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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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habe ich niemanden gesehen. Ich bin ins Haus gegangen, und dann passierte es auch schon.«
       »Du hättest nicht allein zurückfahren sollen.«
       »Wieso? Damit war ja wohl kaum zu rechnen.«
       »Nein, das nicht.« Janny griff sich an die Stirn. Was war nur los? Sie redete Unsinn! Von dem Moment an, da sie Katja leblos auf dem Boden hatte liegen sehen, kämpfte sie mit einer unbegreiflichen inneren Unruhe. Ihr Entschluss, mit Katja ins Krankenhaus zu fahren, entsprang daraus. Für Janny selbst überraschend. Aber sie musste das tun.
       Wieder legte sich Stille zwischen sie. Eine Stille, in der Janny Katjas Ablehnung fast körperlich spürte und die in ihr ein Gefühl der Hilflosigkeit aufkommen ließ.
       Die Minuten dehnten sich. Minuten, in denen Jannys Blick immer wieder auf Katja ruhte. Die zeigte keinerlei Interesse, das Gespräch wieder aufzunehmen, also verzichtete auch Janny darauf. Erst eine Viertelstunde später erlöste der Arzt sie von der drückenden Anspannung. Er erschien in der Tür des Untersuchungszimmers und winkte Katja hinein.
       »Alles in Ordnung«, war alles, was Katja zu Janny sagte, als sie wieder herauskam.
       Janny legte den Kopf schräg, schaute skeptisch. Woraufhin Katja genervt schnaufte und im Telegrammstil mitteilte: »Leichtes Schädeltrauma, aber keine ernsthafte Verletzung. Übelkeit oder Schwindel am nächsten Tag sind normal, ich soll aber wiederkommen, wenn die Schmerzen nicht nachlassen. Ruhe ist die beste Medizin.«
       Janny nickte zufrieden, holte ihr Handy aus der Tasche und drückte eine Nummer. »Kannst du uns abholen? … Ja, offenbar wirklich nur eine Beule … Moment.« Janny schaute zu Katja. »Grit fragt, wo du den Autoschlüssel hast.«
       »In meinem Zimmer auf dem kleinen Nachttisch.«
       Janny wiederholte es ins Handy. »Ist gut, wir warten.«
       Es war halb drei morgens, als sie endlich alle im Bett lagen.
     
     

10. Kapitel
     
     
     
    Klapperndes Geschirr, leise Stimmen, Schritte auf dem Holzfußboden im Wohnzimmer. Die Geräusche drangen immer deutlicher in Katjas Bewusstsein. Sie schlug die Augen auf. Dumpfer Kopfschmerz rückte die Ereignisse des gestrigen Abends in ihre Erinnerung. Sie befühlte die bewusste Stelle am Hinterkopf. »Autsch«, entfuhr es ihr. Die Beule fühlte sich riesig an. Katja zog die Finger zurück. Sie fluchte leise vor sich hin, während sie sich erhob. In ihrem Kopf hämmerte es immer mehr, je wacher sie wurde. »Nur keine Schwäche zeigen, Katja«, murmelte sie vor sich hin und kam auf der Bettkante zum Sitzen.
       Der eigenen Aufmunterung zum Trotz drängte sich das Bild vom gestrigen Streit mit Grit vor Katjas inneres Auge und sorgte zusätzlich zum Kopfschmerz für ein Unwohlsein im Magen. Stöhnend stützte sie die Ellenbogen auf die Oberschenkel und legte ihren scherzenden Kopf auf die Hände.
       Verdammter Mist!
       Grits Worte waren klar und deutlich gewesen. Katja lachte bitter. Sicher waren sie das vorher auch schon, sie hatte es nur einfach nicht wahrhaben wollen und ihrem Hirn befohlen, alles was wie »Ich liebe dich nicht, Katja« klang und von Grit kam, in den Durchzugskanal zu pusten. Irgendwie hatte das gestern aber nicht geklappt. Scheinbar hatte ein Teil ihres Ichs gemeutert. Der Teil, der es satthatte, sich wie eine Idiotin zu benehmen! Er zwang sie, sich die Tatsache bewusst zu machen, dass Grit ihre Gefühle nicht erwiderte. Dieser Teil hatte die so lang zurückgedrängte Welle des Schmerzes geschickt und ihr die Tränen der Verzweiflung gestattet. Als sie am Haus angekommen war, fühlte sie sich am Boden zerstört und leer. Aber auch irgendwie klarer. Es bestätigte sich eine Erfahrung, die sie schon öfter in ihrem Leben gemacht hatte. Eine endgültige Tatsache, auch wenn sie einem nicht gefällt, ist leichter zu akzeptieren als eine, deren Ausgang scheinbar noch zu korrigieren ist. Hörte man auf zu versuchen, an diesem Ausgang herumzudrehen, kam man an den Punkt, wo man sich wieder auf sich selbst besann und überlegte, wie man mit den Dingen umgehen wollte. Es wurde Zeit, dass sie genau das tat. Auch wenn es schwerfiel.
       Katja gestattete sich einen letzten, ausführlichen Seufzer. Dann hob sie den Kopf, stand auf und straffte den Körper. Besinn dich auf dich selbst! Das würde in der nächsten Zeit ihr Leitsatz sein. Mit diesem gewappnet und ihren Sachen für den Tag in der Hand, öffnete Katja die Tür ihres Zimmers, schlurfte in ihrem Schlafshirt durchs

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