Herrscherin des Lichts
entgangen?“
Dies war der Augenblick, in dem Garret ihre Unaufmerksamkeit genutzt und ihre Arme abgehackt hätte, doch Cedric wählte einen anderen Weg. Er sprang über sie hinweg und packte sie von hinten, bremste nur Millimeter vor ihrem Rücken die Axt ab, ehe sie sich in ihre Wirbelsäule bohren konnte.
Keuchend und schwitzend drehte sie sich aus seinem Griffund ließ sich erschöpft auf die Knie fallen. „Warum konnte ich es nicht sehen? Warum habe ich nicht erkannt, wie er wirklich ist?“
Er legte die Axt beiseite und setzte sich neben Ayla. Sein starker Arm fühlte sich warm und tröstlich auf ihrer Schulter an. So wie es der eines Freundes würde. Und da wurde ihr bewusst, dass sie nie einen echten Freund gehabt hatte. Garret war der Einzige gewesen, den sie jemals als ihren Vertrauten betrachtete, und jetzt, da er seine wahre Natur offenbart hatte, konnte sie nicht fassen, dass sie auf ihn hereingefallen war.
Cedric lehnte sacht den Kopf an ihren. „Weil Ihr anständiger seid als die meisten von uns. Jemand ohne auch nur einen Funken Heimtücke in sich ist kaum in der Lage, eine solche Niedertracht bei einem anderen zu vermuten.“
„Aber ich kann es jetzt.“ Plötzlich wurde sie von einer bleiernen Müdigkeit überwältigt, die eine simple Trainingsstunde normalerweise nicht hätte verursachen dürfen. „Bedeutet das, dass ich dabei bin, so zu werden wie er?“
„Es bedeutet, dass Ihr wachsam seid.“ Cedric stand auf und hielt ihr eine Hand entgegen. Als sie sich auf die Füße gerappelt hatte, hob er ihr Schwert auf und warf es ihr zu. „Und gleich noch einmal.“
Dieses Mal schlug sie zu, ohne zu warten, bis Cedric bereit war. Ein ehrloser Akt, aber Garret würde auch nicht ehrenhaft kämpfen. Ihre Attacke traf Cedric völlig unvorbereitet, und er nickte anerkennend, nachdem er sie gerade noch hatte abwehren können. „Nun habt ihr die richtige Einstellung, um gegen ihn zu bestehen.“
Die richtige Einstellung . Vielleicht. Doch die Vorstellung, in Zukunft mit einer solch kaltschnäuzigen Geisteshaltung durchs Leben gehen zu müssen, erschreckte sie. „Nach ihm werden andere kommen.“ Sie presste die letzten Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als sie abermals auf ihn zustürmte.
Cedric sprang zur Seite und ließ seine Axt von oben auf ihre Klinge krachen, um sie davon abzuhalten, sie erneut zu erheben. „Ihr werdet immer Feinde haben. Ihr seid die Königin des Elfenreiches.“
„Also muss ich bis ans Ende meiner Tage in Furcht leben?“ Sie breitete die Flügel aus und versetzte ihm aus der Luft einen Tritt gegen die Brust, der ihn zu Fall brachte. Dann riss sie ihr frei gewordenes Schwert hoch. In letzter Sekunde, kurz bevor der Stahl Cedrics Kehle berührte, stoppte sie ihren Hieb. „Wenn es das ist, was es heißt, Königin zu sein, dann kann ich darauf verzichten.“
Sie zog ihre Waffe weg, und Cedric sprang mit einem eleganten halben Flickflack wieder in eine aufrechte Position. „Dann lasst Euch von Garret niedermetzeln. Oder übergebt ihm kampflos den Thron, und er tötet Euch eben anschließend. Aber was Ihr auch tut, am Leben werdet Ihr nur bleiben, solange Ihr die Königin seid.“
Mit einem wütenden Aufschrei der Frustration rammte Ayla ihr Schwert in einen der Waffenständer an der Wand. Als das Scheppern der herausgefallenen Lanzen und Säbel verklungen war, hatte sie sich wieder einigermaßen beruhigt, zumindest äußerlich. In ihrem Inneren rauschte die Verzweiflung wie eine Welle eisigen Wassers durch ihren Körper. „Ich könnte von hier fortgehen. Mich mit Malachi einfach irgendwo in der Darkworld niederlassen.“
„Garret würde Euch finden.“ Cedric gestand ihr nicht einmal die Illusion eines eventuellen Ausweges zu. „Ihr müsstet stets auf der Flucht sein. Als seine legitime Gefährtin stellt Ihr eine Bedrohung für ihn dar, und selbst wenn die Bindung nicht unauflösbar wäre – Ihr seid die Mutter eines Thronfolgers, was Euch für ihn sogar noch gefährlicher macht.“
„Wie legitim kann unsere Bindung schon sein?“ Sie bemerkte den gereizten Unterton in ihrer Stimme, konnte ihn aber nicht unterdrücken. „Er will mich tot sehen.“
„Und Ihr habt Euch in der Nacht Eurer Vermählungszeremonie zu einem Darkworlder davongestohlen. Er hat ebenso viel Grund, Euch tot sehen zu wollen, wie Ihr ihn.“ Cedric ging zu seiner abgelegten Robe und hob sie auf. „Habt Ihr schon mit Malachi gesprochen?“
Ayla sortierte schweigend die am
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