Herrscherin des Lichts
gäben, Ayla. Mit dem Bruder der Königin vereint zu sein – das könnte eines Tages den Thron bedeuten.“
Könnte es, vorausgesetzt, die Königin würde sterben. Aber die Angehörigen ihrer mit einigen wenigen Einschränkungen unsterblichen Rasse fielen dem Tod für gewöhnlich nur selten zum Opfer, in einem Kampf beispielsweise. Oder durch einen Anschlag. Sie verdrängte den heimtückischen Gedanken sofort wieder. Was sie brauchte, war Zeit zum Nachdenken, um die Vorteile seines Angebotes gegen die Risiken abzuwägen. „Ichwollte dich nicht beleidigen. Es kam nur wirklich sehr unerwartet für mich.“
Seine Körperhaltung entspannte sich, dieses Mal nicht nur vorgetäuscht, und er strich mit einer aufmunternden Hand – zumindest sollte es aufmunternd gemeint sein – über ihren Arm. „Was habe ich mir nur dabei gedacht. Da sitzt du, nach diesem unglücklichen Zwischenfall voller Sorge um deine Position in der Gilde, und ich mache dir einen Antrag und denke nur an mich selbst.“
Ayla schluckte. Waren es die möglichen Folgen ihrer Begegnung mit dem Darkworlder, die sie verunsicherten, oder die Begegnung selbst?
Garret schwafelte weiter. „Aber überleg doch nur, was es für dich verändern würde, Ayla. Als meine Gefährtin müsstest du dir keine Gedanken mehr um deine Zukunft in der Gilde machen.“ Er legte eine kurze Pause ein, um das Gesagte wirken zu lassen. „Deine Zukunft wäre gesichert.“
Also war er nicht erhaben darüber, seinen Status und sein Vermögen als Anreiz in die Waagschale zu werfen. Und warum sollte er auch? Ayla hatte lange genug am Hof gelebt, um zu wissen, dass Reichtum so manche Tür öffnete. Würde sie in eine Bindung mit Garret einwilligen und die fehlende Leidenschaft ihrerseits ignorieren, erkaufte sie sich damit ein Leben fernab der Baracken, gleichzeitig ein höheres Ansehen in der Gilde. Vielleicht sogar mehr Wohlwollen der Königin, obgleich Garret immer behauptete, seine Schwester hielte bereits jetzt große Stücke auf sie. All dies würde ihr Leben sehr viel einfacher machen. Warum sich für den steinigen Weg entscheiden, wenn ein deutlich bequemerer Pfad direkt vor ihr lag?
Garret schob sanft ihren Zopf zur Seite und ließ zärtlich seine Finger über ihre Haut gleiten. Sie schauderte und hoffte, er würde diese Reaktion als etwas missdeuten, das es nicht war. Er widerte sie nicht an, aber seine Annäherungsversuche lösten ein Gefühl der Beklemmung in ihr aus. Sich daran zu gewöhnenwürde nicht leicht werden. Ihre Gildenausbildung hatte sie gelehrt, ihre Emotionen während eines Kampfes zu verbergen, und das Gelernte kam ihr jetzt zugute, als er seine Lippen auf ihren Hals presste.
„Sag Ja“, hauchte er, sodass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte, und fuhr mit der Zunge die Linien ihrer Gildentätowierung entlang. Das Muster flackerte bei der Berührung durch seinen heißen feuchten Mund in ihrer Erinnerung auf. Niemals wieder bräuchte sie einen Spiegel, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie das Zeichen aussah. „Sag Ja“, drängte er abermals, während er eine seiner Hände auf ihren Oberschenkel legte und sie langsam aufwärtswandern ließ. Ihr Körper, unbeeinflusst von der emotionalen Distanz zwischen ihnen, drückte sich enger an ihn, hungrig nach mehr, um die Wirkungen dessen, was er bis jetzt bekommen hatte, nicht abebben zu lassen.
Ihr rationaler Geist funkte vor ihrem inneren Auge mit einem blitzartig erscheinenden Bild. Die Pergamentrolle, die Garret in der großen Halle dabeigehabt hatte. „Ich dachte, du hättest mich eingeladen, um meinen neuen Auftrag mit mir durchzugehen.“
Er stockte für einen Moment, dann ließ er von ihr ab, sein Gesichtsausdruck ruhig, doch seine in verschiedenen Rottönen pulsierenden Fühler verrieten, wie aufgewühlt er in Wirklichkeit war. „Ja, richtig, dein Auftrag. Hätte ich mich nicht bei meiner Schwester für dich eingesetzt, wäre dein vorheriger vermutlich dein letzter gewesen.“
Garret stand auf, und Ayla drehte sich im Sitzen zu ihm um, sodass sie beobachten konnte, wie er zu der Truhe am Fußende seines Bettes ging. Im Astralreich hatten die Elfen auf mit Moos bedeckten Bänken oder in großen Astgabeln geschlafen. Jedenfalls, wenn man dem glaubte, was die alten Überlieferungen erzählten. In den Baracken der Gilde bestand Aylas Nachtlager aus einer harten Pritsche mit durch die Feuchtigkeit stetsklammen Laken darauf. Garret dagegen besaß eine richtige Matratze, illegal importiert
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