Herz dder Pflicht
nicht“, stimmte Pandora bereitwillig zu. „Das wäre besser, als George mit mir durch die Landschaft zu schleppen.“
Richard verbeugte sich tief. „Halten Sie das für klug, Miss Compton?“
„Es würde mir Spaß machen mit Ihnen und Jack auszureiten. Ich werde nicht zulassen, dass William über mein Leben bestimmt. Außerdem möchte ich sehen, wie die Fossiliensuche vor sich geht. Suchen Sie zu Pferde danach?“
„Zu Pferde?“, begann Jack und wollte schon weiterreden, als er ihre amüsierte Miene gewahrte. „Du nimmst mich auf den Arm, Pandora.“
Richard zeigte eines seiner seltenen Lächeln. „Deine Schwester wollte dich herausfordern, Jack“, erklärte er heiter. „Was ihr ja auch gelungen ist. Wenn Sie mitkommen wollen, Miss Compton, wird es uns ein Vergnügen sein, Sie zu begleiten.“
„Großartig!“ Pandora wunderte sich, dass ein Lächeln von Jacks Hauslehrer genügte, um sie in freudige Stimmung zu versetzen, während das Lächeln von anderen Männern ihr nichts bedeutete. William hatte am Tag zuvor darauf bestanden, dass sie mit ihm zusammen eine Gesellschaft bei den Waters besuchte. Um ihn zufriedenzustellen, hatte sie zugestimmt und sich dort gelangweilt.
Sie hätte die Zeit lieber mit Richard und Jack im Schulzimmer verbracht und über interessante Themen gesprochen oder mit dem alten Rice etwas Nützliches getan, das helfen würde, dass Compton Place nicht bankrottging.
Was konnte an einem schönen Frühlingstag angenehmer sein als ein Ausritt mit dem Ziel, Fossilien zu suchen? Mr. Ritchie hatte ihr erzählt, dass sich einige an der Mauer der Kirche im alten Compton Village befänden, das nicht weit von Compton Place entfernt lag.
Sie entdeckte, dass es sich bei Fossilien um seltsame runde Gebilde handelte, die ein wenig den Muscheln glichen, die sie als kleines Mädchen am Strand gesammelt hatte.
Nachdem Richard ihr die Versteinerungen gezeigt und alles erklärt hatte, saß sie vergnügt im Gras des Kirchengartens, ließ sich von der Sonne bescheinen und beobachtete ihn und Jack beim Zeichnen.
Anschließend gingen sie in die Kirche und betrachteten die Grabmäler früherer Comptons. Eines davon schien Mr. Ritchie besonders zu interessieren. Er setzte sich seitlich in einen der Kirchenstühle und begann schnelle, kühne Striche auf das Blatt zu werfen. Pandora bat, sich die Zeichnung anschauen zu dürfen und stellte fest, dass die Figur, die den steinernen Sargdeckel zierte, auf dem Papier zu leben schien.
Das Gesicht des Ritters besaß eine starke Ähnlichkeit mit ihrem Großvater, wie er in jungen Jahren ausgesehen haben musste.
„Hervorragend“, lobte Jack, der ihr über die Schulter blickte, „aber du solltest erst seine Aquarelle sehen. Werden Sie sie ihr zeigen, Mr. Ritchie?“
Richard nahm seine Mappe und holte die Bilder von Landschaften heraus, die er in den vergangenen vierzehn Tagen gemalt hatte. Darunter befand sich eines von einem Küstenstreifen namens Baxter’s Bay nahe Compton Place, der zwischen zwei niedrigen Klippen lag. Seiner Meinung nach war das der ideale Ankerplatz für ein Schiff, von dem aus Boote Schmuggelwaren an Land bringen konnten, die dann auf bereits wartende Fuhrwerke geladen und anschließend auf dem schnellsten Wege nach London transportiert wurden.
In Spanien hatte er für Wellington ähnliche Zeichnungen und Bilder von strategisch wichtigem Terrain angefertigt, allerdings sorgfältiger, da andernfalls das Leben vieler Männer auf dem Spiel gestanden hätte.
„Großartig“, rief Pandora. „Es wundert mich, dass Sie Ihren Lebensunterhalt nicht als Maler verdienen. Die Aquarelle sind exzellent. Schau nur dieses von Trottie Jordans Cottage, Jack. Sie steht im Eingang, als ob sie lebendig wäre.“
„Weiter reicht mein Talent nicht“, erklärte Richard. „An Ölfarben habe ich mich nie gewagt. Mir fehlte die Zeit, um sie an Kunst zu verschwenden“, erklärte er nicht ganz der Wahrheit entsprechend. „Ich sollte Lehrer werden, und die Studien waren wichtiger als mein bedeutungsloses Talent.“
„Keineswegs bedeutungslos“, widersprach sie. „Ich finde es schade, dass Sie nicht weitergemacht haben.“
„Sehr liebenswürdig von Ihnen, Miss Compton.“ Richard verbeugte sich leicht.
Sie verließen die Kirche. Es war schon spät, und sie mussten ein ganzes Stück Weg zurücklegen, um nach Hause zu gelangen.
Als sie Compton Place erreichten, sahen sie, dass im Stallhof ein Mann an der Mauer lehnte und auf sie wartete,
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