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Herz aus Eis

Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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gewesen. Es hatte Kristian in Rage gebracht, gleichzeitig war ihm dabei jedoch etwas klar geworden. Er hasste diese Hilflosigkeit, durch die er, ohne etwas zu sehen, vornübergestürzt war. Er verabscheute dieses Gefühl von Schock und jäher Überraschung, als er unvorbereitet in dem kalten Wasser aufgeschlagen war. Und doch … dieser Sturz hatte auch einige unerwartete Erkenntnisse mit sich gebracht.
    Zum einen war Elizabeth ein wenig ihrer eisernen Kontrolle entglitten. Sie war keineswegs so kalt, wie er gedacht hatte. Um genau zu sein, in vieler Hinsicht war sie sogar rührend sanft, und ihre Angst vor dem tiefen Wasser hatte etwas in ihm berührt. Als kleiner Junge war er einmal vom Pferd gestürzt. Es hatte Jahre gedauert, bevor er sich wieder in einen Sattel schwang.
    Sich wieder in den nassen Rollstuhl setzen zu müssen, war eine weitere Lektion gewesen. Dieser Stuhl hatte endgültig ausgedient, er wollte ihn nicht mehr. Er wollte nicht auf ihn angewiesen, an ihn gefesselt sein. Er sehnte sich nach Freiheit, wollte wieder laufen und rennen. Zum ersten Mal seitdem Unfall verspürte er die wirkliche Bereitschaft, alles zu tun, was nötig war, um das zu erreichen.
    Vorsichtig rollte er weiter, vom Rasen auf die Terrasse. Mit dem noch immer tropfenden Stuhl schlug er die Richtung ein zu dem Teil des Hauses, in dem sein Zimmer lag. Doch als er den Eingang nicht fand, wurde er unsicher und begann an sich zu zweifeln, ob er sich nicht vielleicht geirrt hatte.
    Pano, der ihm unauffällig mit einigem Abstand gefolgt war, hielt es nicht länger aus. „ Kyrios , Ihr Zimmer ist direkt vor Ihnen.“ Und damit fasste er die Griffe und schob Kristian über die Schwelle der offen stehenden Terrassentüren.
    Unmut meldete sich in Kristian, weil er Hilfe benötigt hatte. Er wollte es allein schaffen, doch der gute Pano, seit über fünfzehn Jahren im Haus angestellt und der Familie treu ergeben, hatte es nicht mit ansehen können.
    „Wie sind Sie nur im Pool gelandet?“, fragte der Alte kopfschüttelnd und schloss die Türen.
    Kristian zog sich das nasse Handtuch von den Schultern. „Miss Hatchet wollte mich zur anderen Seite des Pools schieben und hat den Abstand falsch eingeschätzt.“
    „ Despinis hat Sie in den Pool geworfen? Wie konnte sie nur!“
    „Es war ein Unfall. Sie hat es nicht mit Absicht getan.“
    „So etwas darf doch nicht passieren. Das ist doch nicht richtig.“ Voller Empörung kramte der Diener in Schubladen und Schränken nach trockener Kleidung für seinen Herrn. „Ich wusste ja gleich, dass sie keine richtige Schwester ist. Ich habe es von Anfang an gewusst. Sie ist nicht die Richtige für diese Arbeit.“
    Kristian verkniff sich ein Grinsen. Pano war ein traditionsbewusster Mann der alten Schule. „Und wieso ist sie keine richtige Schwester?“, fragte er.
    „Wenn Sie sie sehen könnten …“
    „Aber das kann ich nicht. Also musst du sie mir beschreiben.“
    „Erstens, sie benimmt sich nicht wie eine Krankenschwester,und zweitens, sie sieht nicht wie eine Krankenschwester aus.“
    „Was meinst du? Ist sie zu alt, zu dick, zu … was?“
    „Ohi.“ Pano schnaubte. „Nein, sie ist weder alt noch dick, sondern genau das Gegenteil. Sie ist zu zierlich. Wie ein kleiner Vogel. Wenn man ein silberblondes Vögelchen als Krankenschwester will … fein. Aber Sie brauchen eine kräftige Frau, eine, die zupacken kann.“ Pano seufzte. „ Despinis Elizabeth ist nicht die Richtige für Sie.“
    Immer noch besorgt den Kopf schüttelnd, ließ Pano seinen Herrn allein, damit er sich anziehen konnte.
    Elizabeth Hatchet ist also hellblond, dachte Kristian. Und sie war auch nicht unattraktiv, sondern grazil. Eine Lady.
    Kristian versuchte sich ein Bild von seiner damenhaften Krankenschwester zu malen. Von der Schwester, die seit Jahren nicht mehr im Außendienst gearbeitet hatte, die Cosima für edelmütig hielt und als Kind mit einem Kindermädchen in Hotels gewohnt hatte.
    Es gelang ihm nicht. Er kannte ausreichend Blondinen mit heller Haut, war mit englischen und amerikanischen, skandinavischen und holländischen Frauen ausgegangen. Dabei wäre er jede Wette eingegangen, dass Elizabeth Hatchet brünett war.
    Aber passte das nicht genau zu ihr? Sie war voller Überraschungen. Allein ihre Stimme … melodisch perlend wie eine Harfe. Und ihr Duft – nicht blumig, nicht schwülexotisch, sondern klar und frisch. Gestern Abend, als sie ihm die Kissen gerichtet hatte, hatte es ihn überrascht, dass sie ihr

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