seite sonst ungeschützt.“
„Wenn Ihr es habt kommen sehen und offenbar auch jeder andere am Hof …“, Ayla ging in die Hocke und stieß nach Cedrics Beinen, „weshalb ist es mir dann
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