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Herz aus Eis

Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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wieder zu laufen begann. Da war nichts Zögerliches oder Unsicheres an seinem Gang zu entdecken, mit der Hilfe eines Blindenstocks lief er mit der Selbstsicherheit eines Mannes, der seinen Wert kannte und bereit war, die Welt erneut für sich zu erobern.
    Elizabeth wanderte hinaus in den Garten, ein trauriges Lächeln auf den Lippen. Kein Wunder, dass man hier ein Kloster gebaut hatte. Es war so friedlich, mit den blühenden Hecken und den alten Bäumen. Die Luft war klar und rein, und der Ausblick atemberaubend schön.
    An einer Steinbrüstung, von der aus man hinunter in das Tal sehen konnte, blieb Elizabeth stehen und atmete tief den Duft der Pinien und Zitronenblüten ein. Kristian hatte ihr erzählt, wie fruchtbar die messinische Ebene war und dass hier praktisch alles angebaut wurde, einschließlich der köstlichen Kalamata-Olive. Hinter dem Tal lag das Meer mit seinen unglaublich schönen Stränden und den malerischen Buchten. Auch wenn Elizabeth nie wieder nach Griechenland hatte zurückkehren wollen, jetzt verspürte sie große Lust, einen Tag am Wasser zu verbringen.
    „Elizabeth?“
    Als sie sich umdrehte, sah sie Kristian auf sich zukommen, den Blindenstock in der Hand. Zuerst hatte er sich gegen den Stock gewehrt, hatte geschimpft, dass dieser Stock seine Blindheit nur auffälliger machen würde. Doch nachdem er erkannt hatte, wie viel freier er sich damit bewegen konnte, hatte er den Umgang mit dem Stock erstaunlich schnell gelernt.
    Er ging mit energischen Schritten, fast aggressiv, und Elizabeth musste an ein Gespräch mit ihm von vor ein paar Tagen denken. Sie hatte ihm gesagt, wie begeistert sie von seinen Fortschritten und seinem sicheren Gang sei. Er hatte das Kompliment mit einem Schulterzucken abgetan und nur erwidert: „Entweder tue ich Dinge richtig oder gar nicht.“
    Bei der Erinnerung musste Elizabeth lächeln. Das grenzte an Arroganz, aber es war eine ehrliche Antwort gewesen, und es passte zu ihm. „Kristian, ich bin hier“, rief sie ihm zu. „Bei der Steinmauer, von der aus man das Tal überblicken kann.“
    Schon bald hatte er sie erreicht. Er trug noch das weiße T-Shirt und die weite Jogginghose vom Training. Das schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe. Elizabeth suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen der Erschöpfung, doch davon war nichts zu bemerken. Kristian sah einfach nur fit und entspannt aus, nahezu glücklich.
    „Das Training war anstrengend, nicht wahr?“
    „Ja, es war ziemlich hart. Aber es ist ein gutes Gefühl.“
    „Pirro ist ein Sklaventreiber.“
    Kristian zuckte mit den Achseln. „Er weiß, wie er mich herausfordern kann.“
    „Geht es Ihnen gut?“
    Eine Reihe perfekter weißer Zähne blitzte auf, Lachfältchen bildeten sich um seine Augen. „Mir geht’s großartig.“
    Und sofort meldete sich ihr schmerzendes Herz wieder, mit dieser Mischung aus Zuneigung, Bewunderung und Trauer. Doch er gehörte nicht ihr, würde nie zu ihr gehören. Bei den Therapiestunden trieb er sich nur deshalb so an, um schnellstmöglich zu seiner Cosima zurückzukommen. Und auch wenn dieses Wissen schmerzte, so wusste sie doch auch, dass sie selbst bald wieder in ihrem Büro sitzen und dort ihre Pflichten übernehmen würde.
    Der Schreibtisch war ein guter Platz für sie. Computer und Telefon würden sie von solch dummen Gefühlen ablenken.
    „Sie waren vorhin im Trainingsraum“, sagte er. „Gab es etwas Besonderes?“
    Die leichte Brise spielte mit ihren Haaren, und sie steckte sich eine Strähne hinters Ohr. „Nein. Ich wollte Pirro nur fragen, ob er irgendwelche Instruktionen für das Wochenende hat.“
    „Und? Hat er?“
    „Nein.“
    „Das heißt, wir haben frei.“
    „Und was haben Sie sich vorgenommen?“ Sie neckte ihn nur, wohl wissend, dass sein Tagesablauf sich nie sehr änderte.
    „Ich freue mich auf das Dinner“, gestand er.
    „Das hört sich ja nach etwas ganz Besonderem an.“
    Er lächelte über ihren sanften Spott. „Machen Sie sich etwa lustig über mich?“
    „Wer? Ich? Niemals! Ich würde es nie wagen, mich über Kristian Koumantaros, einen der mächtigsten Männer Griechenlands, lustig zu machen.“
    „Doch, das würden Sie.“ Jetzt grinste er breit. „Sie haben es soeben getan.“
    „Ich bin nur eine einfache Krankenschwester, die hingebungsvoll über Ihre Genesung wacht.“
    „Und das ist alles?“
    „Aber natürlich. Habe ich Sie denn noch immer nicht davon überzeugen können?“ Sie wollte das

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