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Herz des Himmels (German Edition)

Herz des Himmels (German Edition)

Titel: Herz des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Voosen
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hingen. Ihre Kleidung schien genauso alt wie sie selbst, heruntergekommen und in dumpfen Erdtönen gehalten bedeckten sie ihren schmächtigen, zerbrechlich wirkenden Körper.
    Sie weitete die Augen, die blutrot und adrig waren und fast in ihren schweren Lidern wieder versanken. Dann stieß sie einen schrillen Schrei aus und ein unheimliches Zucken durchfuhr sie, während die Alte den Hals weiter reckte, um Kaithlyn ganz genau betrachten zu können. Mit weichen Knien starrte Kaithlyn ausdruckslos zurück und brachte kein Wort über die Lippen. Der irre Blick der Alten wurde noch eindringlicher, als sie begann Kaithlyn mit ihren Augen durchleuchtend zu mustern. Sie leckte sich genüsslich die schmalen rissigen Lippen und ein paar Reißzähne blitzen hervor.
    „Den Bannkreis durchdrungen und das obwohl er von einem Vampir ist? Vampirkräfte sind doch wirksamer als Whyburnmagie?“
    Sie brach ihr Selbstgespräch ab und wand ihr blutleeres Gesicht wieder Kaithlyn zu. Dann kicherte sie ein hohes mädchenhaftes Lachen.
    „Miss Hayworth also, wenn ich recht annehme?“ Kaithlyns versteinerte Miene war nur zu einem sachten Nicken in der Lage. Die Frau hatte eine bedrohliche Aura. „Darf ich mich ihnen vorstellen? Mein Name ist Estelle Tivigne Ashberry…ich bin Garus Großmutter…er bat mich…“, sie setzte kurz aus. „Er bat mich, Sie zu begrüßen. Sie müssen wissen, Vampire auf einer Akademie wie dieser, das ist ein schwieriges Unterfangen, schon der Besuch eines Einzigen von uns gefährdet viele andere erheblich…“ Sie sah wieder fort, als wäre sie erneut mit ihrem Geiste an einem anderen Ort, ihre Augen glommen verschwommen. „Er musste es tun…musste es…tun…so eine traurige Schande…er…musste…“
    „Mrs Ashberry?“, sagte Kaithlyn vorsichtig. Die Alte fuhr augenblicklich herum und ihre dünnen Finger bohrten sich in Kaithlyns Schultern. Sie roch nach Mottenkugeln, verfaultem Holz und nach Blut.
    Ihre stechenden Augen suchten verloren den Raum ab, obwohl hier nichts viel zu finden war, die für die Bibliothek üblichen Regale an de Wänden wie Tapete, die Lesetische und Sessel, ein Kamin ohne lebendes Feuer, der große Kronleuchter an der Decke, die dumpfen Glaslampen, die Gemälde an den freien Wandflächen…
    „Mrs Ashberry, Sie tun mir weh!“, stieß Kaithlyn erschrocken hervor. Die alte Frau zuckte erneut, als hätte sie jemand unerwartet geschlagen und ihr schmalspuriges Lächeln kehrte zurück. Ihr Griff war so fest und stark, dass Kaithlyn sich regelrecht abmühte loszukommen. Sie schlüpfte unter den Armen von Mrs Ashberry hindurch und wich hinter einen Sessel zurück.
    „Hören Sie“, begann Kaithlyn und rieb sich die schmerzenden Schultern. „Ich bin hier um Garu zu treffen. Wo ist er?“
    Ihr glasiger Blick festigte sich wieder. „Sobald die Gerichtsverhandlung beendet ist, wird er erscheinen, keine Sorge“
    „Was soll das heißen? Was für eine Verhandlung meinen Sie? Ich verstehe das nicht ganz“, sagte Kaithlyn missmutig. Die alte Vampirin lehnte sich genüsslich in einen besonders großen Samtsessel zurück und zog eine lange, dünne Pfeife unter ihrem Mantel hervor. Sie stopfte Tabak hinein und zündete sie an. Sofort verschwand ihre Gestalt hinter einer qualmenden graublassen Wolke aus Rauch. Die Frau seufzte und schmatzte laut, als würde sie jeden Zug schmecken und es das Herrlichste sei ihn auszukosten.
    Kaithlyn schossen Tränen in die Augen und sie musste kräftig husten. Es stank nach verkohltem Fleisch und ihr wurde schlagartig übel. Was um alles in der Welt rauchte die Alte da? Kaithlyn wollte es lieber nicht so genau wissen, sie kämpfte sich zu einem Fenster durch (der Rauch erfüllte den gesamten Raum und schwebte nur erschwert zur Decke) und öffnete es hastig, um ein paar frische Atemzüge zu nehmen.
    „Hat man Ihnen nichts erzählt, Liebes?“, sagte Mrs Ashberry mit einem silberhellem Lachen.
    „Nein!“, rief Kaithlyn aus. „Also – was – bedeutet – das – alles?“
    Sie konnte kaum sprechen. Die Luft schmeckte nach kalter Asche. Ekelhaft.
    „Auf der anderen Seite findet gerade eine Gerichtsverhandlung statt. Es wurde Anklage gegen Merren Grim erhoben, wegen Diebstahls eines menschlichen und auch noch magischen Objektes. Seine Familie wurde schon vor langer Zeit verstoßen und er konnte sich keinen weiteren Fehltritt mehr leisten. Uns Vampiren ist es nicht gestattet die Whyburnmagie der Menschen zu studieren, anzuwenden oder magische Objekte

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