Herrscherin des Lichts
der ihn das Gleichgewicht verlieren und mitten in den Scherbenhaufen hinter ihm stolpern ließ. Klebriges, süßliches Öl wurde vom Stoff seiner Ärmel aufgesogen, als er seinen Sturz mit den Ellbogen abfing. Jetzt würde er monatelang nach diesem Zeug riechen.
„Du versuchst mich von meinem Platz zu verdrängen!“, kreischte Mabb. „Du denkst wohl, du könntest die Gunst meines Hofstaates gewinnen, indem du ihnen dieses … dieses halbblütige Miststück vor die Nase setzt. Glaubst du wirklich, sie würden so eine als ihre neue Königin akzeptieren?“
Bleib ruhig. Es hat keinen Sinn, mit ihr zu streiten, wenn sie in diesem Zustand ist . „Ich glaube, du interpretierst zu viel in diese Sache hinein. Du weißt genau, dass ich niemals König werden kann, es sei denn, du stirbst. Aber ohne dich könnte auch ich nicht weiterleben. Du bist meine letzte Blutsverwandte.“
„Richtig, du kannst die Macht nicht an dich reißen, weil es in unserer Dynastie keine männlichen Alleinherrscher gibt. Du bräuchtest eine Königin an deiner Seite. Und deshalb willst du an meiner Stelle diese Assassine dazu machen – als deine Marionette.“
Sie stand auf und stolzierte hoch erhobenen Kopfes an ihm vorbei, ihr Haar peitschte dabei hinter ihr wie ein fahles Gespenst, das von einem scharfen Windzug durch die Luft gewirbelt wurde. „Warum sonst solltest du dir eine Gefährtin nehmen wollen?“
„Um Gesellschaft zu haben?“ Garret erhob sich ebenfallsund versuchte gleichzeitig, seine Stimme möglichst ruhig klingen zu lassen. Unter seinen langen Ärmeln quoll Blut hervor und rann am Unterarm hinab. Er schüttelte ihn, um es loszuwerden. „Für mich ist das nicht so einfach wie für dich.“ Er nickte in Richtung der Tapete, die den geheimen Zugang zu Mabbs Gemächern versteckte.
Sie bewegte sich so schnell, dass er keine Chance hatte, ihre Attacke abzuwehren. Zu leicht vergaß er mittlerweile, dass sie in früheren Zeiten zuerst eine Kriegerin gewesen war und dann erst Königin. Ihre langen Finger schrammten über seine Wange und hinterließen brennende Spuren aufgeschlitzter Haut darauf.
„Wie kannst du es wagen!“ Sie schlug noch einmal nach ihm, dieses Mal hatten ihre heimtückischen Krallen es auf seinen Hals abgesehen. „Ich bin deine Königin, nicht irgendeine gewöhnliche Dirne!“
„Meine geliebte Schwester“, er lachte leise und befühlte mit zwei Fingern seinen Hals, um zu sehen, ob er blutete, „du bist in der Tat alles andere als gewöhnlich.“
„Wachen!“, blaffte sie, und seine Schultern versteiften sich unwillkürlich. Sofort kamen vier bewaffnete Wachleute in den Raum gestürmt und bildeten einen Kreis um Garret. Ihre Speere hielten sie in neutraler Stellung senkrecht, doch der Ausdruck auf ihren Gesichtern war hart und unerbittlich.
Mabb schob sich zwischen den beiden hindurch, die direkt vor ihrem Bruder standen, legte eine Hand auf seine Schulter und drückte ihn nach unten auf die Knie. „Nimm dir nur deine Halbelfe. Aber sei dir gewiss, dass sie niemals den Thron besteigen wird. Meine Getreuen würden sie nie und nimmer akzeptieren. Sie werden sie auf gar keinen Fall jemals so sehr lieben, dass sie mich für sie fallen lassen. Und du wirst für den Rest deines endlosen Lebens nichts weiter sein als mein Sklave. Die Erfüllung deiner lächerlichen kleinen Wünsche wird stets davon abhängen, ob ich dir gerade wohlgesinnt bin oder nicht. Und zwar bis in alle Ewigkeit.“
Oder bis du in die Ewigkeit eingehst, dachte Garret vor Wut schäumend. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Später, wenn seine Vermählung mit Ayla vollendet war, wenn der Thron so gut wie ihm gehörte. Und dann, liebste Schwester, wirst du erfahren, was für eine zerstörerische Kraft Ehrgeiz sein kann.
Der Darkworlder musste sterben, bevor sie in die Lightworld zurückkehren konnte. Sie machte sich keinerlei Illusionen darüber, was geschehen würde, sobald sie wieder dort war. Garret, ganz egal, was er ihr auch versprechen mochte, würde zukünftig dafür sorgen, dass sie keine Aufträge mehr bekam, und somit war dies ihre letzte Mission. Und vielleicht war das gar nicht so grauenvoll, wie sie es sich anfangs vorgestellt hatte. Wenn sie keine Assassine mehr war, könnte sie die Schande ihres gebrochenen Schwures eines Tages vergessen, und es bliebe ihr erspart, jemals wieder in diese schmachvolle Situation zu geraten.
Doch vorher musste sie den Darkworlder finden und töten. Das war nicht so einfach, wie
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