Herz auf Umwegen
Wohnzimmer Richtung Bad und murmelte dabei ein undeutliches »Morgen« in den Raum.
»Morgen?« Grit lachte von der Küche her. »Es ist gleich halb zehn. Wir sind spät dran. Beeil dich, damit wir losfahren können.«
Katjas Auge fiel auf den bereits gedeckten Frühstückstisch. Sie blieb stehen. Tatsächlich meldeten die ersten Lebensgeister ihre Rückkehr an. Dennoch. »Losfahren?«, wiederholte sie.
»Wir wollen heute wandern, schon vergessen?«
Katja stöhnte. Ja, hatte sie. Ihr war so gar nicht nach wandern. Möglicherweise – na gut, sehr wahrscheinlich - lag der Grund dafür darin, dass ihr Besinn-dich-auf-dich-selbst -Programm erst warmlaufen musste. Momentan verspürte sie in ihrem Inneren nichts außer einer ausgedehnten Leere und Unlust. Dazu kamen die Kopfschmerzen. Auch wenn die dank des Duftes von Kaffee und aufgebackenen Brötchen gerade etwas in den Hintergrund rückten, bezweifelte Katja, dass eine zehn Kilometer lange Tour heute das Richtige für sie war. Mit der vom Arzt angeratenen Ruhe hatte dies auch wenig gemein.
»Ich weiß nicht recht«, begann Katja zögernd.
»Was weißt du nicht?«
»Ich fühle mich noch nicht sooo fit.«
»Ach komm«, meinte Grit aufmunternd. »Wir haben dich extra länger schlafen lassen.«
»Hast du denn noch Kopfschmerzen?« Das war Janny. Sie kam von der Terrasse ins Haus.
»Nicht schlimm.«
»Na also«, rief Grit enthusiastisch. »Frische Luft wird dir guttun.«
Katja schüttelte den Kopf. »Geht mal lieber allein«, sagte sie lustlos. »Ich wäre nur ein Bremsklotz für euch.«
Grit stutzte, dann lächelte sie. »Ja, okay, bleibst du eben hier, machst es dir gemütlich, ruhst dich aus. Dann bist du morgen wieder voll da.«
Ihr Gesicht hatte dabei einen »Schön, dass du endlich vernünftig bist-Ausdruck«.
Katja fühlte, wie Grits Reaktion sie einmal mehr schmerzte. Doch sie drängte die Enttäuschung so gut es ging zurück. Akzeptier die Tatsache! , rief sie sich ins Gedächtnis. »Ja«, murmelte sie deshalb nur.
Grit wandte sich jetzt an Janny. »Dann machen wir beiden Hübschen die Tour ohne Katja.« Sie zwinkerte Janny zu. »Das wird sicher lustig.«
Katja biss sich auf die Lippen. Das hörte sich an, als wäre es mit ihr eine langweilige Strafexpedition geworden. Ich sagte Bremsklotz, nicht Spaßbremse, dachte sie verdrossen, sagte aber nichts.
»Wir können doch Katja nicht allein hier lassen. Was, wenn ihr schlecht wird? Vielleicht muss sie zum Arzt gefahren werden«, wandte Janny ein.
»Ich komme schon klar«, brummte Katja und ging jetzt weiter zum Bad.
»Und ich bleibe hier«, erklärte Janny knapp.
»Was?«, rief Grit baff.
Katja, bereits an der Tür zum Badezimmer, blieb erneut stehen. Sie drehte sich um. Mit gerunzelter Stirn blickte sie Janny an, die an Grit gewandt gerade hinzufügte: »Und du besser auch, denn sonst haben wir kein Auto.«
»Aber, das ist doch Blödsinn.« Grit kämpfte gegen ihre Überraschung. »Katja, dir geht es doch soweit gut, oder?« Es war der Versuch, Janny die überflüssige Sorge zu nehmen.
»Ja«, bestätigte Katja.
»Na also.« Grit hob die Hände. »Da können wir doch ruhig den Ausflug machen.«
»Das fände ich nicht gut«, sagte Janny daraufhin.
Grit blinzelte verständnislos. »Wieso denn?«
»Aus dem Grund, den ich angeführt habe. Außerdem, wir sind doch zu dritt hier im Urlaub. Also sollten wir unsere Ausflüge auch zusammen machen.«
»Aber wenn Katja sich nicht fühlt. Wir müssen doch nicht auf Teufel komm raus aufeinander glucken«, versuchte Grit Janny umzustimmen. »He, komm schon.« Grit bettelte beinah.
Katja wollte sich schon von der Szenerie abwenden. Sollten die beiden das unter sich ausmachen. Jannys nächste Worte hielten sie jedoch fest.
»Was für eine Freundin bist du eigentlich?« Janny klang ziemlich verärgert.
Tatsächlich zuckte Grit ein wenig zusammen. Die deutliche Missbilligung in Jannys Stimme wirkte wohl wie eine kalte Dusche, denn Grit sah mit einem Mal ziemlich bedröppelt drein. In ihrem Bestreben, den Tag mit Janny allein zu verbringen, hatte sie gar nicht gemerkt, wie egoistisch sie sich verhielt. Nun, da Janny es ihr so deutlich vor Augen führte, war es Grit peinlich. Sie zupfte nervös an ihrem Ohrläppchen herum. »Also ich …«, murmelte sie und brach ab.
Katja hingegen sah Janny
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