Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz aus Glas (German Edition)

Herz aus Glas (German Edition)

Titel: Herz aus Glas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
gehörte übrigens nicht zur Familie Bell. Den Gerüchten nach war sie schwanger und der Vater des Kindes hatte sie sitzen lassen. Na ja, und dann war da auch noch Amanda.«
    »Amanda Bell«, sagte ich.
    »Davids Mutter. Sie wissen bereits von ihr?«
    Ich nickte. »Ich bin zu Gast auf Sorrow«, verriet ich Adam.
    Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von freundlicher Professionalität in reservierte Aufmerksamkeit. »So.«
    »Sie haben bisher nur von Madeleines Fluch gesprochen«, sagte ich schnell, bevor mich der Mut verließ. »Ich habe in einem Buch gelesen, dass ihr Geist auf den Klippen spuken soll – in einem roten Kleid.«
    Das rote Kleid von Taylor fiel mir wieder ein und mein Magen verkrampfte sich.
    Adam verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist nicht Teil der ursprünglichen Legende, aber es gibt ja auch mehrere Versionen davon. In einer ist tatsächlich die Rede von einem Geist im roten Kleid, der in kalten oder nebligen Nächten auf den Klippen spukt.«
    »Spricht dieser Geist?« Die Frage war mir rausgerutscht, bevor ich mir auf die Zunge beißen konnte.
    »Spricht?«, wiederholte er überrascht.
    Ich überlegte. Ich hatte das Bedürfnis, ihm von dem Gewisper zu erzählen, das ich in der Nacht gehört hatte, aber dann kam mir das doch zu albern vor. »Ach«, winkte ich ab. »Nichts. Schon gut!« Eine unangenehme Pause entstand. Er musterte mich von der Seite. »Eine junge Frau haben Sie aber nicht erwähnt«, meinte ich vorsichtig.
    Misstrauisch sah er mich an. »Was genau führt Sie hierher?«, flüsterte er. An seinem Hals waren hektische Flecken entstanden. »Sind Sie etwa von irgendeiner Zeitung?«
    »Nein, ich …« Ich wich zurück. Er setzte nach, sah jetzt sehr wütend aus. Das Bimmeln der kleinen Glocke über der Eingangstür zeigte an, dass jemand hereinkam, aber ich hatte keine Zeit nachzuschauen, wer es war.
    »Was geht Sie dann Charlie etwas an?« Adam hob eine Hand. Seine Zähne waren entblößt und plötzlich wirkte er geradezu furchterregend. Totenblass war sein Gesicht. Mit schmerzhaft festem Griff packte er mich am Oberarm.
    Ich versuchte, mich freizumachen. Vergeblich. »Adam, bitte, ich …«
    »Lass sie in Ruhe, Adam!«, ertönte Davids Stimme von der Tür.
    Adam fuhr herum. »David!« Seine Stimme war nur noch ein Hauch.
    »Sie kann nichts dafür. Lass sie los!« Mit wenigen Schritten war David neben mir. Vor lauter Erleichterung wurde mir ganz flau im Magen.
    Adam warf mir einen letzten finsteren Blick zu, dann ließ er mich tatsächlich los. »Verschwinden Sie!«, zischte er mich an und wandte sich dann an David. »Und du auch!« Während er mich nur zornig angesehen hatte, schlug David aus seinen Augen blanker Hass entgegen.
    David rührte sich nicht. Für einige Sekunden starrten die beiden sich schweigend an und die Luft schien vor Anspannung zu knistern.
    »Verschwindet! Alle beide!«, wiederholte Adam.
    Nichts lieber als das! Ich griff mir meine Jacke und eilte aus dem Haus. David folgte mir. Leise schloss er die Tür des Museums hinter sich, dann trat er zu mir auf die Straße.

S pinnt der oder was?« Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich deutete auf den Museumseingang und meine Stimme war viel zu laut. Die Stelle an meinem Oberarm, wo Adam mich gepackt hatte, schmerzte noch immer. Vermutlich würde es einen blauen Fleck geben, aber das war mir im Moment egal.
    David warf einen Blick zu einem der Fenster des Hauses. Er trug eine schwarze Windjacke und ebenfalls schwarze Jeans. Der Wind zauste seine dunklen Haare. »Ich hatte dich gebeten, nicht hierherzukommen«, sagte er ruhig.
    Ich fragte mich, ob er den Umschlag wieder in der hinteren Tasche trug.
    »Und ich habe nicht auf dich gehört!« Der Schrecken saß mir noch so tief in den Gliedern, dass ich nicht anders konnte, als David anzufauchen.
    Er schüttelte den Kopf. Mein Ärger schien ihn völlig kaltzulassen. »Nein. Das hast du nicht.« Er wirkte nicht sauer, sondern einfach nur enttäuscht.
    »Weil mir niemand Antworten gibt!«, begehrte ich auf. »Alle benehmen sich, als sei das hier ein melodramatischer Film, und ich …« Mir wurde bewusst, dass ich keifte, und ich klappte den Mund zu. »Entschuldige«, murmelte ich. Müde rieb ich mir mit beiden Händen über das Gesicht. »Warum benimmt er sich so sonderbar?«, fragte ich in versöhnlicherem Ton.
    Über Davids Gesicht glitt ein fisterer Ausdruck. Seine Stimme war sarkastisch, als er sagte: »Tja. Sieht wohl ganz so aus, als würdest du der Reihe nach alle

Weitere Kostenlose Bücher