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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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erstaunt an. Es war das erste Mal, dass sie Janny lauter werden hörte. Ihre Augen funkelten und auf Jannys Stirn hatte sich eine deutliche Unmutsfalte gebildet. Sie schien echt aufgebracht zu sein. Das war immerhin ein ganz schöner Rüffel.
       Der peinlichen Stille, die plötzlich im Raum lag, entzog Katja sich mit einem Druck auf die Türklinke der Badezimmertür, die sie so leise wie möglich öffnete und schnell ins Bad schlüpfte.
       Als Katja einige Minuten später aus dem Bad kam, saßen Janny und Grit schon am Frühstückstisch und warteten. Katja setzte sich dazu. Grit goss Kaffee in die Tassen.
       »Tut mir leid Katja. Du weißt, das war nicht so rücksichtslos gemeint, wie es sich anhörte«, sagte sie dabei und vermied so angestrengt, in Jannys Richtung zu schauen, dass Katja sich fragte, ob Janny noch ein paar weitere Worte hatte fallen lassen. Immerhin hatte Janny ihr, Katja gegenüber, das eine oder andere Mal auch kein Blatt vor den Mund genommen. Wenn sie an Jannys ‚Sie hat dich nicht auf ihrem Plan!‘ dachte, traute sie ihr durchaus zu, auch Grit die Leviten zu lesen.
       Jannys Verhalten gab Katja zunehmend Rätsel auf. Jannys eigenen Worten hatte sie entnehmen können, dass sie durchaus bemerkt hatte, dass Grits Annährungsversuche nicht nur freundschaftlicher Natur waren. Sie selbst beteuerte aber, und es sah tatsächlich immer mehr danach aus, sie habe keinerlei romantisches Interesse in Bezug auf Grit. Warum hatte Janny Grits Einladung zu diesem Urlaub dann angenommen?
       Katja grinste in sich hinein. Vielleicht wollte Janny ja das sich deutlich anbahnende Liebesdrama zwischen den Kolleginnen verhindern. Ihr Anflug von Selbstironie überraschte Katja selbst. Immerhin, sie konnte schon über sich lachen. Das war doch ein Anfang!
       »Schon gut«, ging Katja daher mit fast fröhlicher Stimme über Grits Entschuldigung hinweg und wechselte das Thema. »Ist eigentlich gestern irgendwas weggekommen?« Unerwarteter Appetit ließ sie sich eines der aufgebackenen Brötchen greifen und aufschneiden.
       »Aus meinem Zimmer nicht«, meinte Grit. »Es war nur alles durchgewühlt.«
       »Mein Laptop lag auf dem Bett statt im Schrank. Aber sonst.« Janny zuckte mit den Schultern.
       »Ich vermisse auch nichts«, stellte Katja fest. »Merkwürdig.«
       »Scheinbar hast du den Dieb rechtzeitig gestört«, vermutete Grit. »Und als er dich niedergestreckt hatte, nahm er lieber die Beine in die Hand.«
       »Das Lenkrad«, verbesserte Katja. »Ich habe ja diesen silbernen Kombi gesehen, als ich kam. Da fällt mir ein, ich muss noch alles aufschreiben. Der Beamte wollte kommen und meine Aussage abholen.«
       Geradeso als hätte sie ihn damit herbeigerufen, klopfte jemand an die Tür. Janny ging öffnen und kam mit einem jungen Mann wieder. U30, schätzte Katja.
       »Holger Baker«, stellte er sich vor. Mit deutlichem Akzent, aber in gutem Deutsch begann er, Katja zu befragen. Er machte sich Notizen, fragte mehrmals nach dem Wagentyp des Kombis und dem Moment, unmittelbar bevor sie niedergeschlagen wurde. Mit jeder Wiederholung verstärkte sich bei Katja der Eindruck, dass sie eine jämmerlich schlechte Zeugin abgab. Sie konnte weder zum Fahrzeugtyp was sagen noch zu der Person, die sie überfallen hatte. Die Akte zu diesem Einbruchsfall würde mangels Hinweisen schnell geschlossen werden. Als Holger Baker wieder wegfuhr, war Katja sich ziemlich sicher, dass sie weder ihn noch seine Kollegen wiedersehen würde.
     
     
    ***
     
     
    Janny hatte sich zwanzig Minuten zuvor entschlossen, eine Runde zu joggen. Grit traute sich wahrscheinlich nicht, sich ihr anzuschließen, nach dem morgendlichen Fauxpas. Sie hatte im Anschluss ans Frühstück ihre Angel ausgepackt, war auf den Steg gegangen und verbrachte mit nur kurzen Pausen dort den Rest des Vormittags, den Mittag und nun den frühen Nachmittag. Katja beobachtete sie gedankenversunken. Grit hatte sich bei ihr noch einmal für ihre mangelnde Sensibilität entschuldigt, als Janny nicht dabei war. Was Katja zeigte, dass es der Freundin wirklich leidtat. Sie wirkte ernüchtert, fast ein wenig traurig.
       Katja legte ihr Buch zur Seite, auf das sie sich eh kaum konzentrieren konnte, erhob sich aus dem Gartenstuhl und legte den kurzen Weg von der Terrasse zum Ufer zurück. Dort blieb sie stehen, stand schräg hinter Grits Rücken.
       »Und, schon was gefangen?«, fragte sie.
       Grit drehte sich um und lächelte. »Nein.«

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