Herz im Zwiespalt (German Edition)
Clanherrn erzogen. Regeln, Gesetze, und das Schlachtfeld ... das ist meine Welt, Rob. Davon verstehe ich etwas.« Er schüttelte frustriert den Kopf und gestand leise: »Aber ich habe nie gelernt, wie man mit verletzten Gefühlen umgeht. Ich habe Lizz verletzt, Rob. Mehr als du dir vorstellen kannst. Und ich weiß einfach nicht, wie ich diesen Schaden wieder gutmachen kann.«
»Du liebst sie, nicht wahr?«
Ein schwaches Lächeln hob Georges Mundwinkel an, als er langsam nickte. »Mehr als mein Leben.«
»Dann geh zu ihr. Sprich mit ihr!«, forderte Robert.
George schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht.« Nachdenklich drehte er den Weinkelch in seinen Fingern. »Das erste Mal in meinem Leben verspüre ich wirklich Angst, Rob. Ich will Lizz nicht verlieren.«
Zur selben Zeit, nur wenige Meter entfernt, saß Lizz in eine warme Decke gehüllt am Westfenster ihres Gemachs und blickte versonnen in die Nacht hinaus. Es regnete in Strömen und nur vereinzelte Blitze erhellten den menschenleeren Burghof. In diesem Anblick lag etwas Trostloses, das ausgezeichnet zu Lizzys düsterer Stimmung passte. Sie war noch immer zu aufgewühlt, um Schlaf zu finden. Wenigstens war ihre Wut auf George abgeflaut. Zurückgeblieben war nur dieser schale Geschmack des Verrats. War es nicht eine Ironie des Schicksals? Sie hatte sich gleich zweimal in denselben Mann verliebt. Zuerst in den schwarzen Ritter und dann in George Douglas. Die bittere Ironie bestand jedoch darin, dass keiner von beiden diese Liebe erwiderte.
Leises Stimmengewirr auf dem Burghof ließ Lizz neugierig aufhorchen. Sie spähte hinunter und erkannte Isabella und Lord Hamilton, die soeben aus der Kapelle traten.
»Die beiden haben christlichen Beistand dringend nötig«, murmelte sie angewidert. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Stille.
»Archie!« Lizz fuhr wie ein Pfeil aus ihrem Sessel hoch und flog zur Tür hinaus. Barfuß und nur in ein dünnes Nachthemd gehüllt, rannte sie den Flur entlang. Ein weiterer Schrei erklang und ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. »Ich komme, Archie«, rief sie bebend vor Angst. Gleich darauf stieß sie seine Zimmertür auf, bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich an ihrem Jungen vergreifen wollte.
»Archie«, rief sie im nächsten Moment erleichtert und eilte an seine Seite. »Du meine Güte, was ist denn geschehen? Hattest du einen Albtraum?«
Der Junge saß kerzengerade und schweißgebadet im Bett und starrte Lizz aus vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an. »Er war hier!«
Lizz entzündete die dicke Kerze auf dem Nachttisch und zog den zitternden Jungen schützend in die Arme. »Wer, Archie? Von wem redest du?«
Archie klammerte sich ängstlich an sie und weinte schluchzend in ihre Halsbeuge. »Er war hier, Lizz ... Der Alte war hier. Er wollte mich holen.«
Sie sah sich suchend um, doch nebst den Kleidertruhen und einigen herumliegenden Spielzeugen war nichts zu erkennen.
»Schsch, niemand war hier, mein Junge. Es war nur ein böser Traum. Nur ein Traum«, flüsterte sie sanft und wiegte den aufgelösten Jungen beruhigend in den Armen.
»Aber er war hier«, beharrte Archie schluchzend. »Er stand direkt neben meinem Bett.«
»Das hast du nur geträumt«, erklärte sie erneut und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf den Scheitel. »Tantallon Castle wird von so vielen mutigen Kriegern bewacht... Hier könnte nicht einmal ein kleines Mäuschen unbemerkt hereinschlüpften. Ganz zu schweigen von einem erwachsenen Mann.«
»Glaubst du wirklich?«
»Ganz bestimmt. Leg dich wieder hin, Archie.«
Der Junge gehorchte etwas verkrampft und Lizz begann leise ein Wiegenlied zu singen, dasselbe Lied, das ihre Mama oft für sie gesungen hatte, wenn sie als Kind aus einem bösen Traum hochgeschreckt war. Es war eine alte schottische Weise, die von einem tapferen Elfenkind erzählte.
Eine leichte Bewegung ließ Lizz aufsehen und sie verspannte sich sogleich. George Douglas stand breitbeinig im Türrahmen. Barfuß, mit schwarzen Beinkleidern, offen stehendem Hemd und gezogenem Schwert stand er dort und starrte sie an. Lizzys Pulsschlag beschleunigte sich augenblicklich. Großer Gott, er wirkte so stark und verwegen, dass heiße Schauder ihren Körper erbeben ließen. Hinter ihm stand Robert. »Was ist geschehen?«, erkundigte sich dieser mit besorgter Miene.
»Es war nur ein Albtraum«, erklärte Lizz leise.
»Dem Himmel sei Dank«, flüsterte er erleichtert und senkte das Schwert. »Auf diesen Schrecken
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