Herz auf Umwegen
Trance, starrte dabei den Sand zu ihren Füssen an. Sie fühlte sich hilflos.
Ja, Grit hatte Nein gesagt nach dem Kuss. Und das war ernüchternd. Aber Katja hatte nie daran gezweifelt, dass sie Grit umstimmen könnte. Bis zu diesem Moment. Grits Ansinnen war der sprichwörtliche Schlag ins Gesicht, den Grit so sicher nicht beabsichtigt hatte, aber dennoch.
»Katja?«
Katja sah die Freundin an. »Nein«, sagte sie fest.
Grit runzelte irritiert die Stirn. »Nein?«
»Ganz richtig, Nein.«
Grit blieb stehen. »Ich versteh nicht ganz. Wieso?«
»Das fragst du ernsthaft?« Katja stand vor Grit.
Grit seufzte. »Ich dachte, das hätten wir geklärt«, sagte sie leicht gereizt. »Und vor allem dachte ich, du akzeptierst meine Entscheidung.«
»Ich akzeptiere sie, aber ich finde mich nicht damit ab.«
»Was soll das heißen?«
»Dass ich nicht so einfach aufgebe. Schon gar nicht überlasse ich einer anderen das Feld.«
Grits Augenbrauen hoben sich. Eine Geste des Erstaunens, wie Katja wusste. Das kurze Lächeln, das über Grits Gesicht flog, zeigte an, dass sie weniger wütend als geschmeichelt war. Doch dann fiel Grit wohl wieder ein, dass es ihren eigenen Plänen sehr hinderlich sein würde, wenn Katja sich um sie bemühte. Denn sie sagte: »Es tut mir leid Katja. Aber es hat wirklich keinen Sinn. Aus uns beiden wird nicht mehr, als wir sind. Freundinnen. Das musst du einsehen. Ansonsten gefährdest du auch das.«
Katja schluckte erneut. Grit meinte es wirklich ernst. Ihr Blick ließ keinen Zweifel.
»Ich kann meine Gefühle doch nicht einfach abschalten«, verteidigte Katja sich.
»Du kannst aber aufhören, dich weiter in was hineinzusteigern. Und gib Janny nicht die Schuld an allem. Glaubst du, es hilft dir, wenn du biestig zu ihr bist?«
Katja knirschte mit den Zähnen.
»Lass deinen Frust nicht an ihr ab«, mahnte Grit angesichts dessen.
»Du würdest tatsächlich unsere Freundschaft aufgeben, wegen ihr?« Katja schnürte es fast die Kehle zu. Ihre Stimme krächzte.
»Nicht wegen ihr, Katja, wegen dir, wenn du dich weiter so verhältst.«
»Und wie verhältst du dich?« Katja hielt nicht länger an sich. »Das war eine ganz linke Nummer mit der Fahrradtour.« Gott sei Dank waren Anke und Janny schon gute fünfzig Meter vor ihnen und bekamen von dem Ganzen nichts mit.
Grit stutzte und verzog den Mund. »Ja, da hast du recht, tut mir leid. Aber irgendwie habe ich es auch für dich getan.«
»Ach ja?« Katja wurde lauter.
»Du siehst ja, was dabei herauskommt, wenn wir zu dritt sind. Ich habe so was in der Art befürchtet.«
»Warum hast du Janny dann eingeladen? Wir hatten den Urlaub zu zweit geplant. Eine Woche, nur wir beide. Das wäre so schön gewesen.«
Grit hob verzweifelt die Arme. »Kapier es endlich, Katja«, rief sie unglücklich. »Unter den gegebenen Umständen hätte ich abgesagt, wenn Janny nicht mitgefahren wäre. Sorry. Aber ich liebe dich nicht! Seit ich weiß, wie es um dich bestellt ist, habe ich gegrübelt, wie ich um diese Urlaubsreise mit dir herumkomme.«
In Katjas Kopf schwirrte es wild durcheinander. Nein, unmöglich. So sehr konnte sie sich nicht getäuscht haben. Außerdem, es gab immer eine Chance! Mochte sie noch so klein sein. Panik kroch in Katja hoch.
Und dann, ganz plötzlich, die Erkenntnis. Gefolgt von grenzenloser Erleichterung. Katja atmete auf, schalt sich eine Närrin. Natürlich, das machte Sinn!
»Du gibst nur vor, in Janny verliebt zu sein.« Sie grinste. »Alles ist nur Show, um mich zu kurieren.« Katja fühlte neue Hoffnung aufsteigen. Es gab immer Hoffnung!
Grit seufzte. »Nein, Show war, dass ich getan habe, als würde ich deine Gefühle nicht bemerken. Das mit Janny ist mir ernst.«
Und es gab immer etwas, das die Hoffnung zerstörte!
Katja versuchte, Haltung zu wahren. Gleichzeitig befand sie den Wunsch, sich keine Blöße zu geben, als absurd, denn schließlich war ihr zum Heulen zumute. In ihrem Kopf hämmerte es: Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr.
Anke und Janny waren stehen geblieben. »He, wo bleibt ihr?«, rief Janny.
Grit winkte. »Einen Moment«, rief sie. Zu Katja sagte sie betrübt: »Es tut mir leid, Katja. Komm jetzt, reiß dich zusammen.«
»Lass mich.«
Grit seufzte. »Wie du willst.« Sie stapfte los, schloss zügig zu den anderen auf. Katja sah
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