Herz im Zwiespalt (German Edition)
seine Schlafzimmertür zuzog. Dann war alles still. Sie beeilte sich damit, ihre eigene Tür zu verriegeln, und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen das Holz. Ihr Herz hämmerte wie wild. Er hatte ihr Angst gemacht, ohne Zweifel. Er war plötzlich so wütend gewesen ... Niemals hätte sie gedacht, dass er sie tatsächlich anrühren würde.
Lizz fühlte sich tief beschämt, dass sie der Situation plötzlich nicht mehr gewachsen gewesen war. Ihr Blick fiel auf die Wand über ihrem Bett. Dafür würde er büßen.
»Ich hoffe, du hast das Mädchen zu Tode erschreckt«, erklang Robert Douglas’ betrunkene Stimme aus den Tiefen seines Sessels. Er rieb sich mit den Fingern über das kantige Kinn, als hätte er gerade einen derben Kinnhaken eingesteckt. »Himmel, wenn dieses Weib einmal loslegt, glaubst du, die Todesfee höchst persönlich will dich holen.«
George bedachte seinen Cousin zweiten Grades mit einem belustigten Blick. Dieser war zwar um einiges älter als George, doch durch sein heiteres Gemüt und sein meist spitzbübisches Grinsen wirkte er um Jahre jünger. Seit Kindesbeinen an standen sie sich so nah wie Brüder, eine Verbindung, die zwischen George und seinem leiblichen Bruder William seit Jahren zerbrochen war. George schätzte Roberts Loyalität und das unumstößliche Wissen, dass er sich vollkommen auf seinen Freund verlassen konnte. Viele Male hatten sie sich in Schlachten gegenseitig den Rücken freigehalten.
»Du kannst nur hoffen, dass du ihr nicht wieder begegnest. Ich garantiere dir, den Anblick deines Nachtgeschirrs wird sie so schnell nicht vergessen.«
Robert stöhnte verhalten auf. »Man wird sich doch mal irren dürfen.«
Er bedachte seinen halb leeren Weinkelch voller Verachtung. »Du hättest wirklich eingreifen können. Die Lady sah aus, als würde sie ihre Drohung glatt wahr machen. Kein sehr ehrenhafter Tod, wenn du mich fragst.«
George grinste und setzte sich in den anderen Sessel neben dem Kamin. »Sie besitzt unbestritten ein gewisses Feuer.«
Robert bedachte ihn mit einem nachdenklichen Blick: »Lass besser die Finger von ihr. Sie kann dich nicht leiden.«
»Das ist mir schon aufgefallen«, bestätigte George, füllte seinen Weinkelch erneut und lehnte sich zurück. Leider besaß sie auch einen unglaublich verführerischen Körper. Als er sie zuvor auf ihrem Bett abgeladen hatte, hatte es seiner ganzen Selbstbeherrschung bedurft, um ihr nicht nachzuspringen. George verlagerte unbehaglich sein Gewicht im Sessel, um den unerwünschten Druck zwischen seinen Beinen zu lindern. Ihr Nachthemd war bis über die Knie hochgerutscht und hatte einen verführerischen Blick auf schlanke, feste Waden enthüllt...
Gewaltsam zwang er dieses Bild hinweg und räusperte sich vernehmlich.
»Aber nun zurück zum eigentlichen Thema. Was ist wirklich geschehen? Wenn du deine Stimme etwas dämpfst, werden wir vermutlich von weiteren unerwünschten Störungen verschont bleiben.«
Roberts Gesichtszüge verfinsterten sich. »Wie gesagt, ich habe mich an deine Anordnung gehalten und William die Führung des Trupps überlassen. Keine zwanzig Meilen vor der Grenze gab er mir das Kommando und verschwand. Er meinte noch, wir sollten uns gefälligst selbst um die Engländer kümmern.« Robert schüttelte verächtlich den Kopf. »Ich versuchte ihn zurückzuholen ...«
»Ich weiß, dass dich keine Schuld trifft, Rob. Ich hätte eigentlich wissen müssen, dass sich mein geschätzter Bruder nicht an meine Befehle hält«, erwiderte George kühl. Sein Gesicht zeigte keinerlei Regung.
»Jetzt wissen wir, dass er nach Tantallon Castle geritten ist, um von Lachlan Geld zu verlangen«, fuhr Robert fort.
»William sollte bekannt sein, dass Lachlan das Familienvermögen lediglich verwaltet. Er besitzt keinerlei Befugnis, Auszahlungen zu leisten.«
Robert nickte. »Vermutlich glaubte William mit seiner Geschichte durchzukommen. Er hat Lachlan versichert, er käme in deinem Auftrag.« Robert schwieg eine Weile. Diese Unterhaltung war ihm sichtlich unangenehm. »Wir fanden Lachlan bewusstlos in der Kammer liegen. Die Goldtruhe war leer.«
George nickte erneut. »Bestehen Zweifel daran, dass William der Täter ist?«
Robert schüttelte den Kopf. »Nein, keine. Es gibt genügend Zeugen.«
»Ich nehme an, du hast sie alle zum Schweigen verpflichtet?«
Robert nickte widerwillig. »George, wie lange willst du Williams Taten noch vor deinem Vater verbergen? Der Kerl muss endlich für sein niederträchtiges
Weitere Kostenlose Bücher