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Herz auf Umwegen

Herz auf Umwegen

Titel: Herz auf Umwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Stunde sprach Janny, wenn überhaupt, nur ein paar kurze Sätze mit Lydia. Nun war Janny ganz sicher keine Quasselstrippe wie Alexa. Katja erinnerte sich aber auch nicht, sie schon einmal so wortkarg erlebt zu haben. 
        Und warum stört dich das, Katja?
       Es stört mich ja nicht. Es ist nur ungewöhnlich. Und es muss einen Grund dafür geben. Der würde mich schon interessieren. 
     
     
    ***
     
     
    Janny fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben. Der Tag hatte es in sich gehabt. Lydias Labor audittauglich zu machen, erwies sich als wirkliche Aufgabe und war noch lange nicht zu Ende gebracht. Neun Monate holte man eben nicht an einem Tag auf. Schon gar nicht, wenn man sich in einem überflüssigen Disput verlor und Vorwürfe austeilte, weil man sich selbst nicht leiden konnte. Bloß gut, dass Katja ihr die Sache nicht  krummnahm. Sie schrieb die Schuld dafür Jannys überstrapazierten Nerven zu. Was in gewisser Weise richtig war. Nur hingen die Dinge etwas anders zusammen, als Katja dachte. 
       Janny wusste genau, sie zeigte Nerven, aber nicht wegen Lydias Chaos oder weil die ununterbrochen redete, um zu überspielen, wie peinlich ihr dies war. Auch nicht, weil die Doktorin der bevorstehenden Präsentation wegen vor Nervosität aus allen Nähten platzte. Es lag an ihrer Anspannung, ihrem schlechten Gewissen. 
       Der Fahrstuhl hielt an und Janny stieg aus. Stille empfing sie. Janny drückte die Tür zum Büroraum auf, der mittlerweile verwaist dalag. Sie ging zum Schreibtisch, räumte schnell auf und griff nach ihrer Jacke.
       »He, da bist du ja endlich.« Katja kam durch die Tür. »Hätte ich dich doch beinah verpasst, nachdem ich die ganze Zeit auf dich gewartet habe.«
       Janny sah sie überrascht an. Gewartet?  
       »Ich wollte dich fragen, ob du Lust auf eine Pizza hast. Du hast doch sicher Hunger. Nach so einem langen Tag.« 
       »Ja, schon.«
       »Na prima«, freute sich Katja. »Dann fahr mir einfach hinterher, ich führe dich zielsicher zum besten Italiener dieser Stadt.«
       Janny schüttelte den Kopf, legte ihre Jacke über den Arm. »Das geht leider nicht.« Ihr Blick kreuzte Katjas nur kurz. Sie wollte ihr nicht in die Augen sehen. Sie konnte nicht. Schon gar nicht könnte sie Katja gegenübersitzen und gemütlich Pizza essen, als wäre nichts gewesen, nachdem sie den halben Tag Lydia ausgehorcht und damit auch Katja hintergangen hatte. »Ich … bin schrecklich müde«, redete sie sich also heraus. Eine lahme Ausrede, das merkte sie selbst. Und auch Katja.
       »Aber essen musst du doch was«, argumentierte die mit schlichter Logik.
       »Ich habe noch einen Rest Bratkartoffeln von gestern. Die mache ich mir schnell warm und dann … einfach nur schlafen.«
       »Ach so.« Katja war die Enttäuschung deutlich anzumerken. »Schade.« 
       Janny legte ihre Hand auf Katjas Arm. »Ein anderes Mal, okay?«, sagte sie. Das Bedauern in ihrer Stimme brauchte sie nicht vorzutäuschen. Es war nur leider heute das einzig Ehrliche an ihr. Mit diesem Gefühl hatte Janny einfach nur das Bedürfnis, sich zu verkriechen. Ein »bis morgen« murmelnd, begleitet von einem entschuldigenden Lächeln, drückte sie sich eilig an Katja vorbei zum Ausgang.
     
     

18. Kapitel
     
     
     
    Katja starrte auf das schwarze Getränk in der Tasse zwischen ihren Händen. Geradeso, als könnte sie zum Kaffeegrund durchschauen und in diesem die Antwort auf ihre Fragen finden, die sie schon den ganzen gestrigen Abend beschäftigt hatten.
       Sie hatte lange wach gelegen und gegrübelt.
       Zuerst einmal darüber, warum sie eigentlich wach lag und grübelte. Als sie meinte, es herausgefunden zu haben, verwarf sie den Gedanken und suchte nach dem Fehler in ihrer Überlegung. Es musste einen geben, denn was sollte die Tatsache, dass Janny ihre Einladung zum Abendessen abgelehnt hatte, damit zu tun haben, dass sie nicht schlafen konnte? 
       Gut, sie hatte sich auf die ein oder zwei Stunden mit Janny gefreut. Ja. Sie war auch enttäuscht, als Janny Nein sagte. Immerhin hatte sie extra Petermann angerufen und sich den Abend freigeben lassen. Aber wenn Janny nun mal müde war.
       Da! Da war es. Ein Zweifel! Denn Jannys Stimme hatte nicht müde geklungen. Auch ihrer Körperhaltung war kein Zeichen von Müdigkeit anzusehen gewesen. Jannys ausweichender Blick allerdings war ungewöhnlich. Das Ganze erweckte beinah den Eindruck, als entziehe sie sich unter einem Vorwand einer unwillkommenen

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