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Herrscherin des Lichts

Herrscherin des Lichts

Titel: Herrscherin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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könnte eine durchaus nützliche Erkenntnis sein. Mach dir keine Feinde, und du musst dich nicht darum sorgen, eines Tages dasselbe grauenvolle Ende zu finden wie die selbstsüchtige, paranoide Mabb.
    In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie beabsichtigte, ihren rechtmäßigen Platz als Königin einzunehmen. Und dieser Wille war nicht erst jetzt aufgekommen, in diesen wenigen Minuten, die ihr noch blieben, bevor sie, dessen war sie sich sicher, hingerichtet würde, sondern er war schon ihr ganzes Leben lang da gewesen.
    Garret aber war in ihrer Vision nie vorgekommen.
    Als sie eine große Doppelflügeltür erreichten, stellte Ayla zu ihrer Überraschung fest, dass sich dahinter nicht, wie sie erwartet hatte, der Palasthof befand, wo, unter dem Jubel einer aufgebrachten Menge, die Hinrichtungen vollzogen wurden. Stattdessen taten sich vor ihr die glänzenden mit Wandgemälden geschmückten Hallen des Palastes auf. Sie öffnete den Mund, um den Wärter zu fragen, was das zu bedeuten hatte, dann aber erinnerte sie sich an ihren Entschluss, ihn nicht zu beachten, und folgte ihm einfach schweigend.
    Sie waren ganz allein, sonst war weit und breit niemand zu sehen. Ayla fragte sich, ob es womöglich mitten in der Nacht sei und alles schlief oder ob die kollektive Trauer die Höflinge davon abhielt, ihren üblichen Vergnügungen zu frönen. Siekonnte das Bild förmlich vor sich sehen, wie sie dicht gedrängt um ihre aufgebahrte dahingegangene Königin standen, einer gramgebeugter als der andere.
    Diese widerwärtige Scheinheiligkeit würde sie nicht tolerieren.
    Sie durchquerten die große Halle der Gilde, diverse Vorräume und schließlich den Thronsaal. Just als Ayla anfing, ernsthaft zu denken, der Wärter habe sich wohl verlaufen, blieb er vor einer einzelnen Tür am Ende eines Korridors stehen. Er klopfte an, nervös den Korridor hinunterschauend, und als sich die Tür öffnete, schob er Ayla ohne großes Aufheben rasch ins Innere des dahinterliegenden Raumes.
    Der war hell erleuchtet, das Licht wurde von summenden Röhren erzeugt, offensichtlich gespeist durch die rostigen Metallkästen, die an den Wänden hingen. Ein langer Tisch – wahrscheinlich ebenfalls eine Hinterlassenschaft der Menschen – dominierte das Zimmer, und an ihm saßen sechs Elfen, die Ayla noch nie zuvor gesehen hatte, alle in identische Roben gekleidet, und zwei, deren Gesichter Ayla nur allzu bekannt waren: Cedric und Garret.
    „Setz dich, Ayla“, forderte Cedric sie mit einem freundlichen Lächeln auf. „Wärter, nimm ihr die Fesseln ab, sie ist keine Bedrohung für uns.“
    „So wie sie für meine Schwester keine war?“, murmelte Garret missmutig, und einer der anderen Elfen nickte zustimmend.
    Das Gesicht des Gildenmeisters verriet ein kurzes Aufflackern von Verärgerung. „Wir waren uns doch einig, dass dieses Treffen auf eine zivilisierte Weise vonstattengeht, Eure Majestät.“
    Der Wärter zog zähneknirschend die Stricke herunter, mit denen Aylas Hände gefesselt waren, so grob, dass sie schmerzhaft an ihren wunden Handgelenken scheuerten. Sie zuckte zusammen, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf ihr Äußeresgezogen. Die edle Robe, die Garret trug, ließ ihr schlabbriges und verdrecktes Menschenhemd umso schäbiger erscheinen und die dicken Ringe an seinen Fingern ihre eigenen, blutverkrusteten Hände nur noch abstoßender. Sie fummelte erfolglos an ihrem verfilzten Haar herum, um es wenigstens einigermaßen wieder in Form zu bringen, und wurde ganz klein in ihrem klobigen Holzstuhl. Doch im nächsten Moment erinnerte sie sich daran, welchen Status sie innehatte, richtete sich kerzengerade auf und bedachte jeden der Elfen mit einem herablassenden Blick.
    „Eure Hoheit“, begann Cedric, jetzt an Ayla gewandt, „dies sind die Mitglieder des persönlichen Konzils der Königin. Es geschah auf ihren Wunsch hin, dass Ihr aus der Gefangenschaft entlassen wurdet, bis Mabbs tragischer Tod vollständig aufgeklärt werden konnte.“
    Verwirrt blinzelnd sah Ayla zu Garret hinüber. Bevor sie etwas sagen konnte, winkte er missmutig ab. „Lass dir nicht einfallen, mir zu danken. Wenn es nach mir gegangen wäre, würdest du nach wie vor im Kerker sitzen, wie jeder andere gemeine Mörder auch.“
    Obwohl sie fest damit rechnete, dass ihre Stimme sich wie das quietschende Scharnier einer alten Tür anhören würde, spie sie ihm entgegen: „Ist deine innige Liebe zu mir also so plötzlich erloschen, ja? Wo du mich noch vor wenigen

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