Herz des Himmels (German Edition)
und er weiß, dass ich einen schlechten Orientierungssinn habe“, sagte Irina verlegen. „Er ist ein wenig…verschlossen“, fügte sie hinzu. Sie schlossen zu den Astonishschülern auf und Kaithlyn erkannte die beiden blonden Mädchen, Jones und Ahrens und Adriana Azedine, die in ein angeregtes Gespräch mit ihnen vertieft war.
„Hey“, sagte ein Junge, der sich neben Kaithlyn in eine Lücke schmiegte.
„Ich bin Jensen Road.“
„Kaithlyn Hayworth“, sagte sie.
„Die ersten beiden Stunden Literatur, schrecklich, ich hab gehört die alte Fresier soll sehr streng sein!“, stöhnte er. „Hey, Holly, Amanda!“
Er klopfte Kaithlyn auf die Schulter und schob sich weiter nach vorne, wo er neben Holly Jones und Amanda Ahrens stehen blieb ihnen etwas zu flüsterte, worauf die beiden kicherten. Dann begann er sich anderen Schülern in seinem Umkreis vorzustellen. Mit ihm wurde es jedenfalls nie langweilig.
„Der braucht wohl dringend neue Freunde!“, zischte eine Stimme hinter ihnen. Jemand lachte gestellt. „Muss man wohl, wenn man sich in die Astonish einkauft und nicht das besondere Talent wie wir hat“, antwortete eine andere Stimme voller Hohn. Kaithlyn schien die Stimme bekannt vorzukommen und sie hatte sofort das Gesicht des arroganten Mädchens aus der Aula vor Augen. Als sie sich gerade umdrehen wollte, stieß ihr von hinten jemand einen Ellbogen in den Rücken und Kaithlyn konnte ihren Sturz gerade noch abfangen. Sie machte eine elegante Rolle vorwärts und stand wieder auf den Beinen.
„Wahnsinn!“, schrie Jensen und klatschte vor Begeisterung in die Hände.
„Du hast Reflexe, Mensch!“, sagte Holly zustimmend und reichte Kaithlyn ihre Tasche. „Toll!“ Ein paar andere stimmten den Lobgesang auf Kaithlyn ein und nickten ihr zu oder nannten ihr ihren Namen, in der Hoffnung, sie würden wohl Freunde werden.
„Wer war das?“, blaffte Irina und starrte wütend in die Runde. Einige wichen vor ihr zurück, andere sahen sie mit Verachtung oder Mitleid in der Miene an.
„Schon gut“, sagte Kaithlyn. „Das war bestimmt ein Versehen.“
„Bestimmt“, sagte Irina und ihre Augen glühten wild und angriffslustig. Kaithlyn nahm ihre Hand und ging weiter. „Das bedeutet nichts.“
Der Klassenraum für die Literaturstunde war riesig, wie ein Hörsaal für eine Vorlesung und das war der Unterricht in diesem Fach auch, wie sich herausstellte. Mrs Fresier, eine ältere Dame mit strenger Miene, machte ihnen von Anfang an klar, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Die Stunden zogen sich ewig dahin, als sie einen Einführungsvortrag begann und die Schätze der Literatur anpries.
Aufgrund der Größe des Raumes, konnten sich Irina und Kaithlyn eine ganze Bank alleine teilen und so hatten sie genug Freiraum zum flüstern.
Sie waren rund zwanzig Schüler, mehr Mädchen als Jungen. Anscheinend hielt hier wirklich jeder etwas auf sich, alleine der Tatsache wegen, dass er ein Astonishschüler war. Die meisten sahen blasiert und überheblich umher und versuchten die Leute herauszufiltern, die ihnen gleichwertig erschienen oder ihnen von Nutzen sein konnten, was Heuchelei und Untergebenheit betraf. Da sind die beiden blonden Kichererbsen noch sympathisch gegen. Kaithlyn beobachtete Jensen, der unruhig von einer zur anderen Seite rutschte und sich hin und wieder mit seinem Sitznachbarn austauschte. Nur ein einziger Schüler saß alleine und abgeschieden von der Klasse und noch weiter oben als sie. Er hatte dunkelblondes, mittellanges Haar und sah müde und argwöhnisch aus. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet und so bemerkte er nicht, das Kaithlyn ihn ansah. Er schrieb ohne zu blinzeln jedes gesagte Wort auf und schien hochkonzentriert darauf, dass ihm nichts entging. Er hatte eine verwegene rebellische Aura, ähnlich wie Kaine. Plötzlich pochte ihr Herz schneller und ihr wurde heiß und unwohl. Die Erkenntnis traf sie wie eine stechende Flamme.
Kaithlyn kannte ihn. Sie hatte ihn zweimal gesehen. Das erste Mal auf Custocorward, wütend und hasserfüllt, am Schrein der Wünsche und ein zweites Mal auf ihrer Geburtstagsfeier. Er hatte Mr Karacord gesucht und ihr dann kurze Zeit später das Leben gerettet. Dann war er verschwunden. Ohne ein Wort. Ohne eine Erklärung. Er war hier. Warum war er hier?
„Reid?“, formten Kaithlyn Lippen stumm seinen Namen und sein Gesicht trat noch deutlicher aus ihren Erinnerungen hervor. „Reid.“
Erschrocken wand sie sich ab.
„Alles okay?“,
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