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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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gefangenen Seelen auf die Wiederkehr des Allmächtigen zu harren.
    Die Ätherkugel leuchtete vor seinem geistigen Auge auf, funkelnde blaue und grüne Lichtschwaden hinter einer glänzenden Oberfläche wie poliertes Glas. Natürlich gab es in Wirklichkeit keine Oberfläche, und die Seelen, milchig und dem Anschein nach flüssig, so wie sie umherschwebten, übereinander und ineinander verschlungen, wurden durch keinen anderen Behälter dort gehalten als dem jedem sterblichen Wesen innewohnenden Wunsch, ins Reich Gottes zurückzukehren. Ihre Anzahl vervielfachte sich täglich, und mit ihr wurde der stoische menschliche Wille, der sie bleiben ließ, mit jedem Tag schwächer, solange bis – wie Malachi sich vorstellte – die Kugel einfach zerbersten würde, wie eine Seifenblase es wohl tat.
    Als Engel war es für ihn selbstverständlich gewesen, dass alles möglich war und das Universum keine Grenzen kannte. Doch jetzt, zu seiner großen Bestürzung, konnte er nicht einmal mehr daran glauben, dass die Ätherkugel solch einer Überlastung für immer standhielt. Sein Geist war von den physikalischenGesetzen der Welt der Sterblichen eingepfercht worden.
    Angewidert starrte er im Gehen hinunter auf seine Füße, hässlich und rechteckig, mit Zehen, auf denen seltsame kleine Haare sprossen. Die Laute der Menschen vor ihm wurden leiser, als sie sich immer weiter entfernten, und er lauschte stattdessen dem Tropfen des schmutzigen Wassers, das von den Tunnelwänden perlte, während sein Weg ihn tiefer in die Darkworld führte.
    An einer Kreuzung vernahm er einen neuen Ton, der ihn faszinierte. Stahl, der auf Stahl traf, vergängliche Kreaturen im Kampf. Obwohl sein Körper sterblich geworden war, trieben seine Instinkte ihn dichter an das Geschehen heran, auch wenn er sich damit selbst in Gefahr brachte. Er sah die Öffnung eines dunklen Tunnels, spärlich erhellt von einer flackernden grünlichen Flamme, es war die Abzweigung, welche die Menschen genommen haben mussten. Daneben die andere, aus der ein wärmeres Licht drang und die prägnanten, aufgeregten Geräusche des Konflikts, die ihn magisch anzogen.
    Vorsichtig schlich er weiter in die Richtung, aus der das Lärmen des Gefechts hallte.
    Dieser Tunnel war trocken und leicht ansteigend, und keine welligen Reflektionen aufgewirbelten Wassers huschten über die Wände. Goldene Kreise aus hellem elektrischen Licht leuchteten um ihre winzigen gläsernen Quellen herum, in regelmäßigen Abständen an Kabeln hängend, die aus Malachis Sichtfeld schwangen, als er sich darunter hindurchduckte. Ein Hauch von Blut lag in der Luft. Möglicherweise könnte er jene Vampire anlocken, vor denen der Mensch ihn gewarnt hatte, doch er würde keine anderen Todesengel auf den Plan rufen. Der Geruch war seelenlos, nicht menschlich. Er lächelte verächtlich bei dem Gedanken an all die armseligen Geschöpfe, im Grunde kaum mehr als Tiere, und ihren absurden Kampf um die Welt da oben.
    Ein arroganter Ausdruck fühlte sich gut auf seinem Gesicht an. Er sollte ihn ab jetzt vielleicht öfter benutzen.
    Als er sich näherte und die Geräusche lauter wurden, tauchten an den Wänden schwarze Schatten auf. Ein langer, wendiger Schatten, der zwischen mehreren breiten und sich schwerfällig bewegenden Schemen umherzutanzen schien. Er sprang, schnellte vor, duckte sich, beinahe spielerisch. Was für eine Kreatur war das, die in dieser düsteren Darkworld voller Widerwärtigkeiten solch eine Eleganz, Können und Schönheit im Kampf vereinte?
    Als es abermals einem Hieb auswich, konnte er einen kurzen Blick auf das Wesen werfen, und Wut begann in seinen Adern hochzukochen. Die Lichtquelle über ihrem Kopf warf einen goldenen Schimmer auf ihre flammend roten Haare, die hinter ihr auf und nieder hüpften, während sie ihren kriegerischen Tanz fortführte. Ihr Körper war unglaublich klein. Würde sie neben ihm stehen, hätte ihr Kopf ihm gerade einmal bis zur Schulter gereicht. Und ihre Arme, wenngleich muskulös und mit großer Kraft das gewaltige Schwert schwingend, wirkten dünn und zerbrechlich im Vergleich zu seinen eigenen. Ihre Haut war so weiß, dass sie beinahe durchsichtig aussah, und zwei leuchtende Fäden, die sich scheinbar unabhängig vom Rest bewegten, lugten unter ihren Haaren hervor. Groteske lederartige Flügel lagen zusammengefaltet an ihrem Rücken an, und es juckte Malachi förmlich in den Händen, danach zu greifen, sie aus ihrem Körper zu reißen, genauso wie ihm von ihr seine

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