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Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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wollte schon widersprechen und sagen, dass ich ihre Gutmütigkeit nicht ausnutzen wollte, aber in diesem Moment klingelte Taylors Handy und sie ging ran. Sie lauschte einen Moment, dann nickte sie. »Ich komme!«, sagte sie hastig. Sie legte wieder auf und jetzt schien sie es auf einmal sehr eilig zu haben. »Das war Jason. Ich muss zu ihm. Wir treffen uns am besten heute nach dem Mittag, okay? Mein Zimmer ist oben links, das letzte ganz am Ende des Ganges.«
    Ich machte erneut den Mund auf, um etwas zu erwidern, aber Taylor war schon aus dem Raum geeilt, ohne mich weiter zu beachten. Ratlos starrte ich auf die Tür, durch die sie verschwunden war.
    »Das letzte ganz am Ende des Ganges«, murmelte ich und schrak zusammen, als eine Stimme sagte: »Das ist direkt neben Mrs Bells Zimmer, Sie wissen schon, das, wo die Lilien stehen.« Grace stand noch immer in ihrer Ecke neben der Anrichte. Ich hatte sie völlig vergessen.
    Jetzt nickte ich ihr zu.
    »Sie hätten auf meine Warnung hören sollen.« Ganz leise waren Grace' Worte, doch trotzdem spürte ich die Dringlichkeit darin. »Sie hätten die Insel verlassen sollen, als noch Zeit dafür war.«
    Ich war unsicher, wie ich reagieren sollte.
    »Der Fluch der Madeleine Bower.« Grace machte eine bedeutungsvolle Pause. »Er ist bereits dabei, Ihr Leben zu zerstören, Miss Wagner. Sie merken nur noch nichts davon!«
    Ich hatte keine Lust, mir Grace' geheimnisvolle Warnungen noch länger anzuhören, und verließ deshalb kurz darauf das Speisezimmer. In der großen Halle blieb ich stehen und lauschte, aber im ersten Moment hörte ich nur das Ticken der großen Standuhr und ab und zu ein Klappern, wenn der Wind einen der Fensterläden erfasste und gegen die Wand schlug. Doch dann war da noch etwas anderes.
    »Ich warne dich, David.« Das war Jasons Stimme. Sie kam aus dem ersten Stock, sie klang sehr zornig und gleichzeitig auch erschrocken. Ich wunderte mich ein wenig, dass Jason noch da war. Irgendwie hatte ich gedacht, dass er Dad bei seinem Ausflug aufs Festland begleiten würde, aber offensichtlich war das nicht der Fall. Im Obergeschoss fing jemand an, die Mondscheinsonate zu spielen. Die Melodie war klar und laut, sodass ich vermutete, dass Davids Zimmertür offen stand.
    Wie in der Nacht, als ich das Stück zum ersten Mal gehört hatte, erfasste mich sofort diese merkwürdig traurige Stimmung. Mir wurde schwindelig und ich griff Halt suchend nach dem Treppengeländer. Dann stellte ich einen Fuß auf die unterste Stufe, hielt inne.
    »Hör sofort auf!« Jasons Stimme, gepresst, atemlos.
    David unterbrach sein Spiel nicht. Die Töne kamen kurz ein wenig abgehackter als zuvor, aber dann hatte David sich wieder gefangen und spielte ungerührt weiter. »Was, Dad?«, fragte er ruhig. »Schlägst du mir sonst den Schädel ein?«
    »Leute …«, hörte ich Taylor sagen. Hierher war sie also geeilt, nachdem sie das Frühstückszimmer verlassen hatte. Es ging um David. Irgendwie, dachte ich, geht hier alles immer nur um David.
    Im selben Moment wurde die Melodie übertönt von einem schrillen Misston. Jemand schien auf die Tasten geschlagen zu haben.
    »Ich sagte: Hör auf!«, wiederholte Jason.
    Immer noch ohne sein Spiel zu unterbrechen, sagte David: »Wag es nicht!«
    »Und ob ich das wage!«, knurrte sein Vater. Die Neugier hatte mich inzwischen die Treppe so weit hinaufgetrieben, dass ich in den Flur vor Davids Zimmer sehen konnte. Möglichst leise ging ich weiter und hatte schließlich freien Blick durch die Zimmertür. Jason stand mitten im Raum, das Gesicht blass und fleckig vor Wut. Neben seinem Bein baumelte eine große Axt, deren Schneide mir verdammt scharf vorkam. Ich schluckte erschrocken. David konnte ich von meinem Standort aus nicht sehen.
    Jason bemerkte mich, gab sich jedoch keine Mühe, seine Stimme meinetwegen zu dämpfen. »Du reißt dich jetzt endlich zusammen oder ich sorge dafür, dass du es tust!«
    »Was willst du tun?«, fragte David eisig und hörte endlich auf zu spielen. »Mich in eine Zwangsjacke stecken und einweisen lassen? Ich dachte, du schlägst mir lieber den Schädel ein.« Ich versuchte, mir Davids Gesicht vorzustellen. Zeigte er jetzt wohl endlich einmal ein paar Emotionen?
    »Bring mich nicht auf Ideen!«, drohte Jason und ich wusste nicht, ob er von der Zwangsjacke oder von dem eingeschlagenen Schädel sprach. Er stapfte quer durch den Raum, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte.
    »Jason! David!« In Taylors Stimme schwang jetzt leichte

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