Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
Vom Netzwerk:
öfter über die Unebenheiten des Waldbodens. Janny vor ihr erging es nicht anders. Sie machten mehr Pausen als gestern. Katja merkte, wie auch Janny zunehmend die Kräfte schwanden. Janny versuchte, es zu überspielen, drehte sich immer wieder zu Katja um, lächelte ihr aufmunternd zu. Doch sie konnte Katja nicht täuschen. 
       Am frühen Nachmittag passierte es dann ebenso unerwartet wie unspektakulär. Janny wies auf einen Stapel Holzstämme in der Ferne. Zunächst war Katja nicht klar, was es mit diesem Stapel auf sich hatte, auf den Janny aufgeregt und mit großen Schritten zulief. Sie folgte ihr einfach, wie sie es die ganze Zeit getan hatte. Sie hatten sich den Stämmen bis auf etwa zwanzig Meter genähert, da lag plötzlich ein intensiver Duft nach Harz in der Luft. Jetzt dämmerte Katja die Bedeutung des Fundes. Die Stämme waren frisch geschlagen. Und solche Stapel lagen nicht mitten im Wald, sondern neben Waldwegen, wo sie auf ihre Abholung warteten. 
       Sie erreichten die Grenze des Unterholzes und traten auf den Weg, auf dem deutliche Reifenspuren zu sehen waren. Große Reifen von Landmaschinen, Traktoren.
       »Oh ihr Waldgötter, danke«, brach es aus Katja hervor. Sie jauchzte übermütig, vollführte sogar einen kleinen Freudentanz. Allerdings stolperte sie und fiel beinah hin. Außer Atem hielt sie inne und strahlte Janny an. Auch deren Augen leuchteten. 
       Katja wusste später nicht mehr zu sagen, warum sie tat, was sie dann tat. 
       War es die grenzenlose Erleichterung oder die Erkenntnis beim Blick in Jannys Augen, wie schwer es ihr gefallen war, die Stärke zu vermitteln, an der sie, Katja, sich aufgerichtet hatte. 
       Katja umarmte Janny stürmisch. »Jetzt kann es nicht mehr weit sein«, sagte sie mit vor Glück erstickter Stimme. »Wir haben es geschafft.«
       Janny, von Katjas Schwung beinah umgeworfen, lachte befreit. »Ja, sieht ganz so aus.«
       Katja hielt Janny immer noch fest in ihren Armen. »Danke«, flüsterte sie. Und nach einem ausgiebigen Seufzen erneut: »Danke.«    
     
     
    ***
     
     
    Sie erreichten die Straße nach einem knappen Kilometer. Der Fahrer eines Kombis hielt an. 
       »Mistet i skogen?«, fragte er und wies auf ihre schmutzige Kleidung.
       Janny und Katja sahen ihn fragend an.
       Der Mann bedeutete ihnen, einzusteigen. Janny und Katja krochen auf die Rückbank. Der Mann reichte eine Wasserflasche zwischen den Vordersitzen nach hinten. 
       »Fahren Sie zufällig in Richtung Vang?«, erkundigte Janny sich, während sie dankbar die Flasche entgegennahm. Sie schraubte die Kappe ab, trank in schnellen, aber kurzen Zügen. Dann gab sie die Flasche weiter an Katja. Die war weniger beherrscht. Sie setzte die Flasche an den Mund und ließ das Wasser einfach in ihre Kehle fließen, verschluckte sich daran. Ein Hustenanfall war die Folge. Während Janny ihr die Flasche abnahm und auf den Rücken klopfte, fragte sie den Fahrer erneut: »Fahren Sie nach Vang?«
       »Ja, til Vang.«
       »Wie lange dauert es? Ähm, how long does it take?«
       »Twenty minutes.«
       Janny strich Katja über die Schulter. »Wir haben es gleich geschafft. Geht´s wieder?«
       Katja nickte. Der Hustenreiz im Hals zwang sie immer wieder, sich zu räuspern. »Ja«, krächzte sie.
       »Nimm noch einen Schluck Wasser, aber vorsichtig.« Janny reichte Katja die Wasserflasche. Katja nahm sie dankbar, grinste schief. »Tut mir leid. Selbst jetzt musst du noch auf mich aufpassen.«
       »Red keinen Blödsinn.«
       Nachdem Katja getrunken und der Hustenreiz sich soweit gelegt hatte, dass sie wieder normal atmen konnte, lehnte sie sich zurück in die Sitzpolster. Sie fühlte sich mit einem Mal wie gerädert. Zwei Tage Ungewissheit und ein Übermaß an innerer Anspannung forderten ihren Tribut. Und Janny schien es genauso zu gehen. In den zwanzig Minuten bis nach Vang sprach keine von ihnen. Katja registrierte aus den Augenwinkeln, wie Janny ab und zu den Kopf zu ihr drehte. Einmal trafen sich ihre Blicke. Katja versuchte zu ergründen, was der Ausdruck in Jannys Augen bedeuten mochte. Erschöpfung lag natürlich darin. Aber was war das andere? Das, was ihren Blick für Sekunden festhielt und eine warme Gefühlswoge durch ihren Bauch spülte. Verwirrt schob Katja den Gedanken fort. Ach was, da war gar nichts weiter. Sie waren einfach beide erschöpft.
       Und sie gaben wohl ein ziemlich elendiges Bild ab. Denn als der Mann sie im Zentrum

Weitere Kostenlose Bücher