Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz im Zwiespalt (German Edition)

Herz im Zwiespalt (German Edition)

Titel: Herz im Zwiespalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
Vom Netzwerk:
Sollte sich der elende Douglas doch mit den Flöhen herumärgern.
    Der Morgen graute bereits, als George mit seinen Männern nach Stirling Castle zurückkehrte. Er war erschöpft, und da er sich im kalten Flusswasser den Ruß und das Blut der heutigen Nacht abgewaschen hatte, fror er erbärmlich. Müde strich er sich das feuchte Haar aus dem Gesicht. Alles, wonach er sich jetzt noch sehnte, waren die warmen Arme einer willigen Frau und ein paar Stunden Schlaf. Der Schaden in Canonbie war nicht halb so schwerwiegend gewesen, wie sie zuerst gedacht hatten. Einige abgebrannte Häuser und niedergetrampelte Felder, doch tote Schotten waren kaum zu beklagen. Seine Männer hatten gute Arbeit geleistet.
    Gemeinsam ritten sie zu den Ställen und übergaben ihre Pferde den Stallknechten.
    Georges Blick glitt unbewusst zu dem beleuchteten Fenster im zweiten Stockwerk. Nur in ein weißes Nachthemd und ein wollenes Schultertuch gehüllt, stand eine junge Frau wartend dort oben. Dunkles, hüftlanges Haar umrahmte ihre schlanke Gestalt wie eine Wolke. Lizz ...
    George blieb mitten im Hof stehen und schaute zu ihr hinauf. Er vermochte es nicht, seine Augen von ihr abzuwenden. Nach all dem Gräuel und dem Blutvergießen der letzten Stunden erschien sie ihm wie ein zauberhaftes ätherisches Wesen. Hatte sie auf ihn gewartet? George war nicht so dumm, dies tatsächlich zu glauben, und doch ... Der Gedanke barg einen sanften Trost in sich.
    Ihre Blicke kreuzten sich und hielten sich sekundenlang fest. George konnte nicht anders, er begann plötzlich zu lächeln, als eine sonderbare Wärme sich in seiner Brust ausbreitete »Was für ein neugieriges kleines Weibsbild du doch bist, Kätzchen.«
    »Hast du vor, hier Wurzeln zu schlagen Mann?«, murrte Robert missmutig, während er sich den Plaid überwarf, den er im Stall versteckt hatte, und den übrigen Männern ins Schloss folgte.
    Als George erneut zum Fenster hinaufsah, war das Licht erloschen. Den seltsamen Stich der Enttäuschung konnte er sich selbst nicht erklären.
    Er rieb sich müde über das Gesicht, während er die Stufen zu Isabellas Gemach hochstieg. Als er jedoch vor ihrer Tür stand, hielt er plötzlich inne. Eigentlich verspürte er keinerlei Lust auf sie. Weder auf ihren üppigen Körper noch auf ihre absurden Spielchen. Wenn er ehrlich war, schien sie ihm in letzter Zeit sowieso entschieden an Reiz verloren zu haben. Irgendwie war sie ... verblasst. George zog nachdenklich die Stirn in Falten. Er konnte es beim besten Willen nicht anders ausdrücken. Ihr Haar war so hellblond, die Haut fast durchschimmernd vor Blässe ... George wandte sich kopfschüttelnd ab und ging in sein eigenes Gemach.

12
    Eine kaum enden wollende Karawane von bunt bemalten Planwagen, dressierten Hunden, Ponys und Artisten strömte durch die Burgtore von Stirling Castle und versetzte die Hofgesellschaft in helle Freude. Die Zigeuner waren da! Innerhalb weniger Minuten hatten sie ihre Stände im Hof aufgebaut und hielten ihre Waren feil.
    Die Lebensfreude und die Begeisterung der Zigeuner waren ansteckend und berauschend zugleich. Sie hatten ihre eigene Musik, deren feurige Rhythmen und Tanzschritte wahrhaft erotisierend und äußerst aufregend wirkten. Wann immer die Zigeuner auftraten, war garantiert, dass die Luft vor Erregung und Gelächter vibrierte.
    Auf Stobhall Castle waren Zigeuner leider nie willkommen gewesen, da Lizzys Vater sie allesamt als Langfinger und Halsabschneider verdammte. So brannten Lizz und Annabella nun geradezu darauf, dieses verbotene Volk näher in Augenschein zu nehmen.
    »Komm, Lizz, ich möchte unbedingt bei der Wahrsagerin vorbeischauen«, rief Annabella entzückt und eilte, so schnell es die Schicklichkeit erlaubte, durch die Menge. Lizz folgte ihr lachend und ihre Wangen röteten sich vor Aufregung. Sie waren die Ersten, die Old Pegs Wohnwagen aufsuchten. Die alte, faltige Wahrsagerin winkte die beiden Mädchen mürrisch herein, und während Annabella sich rasch an den kleinen Tisch mit der Kristallkugel setzte, um sich die Zukunft deuten zu lassen, sah sich Lizz in dieser seltsamen kleinen Welt um. Die Wände waren in dramatischem Rot und Schwarz bemalt, und von der Decke hingen getrocknete Gräser und Kräuter herab, die eigenartig durchdringende Düfte verströmten. In den hölzernen Regalen standen Flaschen, Schüsseln und Kästchen mit seltsamen Pulvern, Flüssigkeiten oder getrockneten Körperteilen von Tieren.
    »Lizz, hast du gehört, ich werde bald

Weitere Kostenlose Bücher