Herz auf Umwegen
meinte Janny trocken.
Sie lachten. Grit und Anke herzhaft, Katja verhalten, Janny verzog lediglich kurz die Mundwinkel.
»Du kannst ja vom Ufer aus fotografieren, wenn dir das lieber ist«, schlug Grit Janny vor.
»Dein von Panik verzerrtes Gesicht?«, stichelte die mit einem Augenzwinkern. »Gar keine schlechte Idee.«
Diesmal lachte sogar Katja. »Und den Schnappschuss zeigen wir dann den Kollegen«, neckte sie Grit. An Janny gewandt meinte sie: »Also pass gut auf die Speicherkarte auf. Einer unserer Vormieter war so schusselig, seine auf dem Bücherregal im Wohnzimmer liegen zu lassen.« Katjas Gesicht drückte Anteilnahme mit dem unbekannten Pechvogel aus. Dann fiel ihr etwas ein. »Vielleicht können wir die Karte ja dort abgeben, wo wir den Schlüssel geholt haben. Wenn derjenige anruft, der sie vermisst, kann man ihm die Karte nachschicken.«
»Du kannst die Karte mir geben«, bot Anke an. »Meine Freundin arbeitet beim Kaufmann. Ich gebe sie ihr, dann spart ihr den Weg.« Sie hielt Katja lächelnd die Hand hin.
»Oh … ich … habe sie nicht dabei«, stammelte Katja, überrascht von so viel Entgegenkommen. »Sie liegt im Haus. Außerdem müssen wir sowieso noch ein- oder zweimal einkaufen.«
»Hallo die Damen«, rief Haakon vom Grill her. »Die ersten Würste sind fertig. Steaks dauern noch drei Minuten.«
Anke ging zu ihrem Mann.
»Na? Unterhaltet ihr euch gut?«, hörte Katja ihn fragen.
»Sehr gut.«
Sie legte ihre Wange an seine, küsste ihn kurz und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Merkwürdig nur, dass Haakon dabei die Stirn runzelte, dachte Katja. Sie ging eigentlich davon aus, dass Anke ihm etwas Nettes ins Ohr geflüstert hatte. Jetzt nickte Haakon. Dabei lag ein düsterer Ausdruck auf seinem Gesicht.
Anke löste sich von ihrem Mann. »Also dann, greift zu«, rief sie.
»Hier.« Janny hielt Katja einen Teller hin, den sie vom Tisch mitgebracht hatte. Katja nahm den Teller mit einem kurzen Kopfnicken und einem gemurmelten »Danke«.
»Ist was?« fragte Janny.
»Wieso?«
»Du siehst irritiert aus.«
Katja schaute Janny an. »Und was geht es dich an?«
Janny schüttelte leicht den Kopf und trat neben Grit, die bereits bei Haakon am Grill stand.
Nach dem Essen bildeten die Männer eine Gruppe, Grit und Janny eine zweite. Katja musste mit Anke vorlieb nehmen, die sich erkundigte, ob sie drei gute Freundinnen wären. Wie lange sie sich schon kannten und was sie sonst noch so gemeinsam unternahmen. Damit rührte die Gastgeberin genau an Katjas Wunde. Entsprechend wortkarg fiel ihre Antwort aus. Anke entschuldigte sich kurz und machte Haakon ein Zeichen. Beide gingen ins Haus. Als sie wenig später wieder erschienen, erklärte Haakon: »Das Bier reicht vielleicht nicht. Ich fahre lieber schnell los und hole noch welches.«
Anke hakte sich lächelnd bei Katja ein und zog sie mit sich in Richtung Janny und Grit. »Eure Freundin langweilt sich mit mir«, rief sie den beiden entgegen.
»Das stimmt nicht«, widersprach Katja höflicherweise.
Worüber auch immer Janny und Grit gesprochen hatten, sie hielten damit inne. Anke schlug einen Spaziergang am Seeufer vor und alle stimmten zu.
»Katja sagte, du bist erst seit Kurzem eine Kollegin von ihr und Grit«, wandte sich Anke an Janny und setzte sich in Richtung Wasser in Bewegung.
»Toll, dass du gleich zwei neue Freundinnen gefunden hast. Wo man doch so viel von Mobbing hört.«
»Davon sind die Kollegen weit entfernt«, erwiderte Janny. Was sie außerdem noch sagte, bekam Katja nicht mit, denn Grit zupfte an ihrem Arm und bedeutete ihr, die anderen beiden vorgehen zu lassen.
Grit wartete, bis der Abstand zu Anke und Janny etwa zwanzig Meter betrug. »Das ist eine gute Gelegenheit«, sagte sie dann. »Ich wollte sowieso noch mal ungestört mit dir reden.«
Auch Grit ging jetzt langsam los und folgte den anderen beiden. Katja hielt sich neben ihr. »Worüber denn?«, fragte sie.
Grit kam direkt auf den Punkt. »Du weißt ja, dass ich und Janny … dass … na ja, ich würde gerne ab und zu mit ihr allein sein. Könntest du dich nicht ein bisschen … zurückziehen? Hin und wieder? Vor allem abends.«
Katja spürte, wie es ihr den Magen zuzog. Grit wusste doch, was sie für sie empfand. Und da bat sie sie um so etwas! Katja schluckte. Sie setzte automatisch einen Fuß vor den anderen, fast wie in
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