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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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worauf er hinaus wollte. Alben, Nixe und andere den Menschen ähnliche Anderlinge hatten versucht, sich in das schnell wachsende Menschenvolk zu integrieren. Dabei hatten sie oft genug ihre eigenen Städte dem Verfall preisgegeben. Was sie anfangs begeistert hatte, ödete die langlebigeren unter ihnen jedoch bald an, und sie sehnten sich nach einem Urzustand, den sie nicht wieder herstellen konnten.
    Diejenigen, die sich nicht so leicht eingliedern konnten oder wollten, verkrochen sich tiefer in ihre ursprünglichen Gebiete und gingen ihrem eigenen Leben nach. Wie die Zlaiku.
    „Gut. Wie viele Arten der Magie gibt es dann?“
    „Zwei, diese jedoch unter den verschiedensten Namen. Was die Alben Druiden nennen und die Nixe Schamanen, ist dasselbe: Handwerk, das von den Alten an junge Begabte weitergegeben wird. Und die gelernte Magie, die zwar auch eine gewisse Begabung, aber hauptsächlich Durchhaltevermögen und Geschick erfordert, damit man sich nicht gleich mit dem ersten Zauberspruch den Kopf vom Leib pustet.“
    „Und die Nekromanten?“
    „Arkane natürlich. Allerdings gehen sie schon früh ihren eigenen Weg. Die Priester der Schattenmagier durchsuchen die Akademien nach geeignetem Nachwuchs. Sie hohlen die Lehrlinge also, lange bevor diese jemals einen Fuß nach Liannon gesetzt haben.“
    Daena war kurz davor zu fragen, woher er Kraja dann kannte, ließ es aber lieber bleiben. Das Gespräch in der Bibliothek hatte ihr gezeigt, dass in der Magierbranche wohl jeder jeden kannte – scheinbar oft auf eine sehr genaue Art und Weise.
    Stattdessen erinnerte sie sich an etwas anderes, das während dieser Diskussion ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    „Berekh … Wie bist du gestorben?“
    Er sah auf, steckte das letzte Stück Käse in die Tasche und wischte sich dann langsam und bedächtig, aber mit gleichfalls vergessenen Manieren die Hände an der Robe ab, die irgendwann im Laufe des Tages ihr Funkeln eingebüßt hatte.
    „Ist dir bewusst, dass wir uns seit beinahe sieben Jahren kennen, und es das erste Mal ist, dass du mich danach fragst?“
    „Tut mir leid. Ich …“ Sie wusste nicht so recht, was sie sagen wollte. Gerne hätte sie behauptet, sie hätte auf seine Gefühle Rücksicht genommen. Doch die Wahrheit war vielmehr: Sie hatte ihn früher nie ernst genommen und hätte nicht erwartet, eine Geschichte zu hören, die sie glauben könnte.
    Diese Tatsache hatte sich mittlerweile gründlich geändert, und was sie ihm damals bei einer passenden Gelegenheit sicherlich mit Freuden erklärt hätte, brachte sie nun nicht über die Lippen.
    Sie war sicher, dass ihr Dilemma klar und deutlich auf ihrem Gesicht zu lesen war, nicht zuletzt durch die Schamesröte, die ihre Wangen beschlichen hatte. Doch Berekh sah sie zum Glück nicht, sein Blick war in eine weit entfernte Vergangenheit gerichtet, die für ihn nur einen kleinen Schritt entfernt war.
    „Irgendwann“, begann er, „nachdem ich beschlossen hatte, alles und jeden zu vernichten, der für den Tod meiner Familie verantwortlich war, ist der letzte Teil in mir gestorben, der noch menschlich war. Das war rund siebzig Jahre vor der Schlacht um Dranpol.“
     

6
    „Es ging nicht länger darum, wer Schuld an meinem Unglück sein konnte und wer nicht. Die ganze Welt war zum Feind geworden. Es kümmerte mich nicht mehr, auf welcher Seite ich stand, sobald ich ein Schlachtfeld betrat. Wichtig war nur noch, meine gesamte Energie darauf zu lenken, andere sterben zu lassen.
    Mit jedem Tod, den ich verursachte, ging es mir besser. Damals dachte ich, die Schreie und das Blut würden den Schmerz in mir stillen. Heute weiß ich, es war nur meine Seele, die ich damit Stück für Stück eigenhändig aus mir herausgerissen habe. Ich fühlte keinen Schmerz mehr, weil ich immer weniger zu Gefühlen fähig war.
    Und dann, als es keinen Schmerz mehr zu tilgen gab, kam stattdessen etwas anderes. Es fühlte sich gut an, diese Macht zu haben. Moral war mir völlig fremd geworden, solange ich nur den Rausch der Macht erleben konnte. Ich konnte nicht genug davon bekommen, also habe ich mit Dingen experimentiert, die besser unangetastet geblieben wären. Ich sehe, deine Gedanken gehen in die richtige Richtung.
    Ich will nicht entschuldigen, was ich getan habe. Im Gegenteil. Alles, was mir widerfahren ist, habe ich verdient, und mehr als das. Ich hatte mir mehr als genug Feinde geschaffen, doch diejenigen unter den Magiern, die mich nicht fürchteten, waren mir verfallen. Sie

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