Herz aus Feuer
fühlte, setzte sich ins Gras. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, klagte sie. »Sie schien so viel von dir zu wissen; aber schließlich habe ich kein Recht, Treue von dir zu verlangen. Du wolltest mich ja eigentlich gar nicht heiraten. Es war nur dein Ehrgeiz, einen Wettbewerb zu gewinnen.«
Leander packte sie am Oberarm und riß sie auf die Beine. »Geh zurück in die Hütte«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. Und dann drehte er ihr den Rücken zu.
Nun kannte sie sich überhaupt nicht mehr aus. Mit hängendem Kopf schlich sie zur Hütte zurück. Tante Flo hatte sich einmal bei ihrem Mann beklagt, daß Blair so wenig wisse von der Wirklichkeit des Lebens: »Wenn ein Mann zu ihr sagte, sie habe ihm das Herz gebrochen, würde Blair in ihren medizinischen Fachbüchern nachschlagen, um herauszufinden, wie sie es wieder zusammenflicken könnte. Es gibt noch mehr Dinge im Leben als die Medizin.«
Blair blieb stehen und drehte sich wieder zu Lee um. »Bist du wirklich nie in Florenz gewesen?« fragte sie leise; aber hier oben zwischen Felsen und Wald trug ihre Stimme sehr gut.
Es dauerte eine Weile, ehe er sich umwandte und sie ansah. »Niemals«, sagte er; aber mit einem bitteren Gesicht.
Vorsichtig machte Blair wieder einen Schritt auf ihn zu. »Sie ist nicht wirklich dein Typ, nicht wahr? Ich meine, sie ist zu mager und hat nicht genug oben oder unten . . .«
»Nicht annähernd genug.« Noch immer regte sich nichts in seinem Gesicht, während er beobachtete, wie sie näher kam.
»Und sie könnte eine Hernie nicht von einem Nabelbruch unterscheiden, oder doch?«
Er beobachtete sie, bis sie dicht vor ihm stehenblieb.
»Ich würde mich nicht vor der ganzen Stadt zum Narren gemacht haben, wenn ich eine andere Frau geliebt hätte.«
»Nein, vermutlich nicht.«
Sein Gewehr in der einen Hand, breitete er den anderen Arm für sie aus, und sie kuschelte sich an ihn und legte den Kopf an seine Brust. Sein Herz klopfte ganz wild.
»Du schuldest mir eine Hochzeitsnacht«, flüsterte sie.
Plötzlich faßte er in ihre Haare, zog ihren Kopf nach hinten und küßte sie heftig, mit seiner Zunge die ihre suchend.
Als Blair sich an ihn preßte und ihr Knie zwischen seine Beine schob, ließ er sie los und drängte sie wieder sacht von sich weg.
»Geh wieder in die Hütte«, sagte er mit einer tiefen, heiseren Stimme. »Ich muß hier Wache halten und nachdenken — und das kann ich nicht, wenn du in meiner Nähe bist.«
Widerstrebend löste sie sich von ihm.
»Blair«, sagte er, als ihre Körper sich nicht mehr berührten, »mir ist da eben eine Idee gekommen, die aber noch nicht ganz ausgereift ist.« Er deutete mit dem Kopf auf die Hütte. »Aber laß dir nicht anmerken, daß du sie durchschaut hast. Tu so, als würdest du noch immer glauben, was sie dir erzählt. Ich denke, ich habe eine gute Verwendung für deinen Zorn.«
»Das ist immerhin etwas«, murmelte Blair und wandte sich zum Gehen.
Die Eifersucht war für Blair eine ganz neue Erfahrung. So ein Gefühl hatte sie bisher noch nie erlebt. Sie saß in der schmutzigen kleinen Hütte und hörte zu, wie Françoise ihr die Geschichte von Leanders großer Leidenschaft erzählte. Sie wollte Lee so schrecklich gern glauben, und dennoch war sie mit einer Hälfte ihres Bewußtseins davon überzeugt, daß diese furchtbare Frau ihr die Wahrheit erzählte. Blair mußte auf ihren Händen sitzen, sonst wäre sie ihr an die Gurgel gesprungen. Und sie bemühte sich nach Kräften, an etwas anderes zu denken, während Françoise auf sie einredete.
Nach einer Weile hatte sich Blair so weit in der Gewalt, daß sie mit dem Verstand zuhörte. Und da merkte sie, daß Françoise sich sehr unbestimmt ausdrückte.
»Und deine Schwester . . .« sagte Françoise gerade, »ah, wie heißt sie doch gleich wieder . . .«
»Charlotte Houston«, murmelte Blair geistesabwesend. Sie überlegte gerade, wo Lee in ihrer Hochzeitsnacht hingegangen sein könnte, wenn keine andere Frau im Spiel gewesen war.
»Ja, Charlotte«, sagte Françoise. »Ich mußte viele Monate mit Charlotte um ihn kämpfen; aber als sie dann diesen Taggert heiratete . . . Ich glaube, da fühlte sich Lee verpflichtet . . .«
»Er muß sehr oft und ausführlich mit Ihnen über sie geredet haben«, sagte Blair, die plötzlich sehr genau zuhörte.
»Wenn er sich von ihr fortschleichen konnte. Die Wahrheit ist, daß ich bereits verheiratet bin; und wir glaubten, mein Mann würde mich niemals freigeben. Aber er wird
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