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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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herausgeprügelt hatte, wenn es notwendig gewesen war, wüteten nun in ihrem erschöpften Geist. Wenn sie nicht sofort machte, dass sie hier wegkam, würde sie diesen Darkworlder womöglich doch umbringen, der auf ihr unerklärliche Weise all ihre Schutzmauern einfach eine nach der anderen niedergerissen hatte. Wenn sie nicht sofort machte, dass sie hier wegkam, würde sie ihn womöglich nicht umbringen.
    Sie hatte schon die Hand auf der Türklinke, als der Darkworlder erneut sprach, seine Stimme hallte weich und schmerzerfüllt durch die Dunkelheit. „Bleib.“
    Ihre Finger schlossen sich fester um den Griff, den verzweifelten Fluchttrieb, der ihr sagte, dass sie so schnell wie möglich fort von ihm müsse, wie ein verwundetes Tier in ihr tobend. „Ich kann nicht.“
    Das war es, was sie hatte sagen wollen. Was stattdessen herauskam, war: „Weshalb?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete er, schlicht und aufrichtig. „Eigentlich wollte ich dich töten.“
    „Wenn du vorhast, mich zu töten, sollte ich wohl lieber nicht bleiben.“ Sie konnte nichts gegen das Lächeln tun, dasihre Lippen umspielte. Eigenartig. Sie hatte so lange nicht mehr gelächelt.
    Der Darkworlder gab einen verdrossenen Ton von sich, der tief aus seiner Kehle kam. Ayla spürte, wie sich die Härchen an ihrem Nacken aufstellten.
    „Ich werde dich nicht töten.“
    Für einen kurzen Moment war alles, woran Ayla denken konnte, ihr allererster Blick in seine Augen, starre, glasig schwarze Ovale, die unerwartet in der Finsternis aufgetaucht waren. Doch die Erinnerung verblasste, und an ihre Stelle trat sein neues, sterbliches Gesicht, in das sie jetzt blickte. Ein Gesicht, in dem sich Kummer widerspiegelte, ebenso wie in seinen menschlichen Augen.
    Langsam ging sie auf ihn zu. Zaghaft, unsicher streckte sie eine Hand nach ihm aus. Als sie ihn dieses Mal berührte, war sein Körper nicht mehr ausgehungert und gierig nach ihrer Lebenskraft. Das einzig Erschreckende war die unglaubliche Hitze, die von ihm ausging und sie geradezu verbrannte, und das absurde Verlangen, mehr davon zu fühlen. Es reichte jedenfalls, um sie die Hand schnell wieder zurückziehen zu lassen.
    „Du hast mich verschont. In diesem Tunnel.“ Er sprach stockend, seine Stimme rau. „Warum?“
    „Wenn ich die Antwort auf deine Frage wüsste …“ Sie machte eine Pause, um sich zu sammeln, damit sie nicht so schrecklich kleinlaut und durcheinander klang. „Würde ich den Grund dafür kennen, wäre es anders ausgegangen.“
    Er stand langsam auf, immer noch unsicher auf den Beinen. Natürlich, es brauchte eine Weile, bis er sich von dem Angriff des Succubus vollständig erholt hätte.
    Ayla wich zurück. Zu seiner vollen Größe aufgerichtet, überragte er sie um einiges. Ohne zu überlegen, breitete sie ihre Flügel aus und straffte die Schultern, ein primitiver Instinkt, um selbst auch größer zu wirken, bedrohlicher.
    Er lachte.
    Ihr erster Impuls, wütend auf ihn zu sein, verflüchtigte sich bei dem Geräusch. Echtes, ungekünsteltes Lachen war eine Seltenheit in der Lightworld. Dort diente es normalerweise nur dazu, sich über einen anderen lustig zu machen, ihn abzuwerten und die eigene Überlegenheit zu demonstrieren. Der Darkworlder lachte sie auch aus, aber es gab ihr nicht das Gefühl, sich verteidigen zu müssen. Er hatte ja recht. Es war dumm, wegen seiner Körpermasse Angst vor ihm zu haben, wo sie ihn doch mit Leichtigkeit besiegen und töten könnte.
    „Warum hast du mich geheilt, wenn du meinen Tod wolltest?“, fragte er, sein Gesichtsausdruck plötzlich wieder ernst. „Damit ich wieder intakt bin und es ein fairer Kampf ist?“
    Jetzt wäre es an Ayla gewesen, zu lachen, doch sie tat es nicht. „Ich bin eine Assassine. Wir belasten uns nicht mit solchen Nebensächlichkeiten wie Fairness.“
    „Das klingt nicht sehr ehrenhaft“, stellte er fest.
    „Ehre hat nicht zwangsläufig etwas mit Fairness zu tun, genauso wie faires Verhalten nicht automatisch immer ehrenhaft sein muss.“ Sie ging zur anderen Seite des Raums. Der Mensch bewahrte so viele merkwürdige Gegenstände in seiner Werkstatt auf, dass sie der Versuchung, einige davon zu berühren, einfach nicht widerstehen konnte. „Woher weißt du überhaupt, dass ich für deine Heilung verantwortlich bin? Weil ich dich berührt habe und du aufgewacht bist? Du betrachtest die Dinge mit den Augen eines Sterblichen.“
    So schnell, dass sie es nicht einmal kommen sah, hatte er sie gegen die Werkbank

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