Herz im Zwiespalt (German Edition)
boshaft. »Dann müsst Ihr doch sehr enttäuscht sein, dass der König die Bitte ausgeschlagen hat.«
»Der König?! Wovon, um alles in der Welt, sprecht Ihr?«
Lord Hamilton zog Lizz beiseite, damit niemand ihr Gespräch belauschen konnte.
»Von Lord Douglas' Gesuch um die Scheidung natürlich.«
»Scheidung?« Lizz fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Tritt in die Magengrube gegeben. George wollte die Scheidung?
»O du meine Güte«, entfuhr es Lord Hamilton entsetzt, als er Lizzys farblose Wangen sah. »Ich dachte, Ihr wüsstet davon. Welch ein Desaster! Ich bitte Euch inständig, erzählt Lord Douglas nicht, dass Ihr es von mir wisst. Er würde mich bestimmt in eines der Verliese werfen.«
»Ich glaube Euch kein Wort«, flüsterte Lizz tonlos und straffte die Schultern.
Lord Hamilton machte ein betroffenes Gesicht. »Welche Gründe sollte ich haben, Euch zu belügen, Lady Douglas?«
Darüber war sie sich selbst nicht im Klaren, doch eines wusste sie mit Sicherheit: Lord Hamilton genoss jeden einzelnen Seitenhieb, den er austeilte. Der Spott und die Niederträchtigkeit schienen ihm aus allen Poren zu strömen.
»Versprecht mir, kein Wort darüber zu verlieren, und ich werde Euch alles erzählen, was ich weiß.«
Lizz zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte. Dennoch stimmte sie zu.
»Ich verbrachte in den letzten Tagen einige Zeit mit Lady Isabella. Von ihr weiß ich, dass Lord Douglas um die Scheidung gebeten hat. Anscheinend soll er dem König eine ungeheure Summe Geld dafür geboten haben.«
»Isabella ist ein Flittchen. Sie würde alles sagen, nur um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen«, hielt Lizz dagegen.
»Das ist natürlich möglich«, räumte Lord Hamilton nachdenklich ein und plötzlich erhellte sich sein Gesicht. »Vielleicht ist das auch die Lösung. Da die Ehe sowieso nicht geschieden wird, ist es wohl das Beste, wenn wir die ganze Angelegenheit vergessen. Lady Isabella ist nichts als eine geschickte Lügnerin. Bitte vergebt mir, Lady Douglas. Ich war ein solcher Narr.«
»Wenn Ihr mich jetzt entschuldigt«, beschied Lizz ihn brüsk.
Sie wollte gerade gehen, als er sie am Arm zurückhielt. »Seid aber trotzdem ständig auf der Hut, Lady Douglas. Gerüchte sagen, dass Lord Douglas sich auch weiterhin mit dem Gedanken trägt, Lady Isabella zu ehelichen.«
Lizz schüttelte angewidert den Kopf. »Das ist wohl kaum möglich. Wie Ihr selbst sagt, wird es keine Scheidung geben.«
Lord Hamilton nickte bedrückt. »In der Tat. Aber ein so mächtiger Lord wie Euer Mann braucht Erben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Ihr ihn aus Eurem Bett verbannt habt. Deshalb auch mein Rat: Gebt gut auf Euch Acht. Als Witwer kann der Lord heiraten, wen immer er will.«
Lizz schnappte empört nach Luft. »Ihrmeint ...«
»Unfälle geschehen immer wieder«, erklärte Lord Hamilton Unheil verkündend.
»Jetzt reicht es aber endgültig«, fuhr Lizz ihn scharf an. »Noch ein Wort und ich werfe Euch eigenhändig aus der Burg. Solch üble Verleumdungen werde ich nicht länger dulden. Guten Tag.«
Mit vor Zorn geröteten Wangen stieg Lizz die Stufen zu ihrem Gemach empor. Das wurde ja immer schlimmer. Zuerst der Schock wegen dieser angeblichen Scheidung und nun auch noch Morddrohungen. Dieser Hamilton konnte doch nicht ganz bei Sinnen sein. George würde doch niemals ...
Dennoch blieb ein ungutes Gefühl zurück. Die Saat des Zweifels war gesät. Ich werfe dich eigenhändig über die Klippen .. . Das waren seine Worte gewesen, gleich nach ihrer Ankunft auf Tantallon, als sie einen boshaften Trinkspruch auf ihn hatte ausbringen wollen.
War die Drohung am Ende doch ernster gemeint, als sie angenommen hatte?
War es wirklich möglich, dass ihm alle Mittel recht waren, nur um sie loszuwerden? Lizzys Herz schrie nein, doch ihr Verstand erkannte, dass George aus dieser Heirat tatsächlich keinerlei Nutzen zog.
33
»Was ist denn hier los?«, erkundigte sich Lizz verblüfft, als sie am nächsten Abend ihre Gemächer betrat. Mary stand mit vor Angst weit aufgerissenen Augen an der Wand und hielt das Tablett mit dem Abendessen krampfhaft umklammert. Blitz und Donner standen mit aufgestellten Nackenhaaren und angelegten Ohren vor ihr und knurrten bedrohlich.
»Dem Himmel sei Dank, Lady Douglas. Bitte ruft diese Ungeheuer zurück«, forderte Mary mit schriller Stimme. »Die Biester sind einfach auf mich losgegangen.«
»Blitz, Donner, hierher«, befahl Lizz streng. »Ihr könnt
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