Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herz aus Feuer

Titel: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Hilfe benötigen Sie denn?«
    »Nun ja — warum soll ich da viel um die Sache herumreden? Einigen von meinen Mädchen — die in der River Street arbeiten, wissen Sie? — hat man schmutziges Opium verkauft. Ich dachte mir, da Sie ja ein Doktor sind, könnten Sie uns vielleicht etwas reinen Stoff aus San Francisco besorgen. Ich hab’ mir überlegt, daß ihr Ärzte ja so eure Methoden habt, mit denen ihr nachprüfen könnt, ob der Stoff rein ist, und vielleicht können Sie es sich sogar leisten, den Stoff in großen Mengen zu besorgen, und verkaufen ihn dann weiter. Ich kann Ihnen jede Menge Abnehmer verschaffen und . . .«
    »Bitte verlassen Sie meine Praxis«, sagte Blair mit betont ruhiger Stimme.
    Die Frau erhob sich von ihrem Stuhl. »Ach, Sie sind sich wohl zu fein dazu? Sie glauben, Sie wären was Besseres als unsereiner? Wußten Sie noch nicht, daß die ganze Stadt über Sie lacht? Sie nennen sich Ärztin, sitzen hier in Ihrer leeren Bude, und niemand will zu Ihnen kommen. Und es wird auch niemand kommen — darauf können Sie sich verlassen!«
    Blair ging zur Tür und hielt sie auf.
    Mit hochgereckter Nase nahm die Frau ihr Kind wieder an der Hand und ging. Sie warf die Kliniktür so heftig hinter sich zu, daß die Glocke zu Boden fiel.
    Ohne eine Spur von Zorn setzte sich Blair wieder hinter ihren Schreibtisch und nahm ein Blatt Papier zur Hand. Es war eine Aufstellung von Ausgaben, die ihre Haushälterin, Mrs. Shainess, ihr am Morgen gegeben hatte. Blair sollte die zweiundzwanzig Posten zusammenzählen und nachprüfen, ob Mrs. Shainess die Endsumme richtig ausgerechnet hatte.
    Sie blickte auf das Papier, und plötzlich verschwammen die Ziffern vor ihren Augen, und ehe sie wußte, wie es geschah, lag ihr Kopf auf dem Tisch, und sie weinte. Sie weinte lautlos, wobei sie die Tränen rinnen ließ, ehe sie wieder den Kopf hob und nach einem Taschentuch suchte.
    Sie hielt erschrocken die Luft an, als sie Kane Taggert auf dem Stuhl unter dem Fenster sitzen sah. »Macht es dir Spaß, Leute zu bespitzeln?«
    »Ich habe es nicht oft genug getan, um das zu wissen«, sagte er, während er sie besorgt betrachtete.
    Sie kramte eine Weile hastig in allen Schreibtischschubladen, ehe sie Kane das große Taschentuch aus der Hand riß, das er ihr über den Tisch hinhielt.
    »Es ist sauber. Houston läßt mich nicht eher aus dem Haus gehen, bis sie meine Taschentücher kontrolliert hat.«
    Sie ging auf seinen scherzhaften Ton nicht ein, drehte sich von ihm weg und schneuzte sich.
    Er griff über den Tisch und nahm das Blatt Papier mit den Ausgaben hoch. »Ist das der Grund, warum du heulst?« Er warf nur einen flüchtigen Blick darauf. »Du hast dich um sieben Cents verrechnet«, sagte er, während er das Papier wieder auf den Tisch legte. »Sieben Cents bringen dich zum Heulen?«
    »Wenn du es schon wissen mußt — man hat meine Gefühle verletzt. Mich beleidigt - schlicht und einfach.«
    »Mehr möchtest du mir nicht erzählen?«
    »Warum? Damit du ebenfalls über mich lachen kannst? Ich kenne die Leute von deiner Sorte. Du würdest auch niemals zu einer Ärztin gehen. Du denkst genauso wie alle anderen Männer und wie die meisten Frauen! Du würdest dich niemals von einer Frau operieren lassen.«
    Sein Gesicht blieb ernst. »Ich bin noch bei keinem Arzt gewesen; also weiß ich nicht, von wem ich mich operieren ließe. Ich schätze, wenn die Schmerzen groß genug sind, laß ich jeden an mich ran, der was von der Sache versteht. Ist das der Grund, warum du weinst? Weil niemand hier ist?«
    Blair legte die Hände auf die Schreibtischplatte. Mit dem Zorn verließ sie auch der Mut. »Lee hat einmal zu mir gesagt, daß alle Ärzte Idealisten wären — anfangs. Ich glaube, ich bin ein besonders krasses Beispiel dafür. Ich dachte, die Leute in dieser Stadt wären begeistert, wenn sie endlich eine Frauenklinik bekämen. Vielleicht sind sie das auch — wenn Leander hier ist und die Klinik leitet. Sie kommen zur Tür herein, sehen mich und fragen nach einem >echten< Doktor. Meine Mutter ist zwei Tage hintereinander mit dreierlei Beschwerden zu mir gekommen, und auch ein paar Frauen, die mich schon als Säugling gekannt haben, haben mich hier aufgesucht. Und als hätte ich nicht schon genug Kummer, hat das städtische Komitee für Krankenhausangelegenheiten plötzlich beschlossen, daß es hier eigentlich nicht genügend Arbeit gäbe für einen weiteren Arzt.«
    Kane saß vor dem Schreibtisch und betrachtete sie eine Weile. Er

Weitere Kostenlose Bücher